Ratingen Für sie ist der Markt harte Arbeit

Ratingen · Auf dem Weihnachtsmarkt sind vier Wochen lang Menschen für Menschen im Einsatz. Die RP stellt einige vor.

 Ionica Taranu aus Rumänien im Grillstand — kein Weihnachtsmarkt kommt ohne rumänische und polnische Arbeitskräfte aus.

Ionica Taranu aus Rumänien im Grillstand — kein Weihnachtsmarkt kommt ohne rumänische und polnische Arbeitskräfte aus.

Foto: Blazy, Achim

Hier war nicht das Christkind mit einer Engelsschar am Werk - hier wirken Menschen für Menschen: auf dem Ratinger Weihnachtsmarkt. Es gibt es ein wirklich schönes Angebot und reichlich Gelegenheit, sich bei Speis' und Trank zu treffen, Spaß zu haben und dann auch noch etwas Hübsches und/oder Sinnvolles zu kaufen. Es blieb erst trocken und gemütlich bei süßen Getränken mit Umdrehungen und Bratwurst. Grünkohl ging auch, chinesische Nudeln manchmal besser. Dann aber gab es manch traurigen Nieseltag.

Harry und Ute Bruch, die den Ratinger Weihnachtsmarkt seit Jahrzehnten organisieren, ließen sich als krisenfeste Kaufleute auch nicht vom Wetter schrecken. Sie hatten alles aus dem Lager geholt, was an stimmungsvollem Putz zu einem solchen Markt gehört und auch in diesem Jahr wieder den Ratingern gut gefiel. Nur - wer stellt sich vier Wochen ganztags hinter den Grill oder an die Pfanne mit den Champignons?

Da waren in diesem Jahr dann rumänische und polnische Kräfte am Werk, adrett, freundlich und von den Bruchs rheinisch flankiert. Der Glühweinstand mit benachbartem Unterstand blieb weitgehend in Familien- und Freundeshand: "Wir sind Schausteller, und das nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr", meinte Harry Bruch. Ihm ist offenbar schon eine Menge begegnet.

 Schmied Fossi aus Gelsenkirchen fertigt unter anderem aus ehemaligen Kaffeelöffeln Schmuckanhänger am Lederband.

Schmied Fossi aus Gelsenkirchen fertigt unter anderem aus ehemaligen Kaffeelöffeln Schmuckanhänger am Lederband.

Foto: Blazy, Achim

Auch die Leute, die nach Erzgebirgsschnitzereien gieren, dann aber nichts kaufen. Es gab auch Marktbesucher, die zwischen manchem Bling-Bling-Schmuck von Laszlo, dem Ungarn, die sehr schicken und auch dezenten Teile erspähen und für kleines Geld kaufen. Manche fotografierten die Preziosen, stellten sie in eine Internet-Auktion und kauften erst, wenn sie dort erfolgreich waren - auch ein Handel, an den der Besucher nicht unbedingt denkt, wenn er Selbstgetöpfertes "vermisst". Bei Anna aus der Ratinger Nachbarschaft, die leuchtende Sterne vom Himmel geholt hat, werden die großen Exemplare noch bis zum Schluss preisreduziert zu sechs Euro verkauft; den passenden Elektroanschluss gibt es für sieben Euro. Und Jürgen Pawlek vom Gut Lohhof wird neben dem Karussell noch bis zur bitteren Neige Teig durch die Spritzgebäckmaschine drehen und 100 Gramm zu 1,50 Euro frisch abbacken. Claudia Bartsch rückt auch an den drei letzten Markttagen aus Oberhausen an. "Ich kann nur geradeaus stricken", erklärt sie ihr Wollschal-Angebot, "aber ich kann auch Seifen herstellen". Auch die gibt es hier. Ein Unikum ist Fossi, der Schmied, der unter anderem aus Kaffeelöffeln Schmuckanhänger am Lederband fertigt. Wenn man sich Zeit nimmt, ihn befragt, erzählt er wie ein Buch von seiner Arbeit, demonstriert, wie ein Hämatit Metall poliert, wie er seine Arbeit tut. Dass sie ihm Spaß macht, bekommt jeder mit. Wenn man den "halben" Thailänder bei den Nudeln, die Handwerkerinnen hinter Kerzen oder Mützen, die freundliche Frau bei den Holzpyramiden zu Markt und Angebot fragte, gab es immer freundliche Antworten und manchmal auch schöne Geschichten zu hören.

(gaha)
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