Kreis Mettmann Frauen trauen sich an die Kettensäge

Kreis Mettmann · Das Regionalforstamt bietet jetzt Motorsägen-Kurse speziell für Frauen an. Am zweiten Tag fallen bereits Baumstämme.

 Revierförster Lothar Schnegelsberg zeigt den Teilnehmerinnen, wie die Motorsäge beim Zerteilen von Baumstämmen richtig gehalten wird.

Revierförster Lothar Schnegelsberg zeigt den Teilnehmerinnen, wie die Motorsäge beim Zerteilen von Baumstämmen richtig gehalten wird.

Foto: Dietrich Janicki

Der Morgennebel hat sich noch nicht verzogen, da bahnt sich eine Fahrzeugkolonne ihren Weg durch den Wald. Heraus steigt ein Dutzend Frauen, ausgestattet mit Kettensägen. Doch dieses Szenario hat nichts mit Halloween zu tun: Die Damen lernen in einem Kurs den Umgang mit der Motorsäge. Das Regionalforstamt Bergisches Land bietet ganzjährig Motorsägenkurse an - und jetzt aufgrund einiger Nachfragen einen zweitägigen Motorsägenlehrgang speziell für Frauen.

Einen Tag Theorie haben die Teilnehmerinnen bereits hinter sich. In den Räumen des Instituts für öffentliche Verwaltung in Hilden lernten sie Vokabeln wie Keilschnitt oder Fällheber. Jetzt steht die Praxis auf dem Lehrplan. Lehrgangsleiter Hans-Christian Ludwig gibt noch ein paar Tipps zur Pflege und Wartung der Säge und kontrolliert das Arbeitsgerät.

"Die Säge ist aber ganz schön schwer", sagt eine Teilnehmerin. Doch es gibt kein Zurück mehr. Hans-Christian Ludwig macht es noch einmal vor: Der Arbeitsplatz wird von Brombeerranken und Gestrüpp frei geräumt. Ebenso ein Fluchtweg. Die Kronen der umstehenden Bäume müssen unter die Lupe genommen werden. Steht der zu fällende Baum gerade und wo soll er landen? Es gibt eine Menge zu beachten, bevor die Teilnehmerinnen die Säge anwerfen dürfen. Das ist gar nicht so einfach. Während einige den Dreh ruckzuck raus haben, brauchen andere mehrere Anläufe.

Es kostet Überwindung, mit dem Höllengerät zur Tat zu schreiten. Die Beweggründe der Frauen, an dem Kurs teilzunehmen, sind vielfältig. Von "brauche ich fürs Studium", über "ich möchte eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau machen" bis "ich bin Single und möchte auch alleine zurechtkommen" ist alles dabei. Kristine Hansberg und Isabell Küster haben sogar ein eigenes Stück Wald, in dem sie künftig selbst Hand anlegen wollen. Motiviert sind sie alle. Die Stimmung ist gut. Mutig werden die ersten Übungsschnitte gewagt. "Das geht ganz gut. Die Säge macht die Arbeit." Für Olga Iks ist es im Gegensatz zu den meisten Mitstreiterinnen nicht das erste Mal: "Ich habe schon mal geübt und weiß, wie sich eine Säge anfühlt." Andere sind da zögerlicher: "Ein interessantes Gefühl. Aber man braucht wohl viel Übung."

Beherzt geht Kristine Hansberg ans Werk. Kerbschnitt, Fällschnitt wie im Lehrbuch. "Achtung, Baum fällt", schallt es durch den Wald. Und schon kracht eine rund 20 Meter hohe Buche mit Getöse zu Boden. "Ein irres Gefühl." Kristine Hansberg hat soeben den ersten Baum ihres Lebens gefällt. "Es tut mir aber auch ein bisschen leid." "Enorm anstrengend", resümiert sie nun. "Ich hätte nicht gedacht, dass man so genau arbeiten muss."

Da fällt auch schon der nächste Baum. Isabell Küster steht der Stolz ins Gesicht geschrieben. "In Zukunft kann ich richtig mit anpacken." Am Ende des Tages gehen alle Teilnehmerinnen mit einem Motorsägenführerschein nach Hause. Der Satz "Ich wünsche mir eine Kette zu Weihnachten" bekommt jetzt eine völlig neue Bedeutung . . .

(RP)
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