Ratingen Eine Friedenstaube im Familienzentrum

Ratingen · Im Maxi, dem katholischen Familienzentrum Heilig Geist, ist es gute Tradition, sich im Morgenkreis zu begegnen. Neueste Teilnehmerin dieser Runde ist Frieda. Sie ist weit gereist, war bereits bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, guckte Ministerinpräsidentin Hannelore Kraft über die Schulter und erhielt eine Audienz bei Papst Benedikt. Jetzt stiftet sie ein bisschen Frieden beim Nachwuchs. Bei Frieda handelt es sich übrigens um eine vom Landshuter Künstler Richard Hillinger geschaffene Bronzeplastik. Sie ist nicht irgendeine Taube, sondern eine Friedenstaube. Im Schnabel trägt sie das dafür typische Symbol, einen Ölzweig.

 Ulrike Lenninghausen und die Kinder haben die Friedenstaube Frieda in ihr Herz geschlossen.

Ulrike Lenninghausen und die Kinder haben die Friedenstaube Frieda in ihr Herz geschlossen.

Foto: Achim Blazy

"Die Kinder mögen sie richtig gerne", bilanziert Ulrike Lenninghausen, Leiterin des Maxi-Familienzentrums. Seit Mai bereichert der Vogel die Einrichtung. Zurzeit thront sie auf einem Schrank und bringt den 60 Kindern aus den drei Gruppen vieles näher, was sich rund um den weiten Begriff "Frieden" assoziieren lässt. "Wir haben Kinder aus vielen Nationen", wie es sich anfühlt, fremd zu sein, wissen einige. Und auch, was hinter den Begrifflichkeiten von "Krieg" und "Frieden" steckt, ist nicht unbekannt. In den Malstunden avancierte Frieda bereits zum beliebten Modell, auch für Bastelarbeiten wirkt das 30 Zentimeter große Tier inspirierend. Im Kindergarten aber wird nicht nur kreativ gearbeitet, hier wird auch über die Dinge des Lebens geplaudert. Wird im Morgenkreis darüber gesprochen, was zum guten Leben gehört, sind Antworten rasch gefunden: Geschwister, Eltern, Essen, Trinken - und Frieden.

Friedenstaube Frieda spielt noch eine weitere Rolle: Sie hat einen Blick auf das Musical, das die Kinder zusammen mit ihren zehn Erzieherinnen zurzeit proben. "Fremde werden Freunde" heißt es. "Erzählt wird eine realistische Geschichte", weiß Lenninghausen. Darin geht es um Gelbländer und Blauländer. Im Gelbland entsteht ein Krieg, weshalb viele Bewohner ins benachbarte Blauland fliehen. Zunächst freuen sich die Blauländer über die Neuankömmlinge. Dann aber wird ihnen alles zuviel, ob es wirklich an den ungewohnten Gelben liegt, kann keiner sagen. Aber die müssen für alles herhalten, weshalb Steine geworfen werden und gar eine Mauer gezogen wird. "Du bist mir fremd", erschallt es im Chor, dann aber werden versöhnliche Seifenblasenlieder angestimmt - und weil diese Geschichte von vernunftbegabten Personen erzählt, gibt es ein glückliches Ende. Das musikalische Finale lautet "Weil wir Freunde sind".

Geprobt wird zurzeit auf Hochtouren. Schließlich soll das Singspiel beim Kindergartenfest am 18. Juni begeistern. Eine zweite Aufführung folgt am 26. Juni beim Pfarrfest. Und dann wird es Zeit, sich von Frieda zu verabschieden. Denn eine Friedenstaube hat eine Mission, sie will weiterziehen, um Frieden zu stiften. Ob sie das als nächstes bei den Pfadfindern oder in einer Senioreneinrichtung machen wird, weiß nur sie. Ihrem Schnabel entwischt kein Piep, fest hält er den Ölzweig umschlungen.

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