Ratingen Erzieher wollen wochenlang streiken

Ratingen · Rund 300 Verdi-Mitglieder demonstrierten gestern auf dem Marktplatz für mehr Geld. Die Stadt stehe in der Pflicht.

 Mit Transparenten machten Verdi-Mitglieder gestern klar, worauf es ihnen ankommt: Sie wollen mehr Geld und damit mehr Wertschätzung ihrer Arbeit. Die Kundgebung fand auf dem Marktplatz statt. Weitere Veranstaltungen in der Region werden folgen.

Mit Transparenten machten Verdi-Mitglieder gestern klar, worauf es ihnen ankommt: Sie wollen mehr Geld und damit mehr Wertschätzung ihrer Arbeit. Die Kundgebung fand auf dem Marktplatz statt. Weitere Veranstaltungen in der Region werden folgen.

Foto: Achim Blazy

Der Kurs ist klar abgesteckt. Rückzieher gibt es nicht, es wird gestreikt - jetzt. Und wenn es sein muss, auch in den kommenden Wochen und in anderen Städten der Region. Rund 300 Mitglieder der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi standen gestern - auch in Form von gesungener Musik - für mehr Geld und mehr Wertschätzung ein.

Klarer Fall: Die Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten (unter anderem in Kitas), gehen in die Offensive - mit Transparenten und klaren Aussagen. Wer in Ratingen ein neues Rathaus baue und den Düsseldorfer Platz mit einem Glasdach verziere, der müsse sich angesichts der schlechten Bezahlung der Erzieher fragen, wo die Prioritäten liegen, so Verdi. Tenor: Ratingen habe genug Geld, um im sozialen Bereich deutlich mehr zu bezahlen.

Gesche Hansmeier, Vorsitzende des Personalrats und selbst Verdi-Mitglied, zeigte sich von der Solidarität unter den Streikenden sehr beeindruckt. "Da machen immer mehr Kollegen mit", so Hansmeier, die 16 städtischen Kitas seien allesamt geschlossen, dieser Streik habe eine große Eigendynamik entwickelt. "Ratingen liegt, was die Streikbereitschaft angeht, unter den Städten im Kreis mit vorn", bilanzierte Hansmeier.

Wie Verdi mitteilte, war auch Bürgermeister Klaus Konrad Pesch zur Kundgebung auf dem Marktplatz eingeladen worden, um aus Sicht der Stadt eine Stellungnahme abzugeben. Doch der Verwaltungschef blieb der Veranstaltung fern. Allerdings war die Einladung sehr kurzfristig - und zwar erst am vergangenen Freitag - ins Büro des Bürgermeisters geschickt worden.

Verdi rechnet zurzeit damit, dass rund 1000 kommunale Kitas in NRW geschlossen sind. Der Landeselternbeirat (LEB) der Kindertagesstätten in NRW befürchtet, dass es zu langen Streiks kommen wird - zum Nachteil der Kinder. Sie litten am meisten unter der Unterbringung in einer Notgruppe und unter wechselnden Erzieherinnen. "Insbesondere für Kinder im U3-Bereich ist eine solche Situation nicht tragbar", heißt es vom LEB. "Wir appellieren an beide Tarifparteien, dringend die Verhandlungen wieder aufzunehmen und eine entsprechende Lösung zu finden", betont LEB-Sprecher Marcel Preukschat. Er ist der Ansicht, dass vom Kita-Streik betroffene Eltern einen Teil ihrer Beiträge zurückfordern können - "das Geld einzubehalten, ist dagegen problematisch".

3000 Teilnehmer bei Demo zum Kita-Streik in Köln
7 Bilder

3000 Teilnehmer bei Demo zum Kita-Streik in Köln

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2009 hätten einige Kommunen nach wochenlangen Kita-Streiks zwar Elternbeiträge zurückerstattet, weil keine Leistung erbracht worden sei; aber rechtlich geklärt sei diese Frage nicht, erklärte die Bundeselternvertretung der Kinder in Kitas. Deswegen wiesen etliche Kitas darauf hin, dass Streiks "höhere Gewalt" seien und somit kein Anspruch auf Erstattung bestehe.

Der LEB sieht am Ende, wenn sich kommunale Arbeitgeber und Gewerkschaften geeinigt haben sollten, auch Bund und Land in der Pflicht. Die höheren Tarifabschlüsse dürften nicht über die Elternbeiträge auf die Familien abgewälzt werden, warnt Preukschat. Für einen solchen Automatismus gebe es keinen Grund. Dies wäre vielmehr "ein Eingeständnis der Unfähigkeit von zielgerichteter Familien- und Bildungspolitik".

Auch Mütter mit kleinen Kindern waren zur Kundgebung gekommen. "Ich kann die Erzieher wirklich gut verstehen, irgendwann muss man sich auch einmal wehren", sagte eine Ratingerin, deren Tochter im nächsten Jahr in eine städtische Kita kommen soll.

Dass der Streik demnächst beendet sein wird, glaubt sie nicht. "Der wird nur noch härter."

(RP)
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