Heiligenhaus Erste integrative Tagesstätte ist eröffnet

Heiligenhaus · Im Neubaugebiet Grün-Selbeck gibt es jetzt die "kleine Robbeninsel" – mit viel Platz zum Spielen für derzeit 15 Kinder.

"Es ist normal, verschieden zu sein." Diese Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker werden gelebt. In den hellen, lichtdurchfluteten Räumen der neuen inklusiven Kindertagesstätte "Kleine Robbeninsel" in Grün-Selbeck zum Beispiel, deren Träger Pro Mobil ist, ein Verein für Menschen mit Behinderung.

Auf den 800 Quadratmetern an der Rügenstraße spielen seit dem 1. August Kinder mit Behinderung und Kinder ohne Behinderung. "Sie sollen hier ganz selbstverständlich miteinander groß werden", sagt Pro Mobil-Fachbereichsleiterin Antje Kühndahl. "Der Unterschied zwischen Inklusion und Integration ist, dass bei der Integration die Unterschiedlichkeiten im Vordergrund stehen, bei der Inklusion ist jeder bedingungslos willkommen." Sozialpädagogin Katja Benemann, die stellvertretende und derzeit kommissarische Leiterin des Kindergartens, fasst das in einem Satz zusammen: "Wir leben die Gemeinsamkeiten."

Und das gelte für alle Bereiche der Einrichtung, zum Beispiel bei den neun Mitarbeitern: "Das Team besteht aus Männern und Frauen mit verschiedenen Professionen, es sind Mitarbeiter dabei, die selbst eine Behinderung haben und auch altersmäßig gibt es eine gute Mischung", sagt Katja Benemann. "Die Resonanz bei den Mitarbeitern, den Kindern und den Eltern ist durchgehend positiv." Barrierefreiheit ist das Stichwort – überall. Natürlich auch in der Bauweise. Der Grundriss des Gebäudes gleicht dem eines Kleeblattes. Vier Gebäudetrakte sind ebenerdig um einen kleinen, luftigen Innenhof herum aufgebaut, dort wird zukünftig ein Baum in die Höhe wachsen. Die Gebäudetrakte selbst bieten jeweils 15 Kindern und jeweils drei Betreuern in drei Gruppen ordentlich Platz zum Spielen. "Das Haus ist komplett aus Vollholz errichtet", erklärt Pro Mobil Geschäftsführerin Margit Benemann. "Die Nachhaltigkeit war uns wichtig. Deswegen sieht der Neubau nicht nur gut aus, sondern ist auch energetisch sinnvoll gebaut." Es biete für alle ein angenehmes Lebensklima. Die letzten baulichen Details werden noch ausgebessert, der Betrieb fährt langsam hoch. Nach sieben Monaten Baustelle erobern sich jetzt die ersten Kinder von unter zwei bis sechs Jahren die Spielstätte hinter dem Nahversorgungszentrum. "Wir fangen langsam an. Die Kinder bleiben von Tag zu Tag ein bisschen länger hier, damit sie sich langsam eingewöhnen", sagt Margit Benemann.

Die komplette Innenausstattung wurde von der Gocher Werkstatt für Menschen mit Behinderung, dem "Haus Freudenberg", gefertigt. Es gibt kreative Sitzmöglichkeiten und für jede Gruppe eine funktionsfähige Küchenzeile. Rund 120.000 Euro standen dafür zur Verfügung. Spenden kamen dazu, die in Innen- und Außenausstattung flossen. Der Rasen im Garten wurde frisch eingesät und natürlich gibt es auch eine ordentliche Sandbank für die Robbeninsel. Doch immer noch gibt es eine lange Wunschliste, darauf zum Beispiel: Gymnastikmatten, ein Trampolin, Bällebetten, eine Kletterwand. Auch eine Hauswirtschafterin, die kochen und Organisieren kann, sowie ein Ehrenamtler, der sich um den Garten kümmern möchte, werden noch gesucht. Doch jetzt stehe erst mal die Eingewöhnung der Kinder im Vordergrund.

Weitere Informationen unter 01573-2377449 oder kita.robbeninsel@pmobil.de

(sade)
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