Ratingen Flüchtlinge lernen Weihnachten kennen

Ratingen · 14 Schüler aus der Willkommensklasse der Friedrich-Ebert-Schule bereiten ihr Christfest-Premiere vor.

 In der Willkommensklasse an der Ebert-Realschule steht die Adventszeit unter besonderen Vorzeichen.

In der Willkommensklasse an der Ebert-Realschule steht die Adventszeit unter besonderen Vorzeichen.

Foto: RP-Foto. D. Janicki

Nicht nur die Sprache ist für sie Neuland, auch Gepflogenheiten und Bräuche erstaunen die Schüler der Willkommensklasse an der Friedrich-Ebert-Schule immer wieder. Jetzt haben die 14 jungen Leute besonders oft Gelegenheit, mit großen Augen auf ihr neues Leben zu blicken. Für sie steht das erste Weihnachtsfest bevor.

Für Manchen mag die Adventszeit ja nicht viel mehr als eine alkoholselige Phase sein -und das Christfest selbst lässt sich perfekt als Lizenz zum Schenken umschreiben. Für diese Kinder aber ist es ein Nonplusultra. "Dieses Fest ist unfassbar", versucht Salama seine Begeisterung über Tradition und Ausprägungen der christlichen Bräuche in Worte zu fassen. Der 13-Jährige ist Syrer, "ich erlebe das Fest zum allerersten Mal". Als "aufregend und spannend" empfindet er zum Beispiel die Handhabung des Adventskalenders und das täglich in der Klassengemeinschaft ein anderer ein Türchen öffnen darf. Dass Kerzen entzündet werden und spezielles Gebäck zubereitet wird, war ihm bislang als Adventsgepflogenheit ebenso fremd. "Da herrscht wirklich richtig Rede- und Erklärungsbedarf", fasst auch Lehrerin Gwendolyn Dembowsky die "Riesenneugierde" zusammen. Auch Ainhoa ist mit "Riesenspaß" dabei. Die Zwölfjährige stammt aus Spanien. In ihrer Familie war Heiligabend nie Schwerpunkt, das "Dreikönigsfest stand im Mittelpunkt".

Die Zehn- bis Vierzehnjährigen, von denen fünf aus Syrien, zwei aus dem Irak, und jeweils einer aus Venezuela, Thailand, Italien und Spanien stammen, sind "mit Interesse und Eifer bei der Sache", fasst die Lehrerin zusammen. 20 Stunden unterrichtet sie hier, in den Randstunden erfolgt noch weitere gezielte Förderung. "Nie bloß in Sachen Grammatik", sooft es geht, versuchen auch ehrenamtliche Unterstützerinnen wie Ingrid Terhardt, mit Kindern ins Gespräch zu kommen, zu sprechen und im Dialog den Vokabelschatz auf- und auszubauen. "So lassen sich am besten Wörter und ihre Bedeutung vermitteln", erklärt die freiwillige Helferin. Das Weihnachtsprojekt umfasst nicht allein Handhabungen wie Adventstürchen zu öffnen und Plätzchen zu backen. Auch die biblische Geschichte um die Verkündung der Weihnachtsbotschaft wird ausführlich besprochen. Zur Vertiefung stehen Besuche in Kirchen an. Um die Sprachkenntnisse weiter auszubauen und den Lernfaktor zu erhöhen, gibt es zu Basteln, Adventslieder singen und Co. außerdem praktische Aufgaben: Die Kinder haben einen Fragekatalog entwickelt. Bürger sollen zum Thema "Christfest" befragt werden. "Mögen Sie Weihnachten?", "was bedeutet Ihnen dieses Fest?" Das sind Fragen, auf die sie Antworten suchen. Mit Einwegkamera und Neugierde soll das Thema in Wort und Bild festgehalten werden. Jeder Teilnehmermacht daraus sein persönliches Poster. Wie Tradition erlebt und vermittelt, und von Erstguckeraugen umgesetzt wird, zeigt dann eine Ausstellung. "Das knüpft an ein Sommerprojekt an", sagt Dembowsky, "und wird nicht die letzte Aktion sein."

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