Heinz Hülshoff "Es war eine unheimlich schwere Zeit"

Ratingen · Das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, die Stadthalle Vergangenheit. Jetzt konzentriert sich der Wirt auf sein Lokal.

 Heinz Hülshoff hat das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Jetzt blickt der singende Wirt wieder optimistisch in die Zukunft.

Heinz Hülshoff hat das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Jetzt blickt der singende Wirt wieder optimistisch in die Zukunft.

Foto: Achim Blazy

Herr Hülshoff, fast auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass Sie das Stadthallenrestaurant schließen mussten. Wie geht es Ihnen heute?

Heinz Hülshoff Mir geht es so gut, wie lange nicht mehr. Das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, ich bin wieder mein eigener Herr und kann mich voll und ganz um den Europäischen Hof kümmern. Dazu läuft es auch musikalisch sehr gut, ich werde viel gebucht. Doch alles in allem muss ich sagen, bin ich an einem Punkt, an dem ich sagen kann, dass ich froh bin, dass alles so gekommen ist.

Das klingt erst einmal unverständlich, schließlich war das Ratinigia doch Ihr Baby - unabhängig davon, dass sie sehr viel Geld dort hinein gesteckt haben.

Hülshoff Das stimmt wohl, letztlich hat mich das ganze Projekt fast eine halbe Million Euro gekostet. Doch in bin einfach froh, dass ich diesen Druck in der Stadthalle nicht mehr habe. Das war unheimlich belastend, zumal ich auch sehr viele gute Mitarbeiter hatte, die dort mit drin gehangen haben. Es war einfach ein ständiger Kampf gegen die Kosten. Die Veranstaltungen in der Halle haben kaum Geld gebracht, wir hatten sieben Tage die Woche fast 15 Stunden auf. Das waren natürlich auch immense Personalkosten. Das ist jetzt zum Glück anders, der Druck ist weg.

Haben Sie ans Aufgeben gedacht?

Hülshoff Ja, mehr als einmal. Ich habe zwischenzeitlich einfach keine Kraft mehr gehabt. Wissen Sie, ich bin hier geboren, Ratingen ist meine Heimat. Und trotzdem habe ich oft mit dem Gedanken gespielt, von hier wegzugehen. Es war eine unheimlich schwere Zeit. Da waren Menschen, denen ich nicht mal mehr in die Augen schauen konnte, weil ich ihnen Geld geschuldet habe. Dass ich dennoch weiter gemacht habe, habe ich meinem Insolvenzverwalter Axel Kleinschmidt zu verdanken, mit dem ich enorm großes Glück gehabt habe. Er hat mir den Mut gegeben, weiterzumachen und immer wieder gesagt, dass ich mich nicht unterkriegen lassen darf.

Das sind Situationen, in denen man feststellt, wer seine Freunde sind.

Hülshoff Das stimmt. Vor zwei Jahren haben einige Leute nicht mehr mit mir geredet, aber es gab viel mehr Menschen, die an meiner Seite waren und mir Mut gemacht haben, nicht aufzugeben und zu kämpfen. Ich denke da zum Beispiel an einen Getränkehändler aus Lintorf, mit dem ich schon seit Jahrzehnten zusammen arbeite. Durch seine besondere Unterstützung war es mir möglich, innerhalb eines Jahres nach Insolvenzeröffnung wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Oder wenn ich an die Hilfe der St. Suitbertus-Kompanie denke und die der vielen anderen Helfer, die die Räumlichkeiten mit mir renoviert haben, ohne einen Cent dafür zu nehmen. Und allen voran möchte ich da noch einmal meinen Insolvenzverwalter Axel Kleinschmidt nennen, der mich über alle Maßen mit sehr großem Engagement unterstützt hat. Ohne ihn hätte ich das in dieser Form sicherlich nicht geschafft.

In der Stadt ist zu hören, dass auch die Verwaltungsspitze im Rathaus in dem ganzen Fall keine besonders positive Rolle gespielt haben soll.

Hülshoff Auf solche Geschichten gebe ich nichts. Und selbst wenn dem so wäre, ich habe weder Lust noch die Nerven dazu, schmutzige Wäsche zu waschen. Was passiert ist, lässt sich nicht mehr ändern. Ich habe mit dem Kapitel abgeschlossen und möchte diese Sachen auch gar nicht weiter diskutieren. Und davon abgesehen, mein Verhältnis zu Bürgermeister Klaus Pesch ist genauso gut wie früher.

Trotzdem noch einmal ein Sprung in die Vergangenheit: Die Gründe für die Insolvenz haben Sie schon kurz angesprochen. Was genau ist schief gelaufen?

Hülshoff Die Hauptursache lag letztlich nie am Europäischen Hof, sondern an der Stadthalle. Das Restaurant war zu groß, zu weit außerhalb des Zentrums, eine niedrige Frequentierung. Da kam einiges zusammen. An unserer Arbeit lag es sicher nicht, denn das Team hat einen Superjob gemacht. Im Marcelionos-Führer haben wir den ersten Platz belegt, bei der Tour de Menu den dritten. Das spricht für sich. Aber es gab halt keine Kontinuität bei den Gästezahlen. Das hat letztlich dazu geführt, dass zum Beispiel die Personalkosten nie kalkulierbar waren. Letztlich blieb mir dann nichts übrig, als die Insolvenz anzumelden, um so Schaden vom Europäischen Hof abzuwenden.

Wie sieht die Zukunft aus?

Hülshoff Ich bin komplett aus dem Insolvenzverfahren raus, habe Zeit und Kraft, mich voll und ganz auf den Europäischen Hof zu konzentrieren. Und das kommt bei den Gästen sehr gut an. Ich bin wieder da und habe mich nicht unterkriegen lassen.

WOLFGANG SCHNEIDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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