Ratingen Feuer in Großgarage war Brandstiftung

Ratingen · Vor dem schwer beschädigten Gebäude an der Dieselstraße in West trafen sich gestern ratlose Fahrzeugbesitzer.

 Vor der Großgarage der Liebigstraße/Dieselstraße schauen sich Katharina (links) und Rita Lysenko ein Handy-Foto ihres zerstörten Autos an. Sie warten noch auf eine Antwort ihrer Versicherung.

Vor der Großgarage der Liebigstraße/Dieselstraße schauen sich Katharina (links) und Rita Lysenko ein Handy-Foto ihres zerstörten Autos an. Sie warten noch auf eine Antwort ihrer Versicherung.

Foto: RP-Foto Achim Blazy

West Vor dem abgebrannten Parkhaus an der Dieselstraße war gestern Morgen ein Stelldichein ratloser Autobesitzer: Der Brandort war versiegelt, selbst die Brandermittler aus Mettmann kamen zunächst nicht rein: Die Schlösser waren ausgetauscht worden. Erst am späten Vormittag machte sich das zweiköpfige Ermittlerteam, begleitet vom Hausmeister, an die Arbeit.

Die Kripo geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Durch das Feuer wurden etwa 50 Fahrzeuge beschädigt, rund 15 schwer. Kriminalhauptkommissar Frank Pick, Leiter der Ermittlungen, schätzt den Schaden auf rund 500 000 Euro. Noch steht das Gutachten eines Statikers aus, der die Standfestigkeit des Gebäudes begutachten soll. Bis dahin darf niemand die Garage betreten.

Für die Autobesitzer ging es gestern vor allem um die Frage: "Wie geht es nun weiter?" Die hatten Katharina Lysenko und ihre Tochter Rita auch ihrer Autoversicherung gestellt, waren aber von ihrer örtlichen Agentur nur an eine Schadens-Hotline verwiesen worden. Dort hätten sie nur so viel erfahren: "Ein Ersatzfahrzeug gibt es nicht." Ersetzt werde über die Kaskoversicherung nur der Zeitwert. Über einen Lüftungsschlitz konnten sie einen Blick auf den erst zweieinhalb Jahre alten Mazda erhaschen. Von dem etwa 25 000 Euro teuren Auto sei nicht mehr viel übrig, sagte Rita Lysenko und zeigt ein Foto auf ihrem Handy: Ein völlig verstaubter grauer Schrotthaufen hinter dem Garagengitter. Am frühen Sonntagmorgen hatte ihre Mutter per E-Mail von dem Brand erfahren: Ein Freund habe ihr den Link auf ein Video im Internet geschickt: "Da war unser Auto klar zu erkennen." Zwei Einstellplätze weiter, so berichtete Rita Lysenko, seien seit längerem Umzugskartons und Möbel gelagert worden. Mit einem Zettel sei der Besitzer aufgefordert worden, das Zeug zu entfernen, denn es sei verboten, so etwas in einer Garage zu lagern. Aber es habe sich niemand darum gekümmert. Sie hat aufgrund der Bilder den Verdacht, dass das Feuer dort ausgebrochen sein könnte: Neben ihrem Stellplatz, also weiter weg, seien die Schäden deutlich geringer gewesen.

Was ist erlaubt in Tiefgaragen? Joachim Herbrand, bei der Feuerwehr Ratingen zuständig für den vorbeugenden Brandschutz, sagt klipp und klar: "Außerhalb von Fahrzeugen darf in solchen Garagen nichts gelagert werden." Das gelte rein rechtlich also auch für Reifen. Durch solche zusätzliche "Brandlasten", wie die Feuerwehr brennbare Gegenstände nennt, könnten sich Brände in Garagen schneller ausbreiten. Zuständig sei die Bauordnungsbehörde: Das Lagern von brennbaren Gegenständen werde empfindlich bestraft.

Explosionsgefahr durch Autos bestehe in der Regel übrigens nicht, so Herbrand. Anders als in den spektakulären Krimis könne höchstens mal ein Benzin-Tank durch die enorme Hitze "platzen". Aber mit einer Explosion hat das nichts zu tun. Probleme bereiteten vielmehr die Hitze und der Qualm, der die Sicht nehme. Doch bei dem Objekt an der Dieselstraße handele es sich um eine offene Bauweise, es sei also durchlüftet. Die Hitze dagegen habe die Moniereisen freigelegt und verbogen: Daher der Verdacht der Einsturzgefahr.

(RP)
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