Lintorf Expertin wirbt für ausgewogenes Essen

Lintorf · Im Fernsehen wimmelt es vor Kochsendungen. Der Trend zu Tütensuppen und Tiefkühlkost setzt sich trotzdem massiv fort. Gudrun Schäfer weiß, wie schnelle, unkomplizierte und trotzdem gesunde Ernährung funktioniert - die schmeckt.

Mit missionarischem Eifer ist sie nie unterwegs und ebenso fehlt ihr alles überheblich-belehrende. "Unser Körper sagt uns schon, was er braucht", weiß Gudrun Schäfer. Allerdings ist diese Intuition fürs Richtige den meisten abhanden gekommen. Die Diplom-Ingenieurin für Ernährungs- und Haushaltstechnik sieht ihre Aufgabe eher in der Beratung.

Nicht nur, weil quasi jede Woche eine andere Ernährungsmethode angepriesen wird. Die Diätmöglichkeiten sind schier unüberschaubar: glutenfrei, rohvegan, Paleo oder doch besser Low-Carb? Sondern auch deshalb, weil "wir uns zwar ,Mahlzeit' wünschen, uns aber keine Zeit nehmen, zu mahlen" - also genussvoll und sorgfältig das Essen im Mund zu zerkleinern. Und so versucht die dreifache Mutter und Lintorferin frei nach Hippokrates vorzugehen: "Lasst eure Nahrung euere Heilmittel und eure Heilmittel eure Nahrung sein." Sie selbst "liebt Gemüse und was sich daraus machen lässt". Denn grundsätzlich gilt, bevorzugt natürliche Lebensmittel zu sich zu nehmen und maßvoll bereits verarbeitete Sachen, gemeinhin als Convenience umschrieben, zu essen. Wo vorne groß für die Fett- oder Zuckerreduktion geworben wird, verbirgt sich in der kleingedruckten Zutatenliste gerne eine Anreihung wie aus dem Chemiebuch. Freudlos oder einseitig geht es deshalb bei den Mahlzeiten im Schäferschen Familienkreis nie zu. "Ausgewogenheit ist wichtig", Nussnougatcreme oder Marmeladen gehören zum Beispiel beim Frühstück durchaus dazu. "Aber eben bloß mal und nicht ausschließlich."

Gebürtig aus Helmstedt, entschied sie sich nach dem Abi für ein Studium rund um Lebensmittel als Mittel zum Leben in Trier. "In der 11. Klasse hatte ich ein Schlüsselerlebnis", damals sollten die Daten eines gesunden Essens berechnet werden. Den vom Lehrer verlangten Fisch mit Salzkartoffeln sowie Salat fand sie wenig inspirierend, "so etwas aß ich damals nicht". Anstelle dessen berechnete sie den selbst zubereiteten Burger mit allem Zubehör. "Dafür bekam ich das Heft um die Ohren gehauen." Was Gudrun Schäfer animierte, sich mit Sinn und Unsinn von Ernährungsmythen zu beschäftigen, schließlich kann der Fleischklops durchaus gut sein - ist er frisch aus entsprechenden Produkten zubereitet.

"Der Körper ist leistungsfähiger, wenn er optimal mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien versorgt ist", bestätigt Simon Tsotsalas Diplom-Sportwissenschaftler. "Die müssen über eine ausgewogene und gesunde Ernährung wieder zugeführt werden", sagt er. Für ambitionierte Sportler ist die richtige Ernährung bekanntermaßen eine entscheidende Variable auf dem Weg zur Leistung. "Dass Spitzensportler mit Ernährungswissenschaftlern zusammenarbeiten, ist selbstverständlich." Und was für den Profi gilt, ist für den Laien in abgespeckter Form genauso richtig.

Ein wichtiger Aspekt in Gudrun Schäfers Ernährungsberatung ist die prinzipielle Unterscheidung zwischen Hunger und bloßer Futterlust sowie dem Faktor satt sein. "Da muss ich den Kopf einschalten und mich fragen: Warum will ich essen?" Sämtlichen Abnehm-Diäten steht sie skeptisch gegenüber, "es hilft nur die nachhaltige Umstellung", auch Kennzeichnung von Lebensmitteln per Ampel-Farben klassifiziere in "Gut und Böse. Aber das gibt es in der Ernährung nicht." Vernünftige Ernährung ist auch Kopfsache, "wer abends müde und hungrig nach Hause kommt, reagiert nicht gesund". Wer aber einen Plan hat und vorher einkaufen war, kann angedachte Rezeptur in etwa 30 Minuten umsetzen - die gleiche Zeit braucht meist auch die Convenience-Alternative.

Die Ex-Leichtathletin und Volleyballerin, übrigens der Liebe wegen in Ratingen gelandet, setzt mit Mann und Kindern außerdem auf den Faktor Sport. Laufen, schwimmen, Rad fahren - "Tage ohne Bewegung sind nichts für mich".

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