Ratingen Günter Lamprecht liest Böll

Ratingen · Das Tragödchen zieht aus diesem Anlass um ins Stadttheater.

Auf das Wiedersehen mit den beiden Schauspielern Günter Lamprecht und Claudia Amm am Mittwoch, 12. April, freut sich das Ratinger Tragödchen. Besonders glücklich ist das Kleinkunstensemble darüber, dass Günter Lamprecht mit inzwischen 87 Jahren wieder auf Lesereise geht und dabei auch nicht das Tragödchen auslässt. Der Anlass und der dafür ausgewählte Roman sind ein besonderer: Heinrich Bölls erster Roman "Der Engel schwieg" wird zum 100. Geburtstag des deutschen Literaturnobelpreisträgers Inhalt der Lesung sein.

Wegen des größeren Publikumsinteresses wird die Lesung ausnahmsweise nicht im Buch-Café Peter & Paula, sondern in Kooperation mit dem Kulturamt im Stadttheater am Europaring stattfinden. Beginn der Lesung ist um 20 Uhr, der Eintritt beträgt 15 Euro.

Böll schreibt von einem Deserteur, der am 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation, durch die zerbombten Ruinen seiner Heimatstadt irrt. "Trümmerliteratur" nannte man das irgendwann. Aber Romane wie "Der Engel schwieg" - 1992 posthum erschienen - sind sehr beharrlich. Man kann sie vergessen und begraben, sie tauchen wieder auf. Wie das eben so ist mit Weltliteratur.

Die Nachkriegszeit scheint lange vorbei, und selbst der Name Heinrich Böll, der unermüdlich kämpfte um die Bonner Republik, der sich als alter Mann noch aufrieb gegen Springer-Hetze und Sympathisantenjagd, klingt für viele nur noch wie das ferne Echo einer Epoche. Doch jetzt, im Jahr, in dem der Nobelpreisträger 100 Jahre alt geworden wäre, beginnt ein Umdenken. Auch seinem ersten Roman sind über die Jahrzehnte neue Flügel gewachsen. Man liest ihn nicht mehr als die klassische Heimkehrer-Saga, sondern als eine poetische, bewegende Geschichte von Menschen, die neu anfangen müssen in einer völlig zerstörten Welt.

Günter Lamprecht, der mit Claudia Amm aus Bölls Roman liest, fühlt sich dem Autor nahe verbunden. Weil er Krieg und Elend aus seiner eigenen Kindheit kennt und "weil das Buch einen sehr starken Bezug zu unserer aktuellen Situation hat".

Weitere Informationen unter Telefon 02102 26095 oder www.buch-cafe.com.

(RP)
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