Ratingen Farbige Zeitreise

Düsseldorf · Das Rheinische Industriemuseum Cromford präsentiert sich zu seinem zehnjährigen Bestehen heute bei der Nacht der Museen im Kreis mit lebenden Bildern und Poesie.

Einmal an der festlichen Tafel von Johann Gottfried Brügelmann speisen, oder sich von Fabrikmeister Gisicus in die Geheimnisse der alten Spinnmaschinen einweihen lassen — diese Erfahrungen und viele mehr können Besucher heute Abend im Rheinischen Industriemuseum Cromford machen. Gleich zwei Anlässe hat Museumsdirektor Dr. Eckhard Bolenz für diese "Nacht der Poesie" in seinem Haus: das zehnjährige Bestehen des Ratinger Schauplatzes und die Nacht der Museen im Kreis Mettmann.

Die erste Fabrik auf dem Kontinent samt seiner Maschinen und Menschen begeistern als Museum seit 1996 kleine und große Besucher. Heute Nacht werden die Menschen lebendig, die vor über 200 Jahren in Ratingen Geschichte schrieben: Der freie Kulturwissenschaftler Martin Schmidt ermöglicht mit lebenden Bildern ganz ungewöhnliche Begegnungen: "Im ganzen Haus werden die Besucher heute auf historische Persönlichkeiten treffen", erklärt er. Dabei finden sich etwa Johann A. von Clermont oder Sophie Brügelmann vorübergehend zu historischen Bildern zusammen, aus denen sie bisweilen heraustreten, um gemeinsam mit den Besuchern in ihre Zeit einzutauchen. Schmidt: "Dies kann bei einem gemeinsamen Rundgang durch das Haus geschehen, beim Mahl an Brügelmanns Tafel oder bei einem Glas Sekt im Gartensaal." Überraschungen sind also programmiert.

Mit seinen lebenden Bildern hat Schmidt die Idee des Parkfestes weiterentwickelt, auf dem erstmals Museumsmitarbeiter in historischen Kostümen für das passende Flair sorgten. Zur Stärkung steht rustikale Kost bereit: Spanferkel, ein Käserad und Brotlaibe. Eine weitere Chance, zu einer Zeitreise in das 18. Jahrhundert aufzubrechen, haben Interessierte bereits zwei Wochen später: Für Freitag, 15. September, 18 bis 22 Uhr, lädt das Museumsteam zur langen Nacht der Wissenschaft ein. Goethe, von Humboldt, Smith — sie und andere Zeitgenossen des Fabrikgründers Brügelmann prägten vor über 200 Jahren eine Zeit der Veränderung. Alle waren Mitbegründer und Verfechter eines neuen Wissenschaftssystems. Der Schauspieler und Rezitator Gerhard Ferenschild lässt sie durch ihre Texte lebendig werden. Er nimmt seine Zuhörer mit auf eine Reise der Innovationen und Entdeckungen mutiger Pioniere. Zwischen den Rezitationen, die Ferenschild in historischem Kostüm vorträgt, lockern Musikbeiträge, Gespräche und Imbisse den Abend auf. Museumsdirektor Bolenz darf bei dieser Gelegenheit eine besondere Ehrung entgegen nehmen: Die Auszeichnung seines Hauses als einer von 365 Orten im "Land der Ideen", von der gleichnamigen Initiative.

(RP)
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