Heiligenhaus Heiligenhauser zeigt seine Spam-Arbeiten

Heiligenhaus · Noch bis 5. März stellt Künstler Mathias Lanfer im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden aus.

 Mathias in seinem Heiligenhauser Atelier. RP-Foto: A. Blazy

Mathias in seinem Heiligenhauser Atelier. RP-Foto: A. Blazy

Foto: Lanfer

Obwohl Mathias Lanfer die Herstellung seiner Skulpturen mit Hilfe von Skizzen, Modellen und Bauplänen gründlich vorbereitet, lässt er sich auf die zufälligen Einflüsse ein, die sich im Zuge der Umformung zwangsläufig ergeben. Unwägbarkeiten in der Bearbeitung der Materie können dabei oft zu unkalkulierten Resultaten führen. "Logik ist dabei auch eine Form von Spielerei und Überraschungen entstehen selbst da, wo man sie erwartet", betont Lanfer. Der Wahl-Heiligenhauser Mathias Lanfer stellt noch bis 5. März im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden seine Werke "Spams" aus, und damit in einer Stadt, in der sein Mentor Tony Cragg heute lebt und wirkt. Lanfer war Meisterschüler bei dem gebürtigen Liverpooler, der 2006 den 15 Hektar großen verwilderten Park der denkmalgeschützten Villa Waldfrieden zu einem international anerkannten Künstlerparadies macht.

Eines dieser Werke Lanfers, die das Zusammenspiel von Zufall und Planung widerspiegeln, ist die Arbeit "Spam #4". Ein massiver, 1,4 Tonnen schwerer Stahlblock wurde mit Hilfe einer industriellen Presse in eine sich in Blöcken verjüngende und flach zulaufende Form gebracht. An diesem Stahlkörper setzt eine organisch geschwungene, milchige Blase aus Acrylglas an, die nach dem Prinzip der Glasbläserei aus einer erhitzten Kunststoffhaut erzeugt wurde. Der kompakte Stahlblock ist also mittels äußerer Krafteinwirkung modelliert worden, während die Form der Kunststoffblase durch eine Erhöhung des Luftinnendrucks entstanden ist. In beiden Fällen muss das Material zunächst erhitzt werden - es ändert dann seine plastischen Eigenschaften - und erkaltet im Verlauf des Prozesses. Unter diesen Umständen ist das Verhalten des Materials Einflüssen unterworfen, die nur bedingt planbar sind. Doch eben dadurch ist Lanfer gezwungen, spontan und intuitiv zu reagieren, um steuernd in den plastischen Prozess einzugreifen.

Lanfer, geboren 1961 im münsterländischen Südlohn, hat vor einigen Jahren Hetterscheidt zum Lebens- und Arbeitsmittelpunkt gemacht. Auch hier engagiert er sich für die Kunst. "Ohne sein künstlerisches Konzept und das seiner Frau, der Bildhauerin Doris Halfmann, hätte die Realisierung der Euroga 2002plus innerhalb der Abtsküche keine Chance gehabt", sagt die Heiligenhauser Kulturfreundin Ruth Ortlinghaus.

Lanfer spielt in den "Spam"-Arbeiten auf poetische Weise mit den gegensätzlichen Eigenschaften der Materie. Das massive Gewicht des Stahlblocks scheint sich in einer schwerelos wirkenden Blase aufzulösen. Das Material wandelt sich vom Schweren ins Leichte. Darauf verweist der mehrdeutige Titel SPAM. Dieses Wort, mit dem man heute unerwünschte Werbemails bezeichnet, leitet sich von der amerikanischen Bezeichnung für Dosenfleisch ab, die sich aus den Wörtern "spiced" und "ham" zusammensetzt. Aus dem Blickwinkel des Bildhauers betrachtet, repräsentiert dessen Herstellung den Versuch, zeitgemäße, verfügbare, organische Materialien in rational definierte Formen zu bringen.

(sade)
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