Ratingen Geheimnisvolle Gärten auf Barytpapier

Ratingen · Fotograf Ingolf Timpner vergrößert seine Bilder wie anno dazumal. Foto-Ausstellung im Museum.

 Ingolf Timpner zeigt seine Schwarz-Weiß-Fotografien bei einer Sonderausstellung im Museum der Stadt Ratingen.

Ingolf Timpner zeigt seine Schwarz-Weiß-Fotografien bei einer Sonderausstellung im Museum der Stadt Ratingen.

Foto: Achim Blazy

Die Ausstellung heißt giardino segreto und meint "geheimer Garten". Selbiger blüht schwarz-weiß im eigens dunkelgrün angepinselten oberen Ausstellungssaal des Museums. Und gibt Kunde von der Auseinandersetzung des Düsseldorfer Künstlers Ingolf Timpner mit den Ergebnissen analoger Fotografie.

Er nimmt seine Arbeiten mit Kameras aus den 1950er und 1960er Jahren auf und belichtet sie in Schwarz-Weiß. Viele Fotografien haben das Format 51 mal 51 und sind auf Barytpapier abgezogen. Dieses klassische Fotopapier für ein schwarzweißes Bild besteht aus einem festen, papiernen Träger, auf den eine weiße Schicht aus Bariumsulfat (auch Baryt genannt) und anschließend eine lichtempfindliche Schicht aufgebracht worden ist. Die lichtempfindliche Schicht besteht, wie in der klassischen Fotografie üblich, aus Silberhalogenidkörnchen, die in Gelatine aufgeschlämmt sind. Soweit die Technik. Doch dann kommt die Kunst.

Einmal spart Timpner beim Auftrag der Entwicklerflüssigkeit die Ränder aus, die dann wolkig ausfransen und bei liebevoller Interpretation schon dadurch an Landschaftsdarstellungen erinnern. Getrocknet werden sie an der Luft, erhalten Wellen und einen natürlichen, tastbaren Charakter.

Die Fotoschau des 53 Jahre alten Ingolf Timpner gehört zum gegenwärtig laufenden "Düsseldorf Photo Weekend", bei dem vom 3. bis zum 5. Februar mehr als 70 Museen, Galerien, Institutionen und Off-Räume ein vielseitiges Programm zum Medium Fotografie präsentieren. Das Angebot reicht von der klassischen Fotografie bis hin zu aktuellen Tendenzen mit neuen Medien. Viele der Ausstellungen sind - wie die in Ratingen - noch mehrere Wochen in den Instituten zu sehen.

Seit der Renaissance ist der geheime Garten in der Gartenbaukunst ein sorgfältig angelegter Bereich und geschützter Ort, der dem privaten Rückzug und der Erholung dient. "Gleichzeitig", so die poetische Beschreibung des Museums zur Ausstellung, "ist der Begriff ein Topos der Kunst- und Literaturgeschichte, der nicht selten den Schauplatz und die Projektionsfläche für emotionale Stimmungen benennt.

Irgendwie spannen sich vielfältige Verbindungen von den 55 Fotos im Obergeschoss zu den unterschiedlichen Exponaten in den anderen Räumen, nicht zuletzt zu den Teilen der Porzellansammlung Johann Peter Melchior, dem anerkannten Porzellanmodelleur des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

Timpner behält sich ein paar Handgriffe seiner handwerklichen Fotografen-Arbeit vor - umso interessanter dürften sie für Besucher sein, die sich mit fotografischer Gestaltung befassen. Doch in der einerseits heimeligen Atmosphäre des satten Wandgrüns, andererseits im dennoch hell belichteten Saal fügen sich die zarten Pflanzenabbildungen zu einem geheimnisvollen Bewuchs - sei er auch Garten genannt. Da gibt es auch Bildnisse, die nur ideell zu einem Garten gehören: Die schöne Gärtnerin, die vermackten Äpfel mit spröder Anmutung, die Seerosen, liebevoll aus Papier gestaltet und dann verfremdend abgelichtet. Alles in allem geheimnisvoll gestaltet, sozusagen auf Fotopapier gegärtnert. Am kommenden Freitag, 3. Februar, kann man ab 18 Uhr dort lustwandeln.

(gaha)
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