Ratingen Gänsedreck stört Idylle am Grünen See

Ratingen · Die geschützten Kanadagänse haben sich dort extrem ausgebreitet. Die Stadt lässt die Fläche fünfmal pro Jahr reinigen.

 Die Idylle täuscht: Die Liegewiesen am Grünen See sind von den Gänsen längst in Beschlag genommen worden - mit entsprechenden Hinterlassenschaften.

Die Idylle täuscht: Die Liegewiesen am Grünen See sind von den Gänsen längst in Beschlag genommen worden - mit entsprechenden Hinterlassenschaften.

Foto: Achim Blazy

West Volkes Seele kocht - und das nicht bloß wegen der hohen Temperaturen. Wer zurzeit am Grünen See seine Runden dreht, stößt unfreiwillig auf eklige Hinterlassenschaften. Kanadagänse haben sich dort extrem ausgebreitet und sorgen dafür, dass ihr Kot auf Wiesen und Wegen für dicke grüngraue Flächen sorgt. RP-Leser Joachim Dorner hatte gestern per Leserbrief über das Problem berichtet. Und auch auf der RP-Facebook-Seite im Internet wird die Problematik kräftig diskutiert. Von "Abschießen" bis "das ist halt Natur" reichen die Kommentare.

Beim Grünflächenamt, das für die Reinigung der Flächen im Erholungspark Volkardey zuständig ist, ist das Problem bekannt: "Das haben wir seit Jahren regelmäßig im Sommer", sagt Jörg Weskamp vom Amt für Kommunale Dienste. Doch viel machen kann die Verwaltung nicht: "Es handelt sich dabei um eine Population von kanadischen Graugänsen. Für die gibt es extra Schutzprogramme. Die kann man nicht einfach abschießen", so Weskamp - auch wenn er die Aufregung der Seenutzer nachvollziehen kann: "Die Gänse haben sich die Hauptwiese als Mittelpunkt ausgesucht, die eben auch von den Menschen im Sommer besonders gerne benutzt wird. Deshalb kommt es jährlich zu dieser Situation." Und so bleibt der Verwaltung nicht viel mehr übrig, als die Wiesen und Wege im regelmäßigen Turnus reinigen zu lassen. Die sogenannte Bezirksflächenpflege findet fünf Mal pro Jahr statt: "Dabei werden dann auch die Wiesen gemäht und der Gänsekot beseitigt. Mehr können wir nicht tun", sagt Weskamp.

Dass die Population zugenommen hat, liegt vor allem daran, dass neben fehlenden Fressfeinden in der Region diverse Schutzprogramme für die Tiere bestehen. Sie können sich ungehindert vermehren. Ein weiteres Problem: Oftmals werden sie von Passanten gefüttert. Kurz gesagt: Den Gänsen geht es einfach zu gut.

Viele Möglichkeiten, der Sache Herr zu werden, gibt es nicht. "Uns sind die Hände gebunden", erklärt Weskamp. In anderen Städten setzt man teilweise bereits auf die Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen wie dem BUND oder dem Nabu.

Dort ist man dazu übergegangen, mittels Medikamenten dafür zu sorgen, dass sich die Tiere nicht mehr ungebremst vermehren können - Vermehrungshemmnisse nennt das der Fachmann. Geplant sind solche Schritte in der Dumeklemmerstadt allerdings noch nicht.

Auf der Facebook-Seite der Rheinischen Post (www.facebook.com/rp.ratingen) tobt bereits eine heiße Diskussion um den Vogel-Dreck. Die Einen halten das für normale, die Anderen eklen sich. Dirk Brixius: "Letzte Woche war ich im Volksgarten Düsseldorf. Da sieht es genauso aus. Auf den riesigen Wiesen ist es kaum noch möglich, einen kotfreien Platz zu finden, auf den ein Handtuch passt." Renate Pflug: "Darüber regen sich weniger Leute auf als bei Hundekot. Der Hundekot ist aber längst nicht so weit verbreitet. Die Wiesen und Wege sind einfach eklig. Und das nennt sich Erholungspark." Birgit Lehmkuhl sieht das ganz anders: "Zum Sonnen sind dort genug Wiesen ohne Gänse und Kot. Baden ist am See sowieso verboten. Ich seh das Problem nicht. Das ist kein Badestrand, sondern ein Natursee."

(RP)
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