Heiligenhaus Hinter dem Badespaß steckt viel Technik

Heiligenhaus · Allem Sturm und Starkregen zum Trotz hat das Team des Freibades die komplizierte Bad-Technik jederzeit im Griff.

 Pflichtprogramm: Dominik Gerstendorf prüft bei Schichtbeginn die Wasserqualität im Heljensbad.

Pflichtprogramm: Dominik Gerstendorf prüft bei Schichtbeginn die Wasserqualität im Heljensbad.

Foto: Achim Blazy

Hochbetrieb sieht anders aus. Ein Schild an der Kasse verweist den Gast an den Bezahl-Automaten. Dahinter flimmert die Leuchtschrift-Anzeige: "Nichtschwimmer sollten Schwimmflügel tragen." So sieht ein gewohnter Vormittag im Heljensbad in einer bisher höchst durchwachsenen Saison aus. Betriebsleiter Holger Brembeck bespricht sich turnusmäßig mit Stadtwerkechef Michael Scheidtmann. Dann wird es Zeit für einen Rundgang.

 Betriebschef Holger Brembeck ist Fachmann für die gesamte Filter- und Umwälztechnik hinter den Kulissen des Heljensbades.

Betriebschef Holger Brembeck ist Fachmann für die gesamte Filter- und Umwälztechnik hinter den Kulissen des Heljensbades.

Foto: Achim Blazy

Die kleinen Palmen auf der Liegewiese wirken verloren im satten, frischgemähten Grün, bunte Spielgeräte stehen ungenutzt am Kinderbeckenrand. Im Wasser des 50-Meter-Beckens zählt der Besucher fünf Schwimmer. Mag das Wetter nicht zum Planschen einladen - zum Bahnenziehen allemal. Dafür sorgt nicht zuletzt die Technik, die, für die Badegäste unsichtbar, in die Tiefen des Bades eingebaut ist.

"Der Freibadbetrieb läuft bis 31. August definitiv bei jedem Wetter", sagt Brembeck. Und fügt ein Stück Eigenwerbung an: "Eine 50-Meter-Bahn mit auf 26 Grad geheiztem Wasser - das ist ganz klar ein Fall für sportives Schwimmen." Nur eben nicht für den gewohnten Sommer-Massenbetrieb mit tausenden Gästen. Aber der Aufwand, der hinter den Kulissen zu treiben ist, bleibt der gleiche.

Folgt der Besucher dem Badchef die Treppe hinunter zur Technikanlage, ist es mit leisen Gesprächen erstmal vorbei. Zwischen dicken hellblauen Rohren, Filtern, Heizung und Ventilrädern brummt und rauscht es gewaltig. "Das Herzstück der Technik ist die Filter- und Aufbereitungsanlage", sagt Brembeck. Sie kann im Normalbetrieb 500 Kubikmeter Wasser pro Stunde umwälzen. Und bei Hochbetrieb ist auch noch mehr machbar. So wird das Wasser des Kinderbeckens besonders kontrolliert und bei Bedarf stärker gefiltert. Gleich daneben steht ein Schaltschrank der "Horlemann Gesellschaft für Elektroanlagen".

Fachleute mögen bei der Bedienung sofort durchblicken, der Zaungast muss sich auf die Beschriftungen verlassen - Kompressoren, Pumpen - unter anderem für die Riesenrutsche, Filterpumpen und die Pumpe für den Heizkreislauf werden von hier aus gesteuert. Und was muss der gesamte Technikraum leisten? "Er muss die DIN 19643 erfüllen.

Sie legt die Standards für die Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser fest", weiß Brembeck. In der Praxis heißt das: Einer der ersten Jobs des diensthabenden Schwimmmeisters morgens ist Ziehen und Auswerten eine Wasserprobe. Stimmen Chlorgehalt, pH-Wert Frischwasserzufuhr und das Redoxpotential, also die so genannte "Keimtötungsgeschwindigkeit" im Wasser? Hier muss das Team pingelig zu Werke gehen - und tut das auch. Brembecks besonderes Augenmerk richtet sich auf die Chlorierungsanlage. Sie wird regelmäßig von einer Fachfirma gewartet.

Damit im Wasser die Chemie stimmt, muss das Bad-Team - Betriebsleiter, zwei Meister, insgesamt maximal 15 Mitarbeiter - schon vor und auch während der Badesaison eine Menge schweißtreibende Handarbeit leisten. "Unsere Kessel stammen noch aus den Anfangszeiten des Bades, nächstes Jahr wird die Anlage 50 Jahre alt, wobei Teile natürlich regelmäßig nachgerüstet werden." Kesselreinigung läuft per Sandstrahl, Filtersand und Aktivkohle werden ebenfalls in Handarbeit eingefüllt und ausgetauscht.

Es ist aber nicht nur die Arbeit hinter den Kulissen, die den Badegästen verborgen bleibt. Längst vor dem Start in die Badesaison haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. "Da fließen locker fünfstellige Summen pro Jahr hinein", sagt der Betriebschef. Und es geht nicht nur ums Aufhübschen der Anlage, sondern auch um Ersatzteilbeschaffung - wie für die lange Rutsche. An der herrscht zur Zeit tiefe Ruhe.

(RP)
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