Ratingen Englisch kann man überall gebrauchen

Ratingen · Zum Beispiel, um den Enkeln bei den Hausaufgaben zu helfen. Ein Besuch im Englisch-Kursus der Arbeiterwohlfahrt.

 Kursleiterin Constanze Hilgers (rechts) war früher Fremdsprachenkorrespondentin. Ihre Liebe zum Englischen gibt sie jetzt ehrenamtlich weiter.

Kursleiterin Constanze Hilgers (rechts) war früher Fremdsprachenkorrespondentin. Ihre Liebe zum Englischen gibt sie jetzt ehrenamtlich weiter.

Foto: achim blazy

Hefte raus, Klassenarbeit, das war vorvorgestern. Wenn sich die Teilnehmer des Englisch-Konversationskurses in der Weißen Villa treffen - außer in den Ferien einmal wöchentlich - stimmt sich die Seniorengruppe erst einmal mit Tee, Kaffee und einem Plausch (noch spricht man Deutsch) aufeinander ein. Die Stimmung ist gut und das Lob für die Lehrerin nicht weit: "Constanze hat viel Geduld mit uns und lacht nie über unsere Fehler", sagt Monika (70). "Das wäre ja auch ziemlich böse", erwidert Constanze Hilgers. Die Fremdsprachenkorrespondentin im Ruhestand ist seit mehreren Jahren ehrenamtlich für die Arbeiterwohlfahrt (Awo) tätig und wärmt ihre Schüler nach den Herbstferien freundlich auf: "Have you been on holidays?"

Gerd, der einzige Mann in der Runde, erzählt von einem Ausflug in den letzten goldenen Oktobertagen, hier und da behutsam in der Aussprache korrigiert und mit fehlenden Vokabeln unterstützt. Es geht nicht um Perfektion, sondern ums freie Sprechen - formt Sätze, lasst die Wörter fließen, dann wird es was mit euch und der englischen Sprache, so die unterschwellige Botschaft der Lehrerin.

Ingrid, die mit dem Bus eine lange Reise gemacht und einen großen Teil glücklich verschlafen hat, erfährt, dass es nicht "sleep in the bus", sondern "sleep on the bus" heißt, nicht "make a photo", sondern "take a photo". Sie kümmert sich um Englisch, weil sie ehrenamtlich in einer sozialen Einrichtung arbeitet und viel mit Migranten zu tun hat. Außerdem hat ihr Sohn lange in Australien gelebt und bringt schon einmal Freunde von dort ins Haus. "Umso besser, wenn ich mich verständigen kann."

Monika vertieft sich ins Englische, weil sie ihren Enkelkindern bei den Hausaufgaben helfen will - und wiederholt gleichzeitig mit den Enkeln noch einmal die Grammatik aus vorhergehenden Kursen. Den Geist auf Trab halten und bei Auslandsreisen in ganzen, authentischen Sätzen etwas bestellen, nach dem Weg fragen und in der Herberge Dinge selbstständig regeln können - darum geht es hier allen, dafür lesen und diskutieren sie gemeinsam mit Constanze Hilgers über kleine Texte und studieren Kapitel aus "English networks plus" . Tenor der Runde: Englisch kann ich doch überall gebrauchen und ich fühle mich besser, wenn ich mit ordentlichen Sätzen reagieren kann.

Zum günstigen Tarif - ab zehn teilnehmenden Personen kostet ein zehnwöchiger Kursus bei der Awo 50 Euro pro Teilnehmer - trainiert man in der Weißen Villa in mehreren Kursen und auf mehreren Niveaustufen. Das gilt auch für jüngere Semester: Manuela Remberg (42) ist hauptamtliche Mitarbeiterin der Awo und lernt dort seit einem Jahr Englisch - weil es sie während einer Amerikareise frustriert hat, so ungewohnt sprachlos zu sein. Es klappt jetzt schon besser. Ihren Wortschatz füttert sie zusätzlich mit englischen Liedtexten. Die Älteste in ihrem Kursus ist übrigens 83 Jahre alt. Sie lernt ebenfalls fürs Reisen.

(RP)
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