Ratingen Herz Jesu bekommt eine Glaskuppel

Ratingen · Vor fast zwei Jahren kamen erste Bröckchen vom Turm herunter. Ab der nächsten Woche wird er neu gestaltet.

Im vergangenen Jahrhundert schwang sich die damalige Pfarrei Herz Jesu zweimal zu einem kompletten Neubau ihrer Kirche auf. In diesem Jahrhundert wird auf kleinerer Flamme gekocht: Der Turm wird repariert. Die mehrmonatige Einrüstung hat einiges versprochen, was ab dem 13. April nun gehalten werden soll. Dann passiert's, ab der nächsten Woche wird repariert und neu gestaltet.

Als vor fast zwei Jahren erste Bröckchen vom Turme hoch herunter kamen, wurde die Gefahrenstelle gleich gesichert. Damals fiel den begutachtenden Interessenten auf, dass es Risse im Mauerwerk gab. Nun war gleich allen Fachleuten klar, dass die Reparatur nicht damit getan sein würde, hier und da einen Riss zu verputzen. Denn Gutachter ermittelten ebenso korrodierte Bewehrungseisen und Anker sowie Schäden an Putz- und Betonkonstruktionen. Das Läutewerk wurde nicht mehr komplett eingesetzt. Es wurde weiter untersucht und auch gewartet.

Denn das Erzbistum Köln, das bei derartigen Arbeiten mit nicht unerheblichen Summen einsteigt, nämlich um die 70 Prozent der Kosten, hielt erst einmal die Taschen zu. Die Aufrüstung von katholischen Kitas für Kinder unter drei Jahren war das Gebot der Stunde. Und es sah ja auch nicht so aus, als wenn der Turm schlagartig zusammenbrechen würde.

Im Hintergrund wurde jedenfalls weiter geguckt und diskutiert, wurden auch gestalterische Finessen durchgespielt - immerhin drängte zeitlich niemand. Es gab Schallmessungen und Blicke über den Zaun. So kam dann die "Verglasung" der Glockenstube ins Gespräch, die in nächster Nachbarschaft mit dem ebenerdigen "Turm" der evangelischen Friedenskirche ins Auge sticht, ansonsten aber ringsum ihresgleichen sucht.

Der Glockenwürfel an der Hegelstraße, nächstgelegener Hort für ein ordentliches Geläut, zog dann auch das Interesse von Norbert Jachtmann auf sich, den amtlich bestellten Glockensachverständigen für das Erzbistum Köln und die Bistümer Aachen und Essen, der gleichzeitig Mitglied des Beratungsausschusses für das deutsche Glockenwesen ist. Er wird natürlich noch ein Abnahme-Gutachten fertigen müssen, hält die Verglasung an drei Seiten des Turms - die rückwärtige Seite wird anders gestaltet - für eine interessante und machbare Lösung. Technisch und statisch sei nichts gegen die Verwendung von Glas bei der Gestaltung der Glockenstube einzuwenden - man kann nach wie vor hören, was nicht nur die Stunde geschlagen hat. Auch ihm sagt es zu, dass die Glocken nicht im verbergenden Stübchen schwingen, sondern dass man sie tatsächlich dabei betrachten kann.

Der Turm ist gut 24 Meter hoch und aus Kalksandstein gemauert, die roten Ziegel sind nur Verblendmauerwerk. Der Glockenstuhl mit den Schallöffnungen ruht auf Beton. Und das soll sich grundsätzlich auch bei der Renovierung nicht ändern. Das Glas übernimmt keine tragende Rolle - es vermittelt nur zwischen drinnen und draußen. Halt gibt es nach wie vor durch den Beton. Das rote Mauerwerk ist aus Ziegeln gefertigt, die eigentlich tragenden Wände bestehen aus Kalksandstein.

Die Gestaltung des Turms geht auf die Vorschläge der verantwortlichen Architekten Lücker/Beckmann aus Ratingen zurück. Und ein bisschen dürfte auch der evangelische Klangkubus in der weiteren Nachbarschaft die nun beschlossene und zuschusswürdige Gestaltung beeinflusst haben.

(gaha)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort