Ratingen Goldschmiedin, Karnevalistin, Tänzerin

Ratingen · Andrea Schuster-Westerling ist gebürtige und bekennende Ratingerin. "Ich möchte nirgendwo anders leben", sagt sie.

Andrea Schuster-Westerling wollte nie etwas anderes werden als Goldschmiedin. "Ganz kurz hatte ich zwischendurch als Plan B überlegt, Masseurin zu werden." Die Idee verwarf sie schnell. "Das kann mitunter echte Knochenarbeit sein." Anstelle dessen wollte sie viel lieber kreativ gestalten. Das kleine Einmaleins dieser Kunst hat sie quasi mit der Muttermilch aufgesogen: Ihre Eltern Barbara und Gerhard Schuster betreiben seit 1972 das Juweliergeschäft an der Bechemer Straße.

Schon als 14-Jährige hat sie bei Hochbetrieb, beispielsweise vor Weihnachten, dort ausgeholfen. "Nicht weil ich musste, sondern weil es mir Spaß machte." Und weil sie sich bei dem Nebenjob nicht doof anstellte, sondern außer Geschick viel Interesse zeigte, lernte sie fix erste Handgriffe. "Schon als Aushilfe wusste ich, wie man Perlen akkurat aufzieht." Die Liebe zum Beruf ist geblieben, Fingerfertigkeit und Fantasie ebenfalls. Nach Klasse 11 verließ die gebürtige und bekennende Ratingerin das Gymnasium. Und begann beim Papa ihre Ausbildung. "Man sagt ja immer, Väter und Töchter hätten ein besonders inniges Verhältnis. Bei uns stimmt das", kann Gerhard Schuster sich an "keinen einzigen schwierigen Moment während der Ausbildung" erinnern. Nach der Gesellenzeit ging es dann zum Feinschliff nach Köln. Dort legte sie im November 1997 ihre Meisterprüfung ab. Colliers, Armbänder, Ringe, Kunsthandwerk und Geschenke - nach altem Handwerksbrauch wird Schönes aus Materialien wie Silber, Gelb- und Weißgold gefertigt. Aus Platin allerdings entsteht nichts. "Dazu bräuchte man einen separaten Arbeitsplatz und eine eigene Flamme." Nämlich eine aus Acetylen. Die der Goldschmiede Schuster wird mit Propangas betrieben, ganz traditionell mit Mundsauerstoff. Sprich: Es muss in ein entsprechendes Röhrchen gepustet werden, um die Intensität der Flamme zu regeln. "Alles eine Frage der Übung. Nur bei Erkältungen ist das dann etwas anstrengender. Da habe ich schon mal einen knallroten Kopf." Bevorzugt bei Spaziergängen am Blauen und Grünen See hält die 46-Jährige die Augen offen. "Am meisten inspiriert mich die Natur." Farben faszinieren sie, weshalb sie auch ein Faible für Bergkristalle hat. "Da sind oft Einschlüsse drin. Das sind nicht die wertvollsten Steine wie Diamanten. Aber Unikate."

Als ebenso einzigartig empfindet sie auch ihre Heimatstadt. "Ich möchte nirgendwo anders leben." Bummelt sie durch die Stadt, trifft sie auf viele Bekannte. "Das ist schön." Und unvermeidlich. Denn nicht nur durch ihren Job ist sie bekannt. Seit 1989 fertigt das Schmuckgeschäft für die Tollitäten der Fünften Jahreszeit die sogenannte Prinzenkette. Karneval ist ein weiteres Lieblingsthema, "schon als junges Mädchen bin ich da als Möhne mitgelaufen". Seit vergangenem Jahr ist sie als 2. Pressereferentin im Karnevalsausschuss aktiv. Bei den Roten Funken ist sie außerdem in der Reserve mit von der Partie. "Also ohne Uniform und im Hintergrund." Spaß hat sie trotzdem. Und der ist ihr bei allem Engagement im Beruf, der mit Aufgaben wie Ausbesserungen und Schätzungen von Schmuckstücken natürlich oft auch Alltag ist, wichtig. Als Ausgleich zu Beruf und Familienleben mit Ehemann und Sohn (13) hat sich Andrea Schuster-Westerling Freiräume geschaffen. Zusammen mit drei Freundinnen, "wir kennen uns seit 30 Jahren aus alten Schulzeiten", reist sie ein Mal im Jahr als Kontrapunkt zum Familienurlaub im niederländischen Cadzand oder Verwandtschaftsbesuch im Frankenland nach Langeoog. "Das gönnen wir uns, ein paar unbeschwerte Mädchen-Tage auf der Insel."

Außerdem tanzt sie seit 25 Jahren. "Meine Eltern waren im Türkeiurlaub und meine Mutter brachte mir ein Bauchtanzkostüm mit." Das saß nicht bloß wie angegossen, Dank entsprechenden Unterrichts weiß sie sich auch toll darin zu bewegen. "Beim Bauchtanz wird vom kleinen Zeh bis zum kleinen Finger alles bewegt. Und man fühlt sich sehr weiblich." Diese Art der Ganzkörpergymnastik empfindet sie außerdem als "gute Ergänzung zum Beruf. Da sitze ich den ganzen Tag."

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