Ratingen Frauenärztin hat ein ganz großes Herz

Ratingen · Oksana Dzharkas stammt aus der Ukraine. Sie kam nach Deutschland, um der Tochter eine gute Zukunft zu ermöglichen.

 Oksana Dzharkas arbeitet im St. Marienkrankenhaus und als Vertreterin in verschiedenen Arztpraxen.

Oksana Dzharkas arbeitet im St. Marienkrankenhaus und als Vertreterin in verschiedenen Arztpraxen.

Foto: Achim Blazy

Man kann den Vornamen Oksana tatsächlich übersetzen. Und dann heißt er auf Deutsch "die Gastfreundliche". Sie ist in der Tat gastfreundlich, diese 45 Jahre alte Dr. (UA) Oksana Dzharkas, Gynäkologin und Assistenzärztin am Ratinger St. Marienkrankenhaus, sie ist die Frau mit dem großen Herzen und dem offenen Wesen, die ihren Patientinnen mit großer Empathie entgegenkommt. Das UA hinter ihrem akademischen Titel bedeutet, dass sie ihn in der Ukraine erworben hat. Und der Nachname bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel - denn er ist syrisch und kommt vom Ehemann.

Alle weiteren Fragen und Antworten bringen auch weitere Vielfalt: Die Mutter ist katholisch, der Vater ist griechisch-katholisch, ziemlich streng und genau. Und wenn der Ehemann Temukh von seiner Frau erhofft, dass sie in älteren Jahren "nicht so genau und strikt" werden möge, dann sagt das schon aus, dass sie vielleicht eher leichtfüßig durchs Leben geht. Was er schätzt. Immerhin hat diese vermeintliche Leichtigkeit sie vor 17 Jahren - die nicht mal sechs Jahre alte Tochter Ferial an der Hand - nach Deutschland gebracht.

Seit wir staunend zur Kenntnis genommen haben, dass die schöne Frau Netrebko in ihrem Sehnsuchtsort, im berühmten Mariinsky-Theater gegenüber ihrer Musikschule in St. Petersburg, erst mal geputzt und dann erst für Geld gesungen hat - spätestens seit dieser Zeit wissen wir, dass man in Osteuropa gelegentlich einiges auf sich nehmen muss, um zum Beispiel einen beruflichen Traum zu verwirklichen.

Oksana zum Beispiel musste dem Medizinstudium eine zweijährige Beschäftigung als Pflegedienstkraft vorschalten, bevor sie dann in ihrer Heimatstadt Winnyzja Medizin studieren konnte. Allerdings bescherte ihr das die Bekanntschaft mit ihrem jetzigen Mann, der ebenfalls Medizin studierte, und noch vor dem Abschlussexamen eine Tochter. Von der sagt sie: "Sie ist das Beste, was ich in meinem Leben zustande gebracht habe".

Drei Jahre praktizierte Oksana Dzharkas in ihrer Heimat als Frauenärztin, wollte vor allem ihrem Kind eine andere Zukunft ermöglichen und ging in den Westen. Sie kam nach Deutschland, lebte kurz in Duisburg, zog dann nach Düsseldorf. Der Ehemann blieb zurück und konnte "seine beiden Frauen" zehn Jahre lang nur bei gelegentlichen Besuchen sehen. Inzwischen ist die Familie wieder vereint, arbeitet auch Temukh Dzharkas als Arzt. Und zwar in Solingen.

"Ich habe dem Kind schon einiges zugemutet damals - es musste eine Menge allein schaffen. Sich anziehen, allein in die Schule gehen." Wobei sie das Kind mit Überzeugung, Durchsetzungskraft und letztlich erfolgreich gleich in die zweite Klasse eingeschult hat. Später organisierte sie Hilfe und machte all die organisatorischen Klimmzüge, die allein erziehende Mütter so auf die Reihe bringen müssen. Die Tochter wuchs dann vielsprachig auf, denn ringsum wurde russisch, ukrainisch, arabisch und deutsch gesprochen. Und diese Sprachen sprechen die Eltern auch - was im beruflichen Einsatz immer wertvoller wird.

Sie selber war im Fliedner-Krankenhaus in Kaiserswerth beschäftigt, war schon einmal in Ratingen, dann im Krankenhaus in Gerresheim und operierte dort Brustkrebs-Patientinnen. So ganz nebenbei hatten ihre Approbation - die Zulassung zum Beruf in Deutschland - und auch ihre Facharzt-Prüfung geschafft werden müssen. Und sie legte noch einen Master nach, um im öffentlichen Gesundheitswesen tätig sein zu können.

Es gab dann eine Zeit, in der sich ihr Körper gegen all die Schufterei wehrte. Sie wurde krank und musste lernen, auf ihren Körper zu hören - was bis heute die eine oder andere Einschränkung bei der Beschäftigung bedeuten kann.

Gegenwärtig also ist Oksana Dzharkas im Kniesburges-Team für Gynäkologie und Geburtshilfe ("Hier kommen die Kinder gern zur Welt") und ist als Vertreterin in den verschiedensten Gynäkologischen Arztpraxen unterwegs. Dort wie im Ratinger Marienkrankenhaus immer mit schnellem Schritt und frohem Mut. Und, siehe oben, mit ganz großer Herzlichkeit.

(gaha)
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