Ratingen Günther Schuh über die Komplexität der Feinstaub-Debatte

Ratingen · Schuh hält die Elektrifizierung größerer Pkw und bei Anforderung an eine höhere Reichweite für einen Irrweg.

Er mischte mit dem SceetScooter für die Post erfolgreich die Autoindustrie auf und begeisterte die Ratinger Gäste mit einem ebenso interessanten wie unterhaltsamen Vortrag: Prof. Günther Schuh, Prorektor der RWTH Aachen, Gründer und CEO der e.Go Mobile AG, machte bei der Stadthalle-Diskussion der CDU Mitte deutlich, dass die Problematik von Stickoxid (NOx), Feinstaub und CO2 sehr komplex ist.

So habe die alleinige Fokussierung auf eine Reduzierung des Klimatreibers CO2 tendenziell den Ausstoß von NOx und Feinstaub erhöht. Allerdings seien die Werte seit Jahren rückläufig und Autos lediglich ein Teil des Problems. Wesentliche Verursacher seien auch der fossile Hausbrand und Gewerbe.

Schuh hält die Elektrifizierung größerer Pkw und bei Anforderung an eine höhere Reichweite für einen Irrweg: Batterien seien zu schwer und teuer und das bleibe im Wesentlichen trotz geringer Fortschritte in nächsten Jahren auch so. Bei der Reichweite der Batterien setzten die Naturgesetze der Physik Grenzen, und je mehr Energie an einem Ort verdichtet werde, desto kritischer wird die Sicherheit der Batterien. "Übrigens eine Tatsache, die die Automobilindustrie bis heute nicht anerkennt. Es ist genauso, als ob man die Quadratur des Kreises lösen wollte", so Schuh. Für längere Strecken seien Hybrid-Fahrzeuge derzeit erste Wahl. Daher setzt Schuh bei seinen Fahrzeugen auf Kurzstreckenanwendungen mit Reichweiten bis 150 Kilometer und leichte Batterien. Er warb für sein Produkt: So koste der e.GO Life nur zwischen 15.900 und 19.900 Euro, von denen noch einmal 3.000 Euro staatlicher Zuschuss abzuziehen seien.

Über 9.000 Bestellungen habe man zum Verkaufsstart - und schon Lieferzeiten wie bei Mercedes.

Geladen werden die Elektroautos an einer normalen Schukosteckdose oder schneller mit einem Typ2-("Mennekes")-Stecker. Interessant: Schuh sieht den Schwerpunkt der Ladepunkte zu Hause, am Arbeitsplatz und in Parkgaragen - nicht an Tankstellen oder öffentlichen Ladesäulen. Damit werde, so die CDU, die Strategie der Stadt und der Stadtwerken für den Ausbau der Ratinger Ladeinfrastruktur bestätigt.

Wolfgang Diedrich, Vorsitzender der CDU Ratingen-Mitte, resümierte in seinem Schlusswort: "Es ist immer eine echte Bereicherung, der Wissenschaft zuzuhören und über den Tellerrand zu blicken. Und wenn es dann noch so unterhaltsam ist - besser geht es nicht."

(RP)
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