Ratingen Freies Internet erobert die Stadt

Ratingen · Gratis-Wlan, um mobil im Internet surfen zu können, gehört längst zur Infrastruktur einer modernen Stadt. In Ratingen haben die Freifunker ein Netz aufgebaut. Die Stadtwerke-Tochter KomMITT betreibt Router am Glasfasernetz.

 Christian Kicken (l.) und Christian Paas zeigen: In der Obertor-Apotheke gibt es bereits einen Hotspot.

Christian Kicken (l.) und Christian Paas zeigen: In der Obertor-Apotheke gibt es bereits einen Hotspot.

Foto: A. Blazy

In Restaurants ist das an der Tagesordnung: Mit der Speisekarte müssen Kellner das Passwort fürs Wlan herausrücken. Nicht alle Bürger können sich eine Flatrate ihres Mobilfunkanbieters leisten, außerdem sind solche Verbindungen oft langsam. Freies Wlan im öffentlichen Raum war vor ein paar Jahren in Ratingen so gut wie nicht vorhanden. Christian Paas, Christian Kicken und eine Hand voll Mitstreiter wollen das ändern. Seit 2014 bauen sie als Verein Freifunk Ratingen ein Netz von Zugriffspunkten auf, in deren Umfeld man gratis und sicher ins Internet kommt. Auch die Stadtwerke-Tochter KomMITT schafft Gratis-Zugangspunkte im Rahmen ihres Ausbaus des Glasfasernetzes.

Die Ratinger Freifunk-Community ist dem Freifunk Rheinland e. V. angeschlossen. Der Verein gründete sich 2010/2011 in Düsseldorf und ist eng mit dem Förderverein freie Netzwerke e. V. verbunden, der sich bereits im Dezember 2003 in Berlin gründete.

Die Freifunker gelten als Provider und unterliegen damit nach Angaben von Paas nicht der sogenannten Störerhaftung, die solche Projekte beinahe zum Absturz gebracht hätte. Im Klartext: Wer einen Router betreibt, kann nicht für Missbrauch haftbar gemacht werden.

Das Prinzip der Freifunker ist ganz einfach: Privatpersonen, Gastronomen und Geschäftsleute, die über einen Internetanschluss verfügen, schließen einen preiswerten Router (ab 20 Euro) an und versorgen damit das nähere Umfeld bis zu etwa 150 Meter. So wie Dr. Klaus Herrmann von der Obertor-Apotheke an der Oberstraße. Er war sofort von der Idee begeistert. "Ohne Risiko für den Anbieter", wie Paas betont. Denn die Daten werden über eine VPN-Verschlüsselung direkt auf die eigenen Freifunk-Server im Bundesgebiet geschickt.

Mittlerweile haben die Freifunker etwa 60 Teilnehmer, der jüngste Knotenpunkt wurde vorgestern an der Hugo-Wollenberg-Straße in Betrieb genommen. Anfangs hatten Paas und Kicken vor allem die Flüchtlingsheime im Blick: Gerade für Asylsuchende sei preiswerte Kommunikation sehr wichtig. Mittlerweile sind fast alle Heime, auch mit Unterstützung der Stadtverwaltung, "versorgt". Nur in der Innenstadt hapert es noch, so Paas. Auch in Lintorf, Speestraße, ist noch niemand dabei.

Für alle Freifunk-Router gilt: Das Einloggen geht anonym, ohne Passwort und Datenbegrenzung. Der Verein, der nur wenige Mitglieder hat, und auch bei der Installation behilflich ist, zahlt monatlich bis etwa 150 Euro an Serverkosten: Spenden willkommen.

Seit 2011 errichtet die KomMITT Ratingen, ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadtwerke, ein Glasfasernetz. "Dieser Ausbau wird seit 2016 mit doppelter Geschwindigkeit vorangetrieben. Im Zuge dessen wird auch ein öffentliches, kostenloses Wlan-Netz geschaffen, die Dumeklemmer Hotspots. Natürlich ist es das Ziel der KomMITT, das Angebot so großflächig wie möglich zu gestalten", so Christian Reul, Leiter Marketing & Produktmanagement.

Begonnen habe man am Marktplatz in der City, am Berliner Platz und in der Wallpassage, im Bereich der Stadthalle, im Museum, im Bürgerbüro, dem Stadion sowie der Eissporthalle. Im Jahre 2018 werde in der City ein weitflächiges Dumeklemmer Wlan verfügbar sein. Ein weiterer punktueller Ausbau werde in Erschließungsgebieten in Ost stattfinden. Reul: "Mit dem Ausbau des Glasfasernetzes von Hösel, geplant 2019, sowie Lintorf, geplant 2020, werden auch dort an öffentlichen Plätzen und Gebäuden Hotspots errichtet." Moderne Firewalltechnik sorge für hohe Sicherheitsstandards.

(JoPr)
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