Ratingen Große Krisensitzung in der Stadthalle

Ratingen · 800 Mitarbeiter nahmen an der internen Personalversammlung teil: Bürgermeister Pesch steht stark in der Kritik.

 Gestern Morgen gab es in der Stadthalle eine nicht-öffentliche Personalversammlung. Der Personalrat führte in seinem Rechenschaftsbericht eine ganze Reihe von gravierenden Problemen auf.

Gestern Morgen gab es in der Stadthalle eine nicht-öffentliche Personalversammlung. Der Personalrat führte in seinem Rechenschaftsbericht eine ganze Reihe von gravierenden Problemen auf.

Foto: Achim Blazy

Frust statt Zufriedenheit, betretene Mienen statt Aufbruchstimmung: In vielen Verwaltungsbereichen hagelt es seit Wochen Kritik, vor allem an der Amtsführung des neuen Bürgermeisters Klaus Konrad Pesch. Die Verunsicherung ist jedenfalls groß, auch wenn altgediente Mitarbeiter dies bei einem Wechsel an der Stadtspitze als völlig normalen Vorgang bewerten. Es gebe in der Anfangsphase nun einmal Reibungsverluste, doch die halten seit langem an, so die Gegenseite. 800 Mitarbeiter nutzten gestern die Möglichkeit, Informationen und Reaktionen aus erster Hand zu bekommen - und deshalb nahmen sie an der turnusmäßigen Personalversammlung teil.

Die Wahrnehmungen und Darstellungen zum Ablauf der Veranstaltung in der Stadthalle gingen weit auseinander. Einige Beobachter bemängelten gestern, dass der Verwaltungschef zu passiv blieb, dass der große Ruck, der durch die Belegschaft gehen sollte, einfach nicht kam.

Manche sprachen gar von dem Eindruck, dass der Bürgermeister gravierende Probleme hat abprallen lassen. Pesch betonte gestern im RP-Gespräch, dass die Atmosphäre durchaus konstruktiv gewesen sei, es habe im Vorfeld der Versammlung vorbereitende Gespräche gegeben.

Er habe der Belegschaft aber auch unangenehme Wahrheiten präsentieren müssen - dies vor dem Hintergrund der angespannten finanziellen Situation der Stadt. Nicht alle Stellen könnten besetzt werden, ja, es gebe personelle Engpässe.

Wie tief der Graben zwischen Mitarbeitern und der Verwaltungsspitze nicht einmal ein halbes Jahr nach Peschs Amtsantritt zu sein scheint, soll während der mehrstündigen Versammlung aber doch deutlich zu spüren gewesen sein: So habe der Personalrat in seinem Bericht vor allem die mangelnde Kommunikation angesprochen, berichten Teilnehmer. Pesch hatte nach der Amtsübernahme als eines der wichtigsten Ziele ausgegeben, für mehr Transparenz zu sorgen, die Kommunikation zu verbessern. Dass dies so tatsächlich gekommen ist, wird intern nicht bestätigt. Von einem verbesserten Info-Austausch könne keine Rede sein. Und es gab offenbar Bestrebungen seitens der Verwaltungsspitze, Mitarbeiter mit langen Ausfallzeiten krankheitsbedingt zu kündigen. Der Personalrat um seine Chefin Gesche Hansmeier konnte dies abwenden, hieß es.

Und auch das Thema Arbeitsüberlastung kam zur Sprache: Viele Stellen sind zurzeit vakant. Da die Verwaltungsspitze aber die Beurteilungen für die Beamten des gehobenen Dienstes allesamt aufgehoben hat, können die Stellen nicht nachbesetzt werden. Ohne rechtsgültige Bewerbung stellt sich kein Interessent dem Auswahlverfahren. Zu leiden hat darunter unter anderem das Sozialamt, in dem zwei Stellen unbesetzt sind. Und auch das Ordnungsamt könnte nach RP-Informationen in der wichtigen Abteilung Straßenverkehr in wenigen Tagen förmlich brach liegen: Die Abteilungsleiterin wurde schon vor Wochen versetzt, ihr Vertreter hat nur noch wenige Tage bis zum Ruhestand.

Schlechte Stimmung, Arbeitsüberlastung, viel Frust: Rolf Steuwe, der Erste Beigeordnete, hatte am Rande eines Empfangs für die ehemalige SkF-Vorsitzende Edith Bohnen gegenüber der RP vor wenigen Wochen eingeräumt, dass einige Verwaltungsbereiche extrem belastet seien, vor allem der Baubereich. Zudem werde man mit Anfragen und Anträgen überhäuft, sagte Steuwe. Aus den Kreisen des Personalrates hieß es gestern, dass man weiterhin am Ball bleiben werde. Schon in der kommenden Woche kommt es zu turnusmäßigen Gesprächen - mit Bürgermeister Pesch.

(wol)
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