Ratingen. Galerie zeigt Altmeister der Gegenwart

Ratingen. · Das Kunsthaus an der Grütstraße hat Werke von Penck, Lüpertz und Immendorff zusammengestellt.

Mal sind es die Jungen - die eher neuen im Kunstgeschäft - mal die Alten. Wenngleich das oft auch mal junge Wilde waren. Diesmal also zeigt Meike Müllers Kunsthaus an der Grütstraße 3 - 7 drei Altmeister, die schon in der beachtlichen Ausstellung von 1984 in Düsseldorf Garanten für Qualität waren. Jetzt sind sie, und das seit gestern Abend, für exakt einen Monat zu betrachten und zu kaufen.

Von Markus Lüpertz, Jörg Immendorff und A.R. Penck sind die Arbeiten, 40 Grafiken aus eigenen Beständen des Kunsthauses und Werken, die hier in Kommission hängen.

Und zum ersten Mal gab es, sozusagen als musikalische Leihgabe von nebenan, vom Tragödchen, einen Auftritt. Bernd Steinmann und Stefan Loos, die als "Essener Gitarrenduo" anschließend ein bejubeltes Konzert mit klassischer spanischer Musik und mit Flamenco bei "Peter und Paula" hinlegten, wärmten auf.

Die drei Künstler bei Müller nun vereint vielleicht, dass sie sich kannten, dass sie Professoren an der Düsseldorfer Kunstakademie waren. Lüpertz, der stets dandyhaft Gekleidete, geht auf die 80 zu, aber Penck verstarb in diesem Jahr, und Immendorff ist bereits seit einem Jahrzehnt tot.

Von ihm ist unter anderem ein Bild in der Ausstellung, dessen Original das offizielle "Kanzlerbild" von Gerhard Schröder ist und in die bundesdeutsche Ahnengalerie der bisherigen Kanzler aufgenommen wurde. Es entstand in der Phase, in der Immendorff bereits schwer krank war. Während sich vorher regierende Kanzler nicht besonders leicht getan hatten mit der Wahl ihrer Porträtmaler, während manches Konterfei auch mal von einem anderen Künstler Jahre später auf die Leinwand kam, war sich Schröder schon zeitig sicher, wer ihn malen sollte. Den Auftrag freilich erteilte er ziemlich spät. Klar, gemalt wird in Deutschland erst am Ende der Regentschaft. Und so machte sich Immendorff mit Hilfe von Computer und mehreren Assistenten ans Werk und kreierte Schröder als hyperrealistische goldene Ikone. Im Hintergrund turnen Affen, im Vordergrund rechts ein Wesen, das den gebrochenen Bildhauer darstellen soll, und links zerfließt ein flutschiger Bundesadler.

Ob man nun den Maler oder den Kanzler präferiert - für 2800 Euro kann man die Serigrafie - eine von 99 Exemplaren - käuflich erwerben. Als das Original in die Kanzler-Ahnengalerie kam, sind - so Meike Müller - keine Staatseuro geflossen. Der Künstler schenkte es seinem Freund, und der schenkte es weiter.

Nicht zu allen Arbeiten gibt es solche Geschichten zu erzählen. Aber gestern Abend brauchte keiner der Kunstinteressierten literarisch ungeküsst die 55. Ausstellung zu verlassen; denn ein Schlückchen zu trinken, ein bisschen Klatsch und Kunst gehören einfach zusammen.

(gaha)
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