Ratingen/Heiligenhaus Flüchtlinge: Kranke kosten Stadt viel Geld

Ratingen/Heiligenhaus · Landtagsmitglied Wilhem Droste (CDU) schlägt Alarm. Das Land soll die Städte entlasten, fordert er.

 Die neue Container-Unterkunft am Gratenpoet in Tiefenbroich. Weitere Möglichkeiten, Flüchtlinge vernünftig unterzubringen werden gesucht.

Die neue Container-Unterkunft am Gratenpoet in Tiefenbroich. Weitere Möglichkeiten, Flüchtlinge vernünftig unterzubringen werden gesucht.

Foto: Achim Blazy

Wohin mit den vielen Flüchtlingen? Die Suche nach neuen Unterkünften ist das Eine, die Kosten, auf denen die Städte sitzenbleiben, das Andere. Zu einem großen Riskofaktor sind mittlerweile die sechsstelligen Krankheitskosten geworden, die ebenfalls von den Städten zu tragen sind. Der Ratinger CDU-Landtagsabgeordnete Wilhelm Droste schlägt Alarm und fordert vom Land unter anderem einen Härtefonds. Es könnten pro Stadt 500 000 bis 700 000 Euro an Krankheitskosten dazukommen, so Droste.

Oft sind auch die beengten Wohnverhältnisse Ursache für Krankheiten. So meldete sich kürzlich ein verzweifelter Vater bei der RP. Rajko Pjordevic, Roma aus Serbien, beklagte, dass er seit einem Jahr mit sechs Personen in einem Zimmer in der Unterkunft Am Sandbach leben müsse. Einige Familienmitglieder seien bereits krank. Auf RP-Anfrage bei der Stadt hieß es: "Die Belegungssituation lässt es momentan nicht zu, die Familie mit weiterem Wohnraum zu versorgen. Um der Familie wenigstens etwas zu helfen, wurden eine eigene Kochgelegenheit sowie eine eigene Waschmaschine zur Verfügung gestellt." Es sei geplant, weitere Unterkunftskapazitäten zu schaffen.

Die Verwaltung geht davon aus, dass eine Möglichkeit hierzu wahrscheinlich relativ kurzfristig realisiert werden kann. Familie Djordevic sei dann dafür vorgesehen, neue Räume dort zu beziehen, so Eckhard Löwenstein vom Wohnungsamt. Solche Zustände sind seit Langem bekannt. Droste fragte in Ratingen und Heiligenhaus nach: "Beide Städte stoßen nicht nur mit der Unterbringung, sondern auch finanziell an ihre Grenzen. So muss etwa die Hälfte der derzeit etwa 120 Flüchtlinge in Heiligenhaus weiterhin in einem ehemaligen Schulgebäude wohnen. Auch in Ratingen sucht man händeringend nach weiteren Unterkünften für die rund 470 Flüchtlinge. Durch den verstärkten Zuzug müssen hier schon sieben zusätzliche Objekte für Unterbringungszwecke genutzt werden, weitere Neubauten und Anmietungen sind in Planung." Der Heiligenhauser Rat entscheidet in der kommenden Woche grundsätzlich darüber, wie die Unterbringung künftig geregelt werden soll. Es geht weiter um einen Mix aus Mietwohnungen und einem Übergangsheim.

Ratingen habe bisher etwa 1,4 Millionen Euro an laufenden Leistungen berappen müssen. Droste: "Erstattet wurden durch das Land bisher lediglich 400 000 Euro." Dabei enthielten die angegebenen Summen noch keine Personalkosten für die Betreuung, Verwaltung oder Hausmeister und auch keine Kosten der Unterbringungsobjekte.

Insbesondere entwickelten sich aber die nicht planbaren Krankenkosten, die sich zu einem "unkalkulierbaren Risiko". Die Flüchtlinge seien oft traumatisiert oder hätten auf der Flucht Verletzungen erlitten. So seien Ratingen bereits Krankheitskosten in Höhe von 440 000 Euro entstanden, hinzu kämen weitere geschätzte Kosten für drei Intensivfälle in Höhe von mindestens 450 000 Euro, für die noch keine Rechnungen vorlägen. Es gehe, so Droste, um ein Kind mit Leukämie, einen Bluter mit Hepatitis sowie ein Kind mit Magensonde und spezieller Ernährung.

Die Zusammenarbeit mit den Landeseinrichtungen gestalte sich mitunter recht schwierig: Die Flüchtlinge stünden teilweise ohne Ankündigung einfach morgens auf dem Rathausflur.

Droste hat sich an Innenminister Ralf Jäger (SPD) gewandt, um auf die schwierige Flüchtlingssituation vor Ort aufmerksam zu machen.

(RP)
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