Heiligenhaus Graffiti sprühen - aber diesmal ganz legal

Heiligenhaus · In den Ferien leisten Jugendliche aus Haan, Heiligenhaus, Mettmann, und Wülfrath Sozialstunden ab - mit der Spraydose.

Hochkonzentriert sitzen die jungen Leute über einem weißen Blatt Papier. Mit dem Bleistift malen sie Linien und Kreise. Gar nicht so leicht, stellen sie schnell fest. Dabei sind das nur die Vorarbeiten, denn die Damen und Herren haben noch viel zu tun - und das buchstäblich: Mit 150 Spraydosen im Gepäck werden sie vier Tage lang gleich mehrere Wände auf Heiligenhauser Stadtgebiet mit Graffiti-Kunst verschönern. Freiwillig sind allerdings nur die wenigsten dabei. Denn der Großteil der zehn Jugendlichen leistet Sozialstunden ab, weil sie kleinere Diebstähle, leichte Körperverletzungen oder auch Drogen-Verstöße auf dem Kerbholz haben.

"Erzieherische Maßnahmen" nennt das Giuseppina Cagna von der Heiligenhauser Jugendgerichtshilfe. "Die Jugendlichen sind keine Straftäter, sie haben Fehler begangen. Mit Projekten wie dem Graffiti-Projekt wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, nicht ganz ohne Spaß aus ihren Fehlern zu lernen." Aber auch einige Freiwillige sind dabei. Dahinter steckt das Projekt "Neue Wege", in dem sich die Jugendgerichtshilfen Haan, Heiligenhaus, Mettmann und Wülfrath zusammengeschlossen haben. "Schon zum fünften Mal ist das unser traditionelles Sommer-Graffiti-Projekt, für das ich immer auf der Suche nach guten Flächen bin", sagt Cagna. Und die Aktion ist schon so gut bekannt, dass die Sozialpädagogin immer genug Flächen findet, die sie mit den Jugendlichen legal besprühen kann.

Geübt wird zum Beispiel auf einer versteckten Fläche hinter den naturwissenschaftlichen Gesamtschulräumen. Zum ersten Mal dürfen die Künstler in dieser Woche auch auf einem Privatgrundstück in der Wassermangel sprayen. Wer die Augen offen hält, der wird auch auf dem Panoramaradweg die öffentliche Kunst bewundern können. Heute und morgen nehmen sich die Jugendlichen mit vier Betreuern dann die 37 Meter lange und vier Meter hohe Rückwand des Flughafen-Hangars vor, um ein in satten Blautönen gehaltenes Motiv - natürlich mit Flugzeugen - auf die Wand zu bringen.

Angeleitet werden sie dabei erneut vom spanischen Künstler Javier Landa Blanco: "Ich glaube, die Jugendlichen haben mit so einem Projekt die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. Sie können ihre Kreativität entdecken und nutzen." Auch die Jugendliche finden: "Die Arbeit ist okay. Wir können mit dieser Arbeit die Sozialstunden sinnvoll nutzen und tun auch noch Gutes." Und genau darauf wollen Cagna und ihr Mettmanner Kollege Manfred Cserni hinaus: "Das Jugendamt selbst ist bei den Jugendlichen immer negativ verknüpft. Bei so einem Projekt können wir Mitarbeiter des Jugendamtes im direkten Umgang mit ihnen arbeiten. Es gibt klare Regeln, natürlich, aber wir kommen in ganz anderer, lockerer Atmosphäre viel näher an die Jugendliche und ihre Welt ran."

Landa sorgt dabei in Abstimmung mit den Eigentürmern für eine einheitliche Linie der öffentlichen Kunst. Im Kreis ist er längst kein Unbekannter mehr: Er hat zum Beispiel mit Jugendlichen die Brückenpfeiler an der Heiligenhauser Abts-kücher Straße oder in in der Stadt Mettmann Wände der Grundschule Herrenhauser Straße mit Graffiti verziert.

(sade)
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