Ratingen Hoffen auf frischen Wind für Projekte

Ratingen · Redaktionsgespräch: Interboden-Chef Rainer Götzen setzt auf neuen Bürgermeister und Technischen Beigeordneten.

Nicht nur im Rathaus und in der Bürgerschaft sind nach der Kommunalwahl die Hoffnungen auf einen Neuanfang gestiegen, auch beim Bauriesen Interboden setzt man frischen Wind. Die Erwartungen an den neuen Bürgermeister Klaus Konrad Pesch sind hoch, und auch der neue Technische Beigeordnete Jochen Kral findet bald bei Amtsantritt einen gut gefüllten Schreibtisch vor. Ganz obendrauf dürften die Unterlagen zum Parkhaus Kirchgasse liegen, und auch das Wohnbauprojekt Felderhof dürfte ihn beschäftigen. Beide Projekte sind Interboden-Kinder. Im RP-Redaktionsgespräch gaben Interboden-Chef Dr. Rainer Götzen und Vanja Schneider, der für die Kirchgasse verantwortlich zeichnet, einen aktuellen Lagebericht.

Das Parkhaus Kirchgasse ist mittlerweile derart marode, dass es rundherum abgesperrt werden musste, hinein dürfen nur noch die Dauerparker mit festem Stellplatz. Und das auch nur bis ins Erdgeschoss, der Rest ist baufällig. Interboden plant dort ein Wohn- und Geschäftshaus. Im Vertrag hat man sich verpflichtet, im Erdgeschoss großflächigen Einzelhandel einzurichten - doch niemand will hinein. Seitdem stockt das Vorhaben, Götzen und Schneider würden gerne mehr Wohnraum anstelle von zuviel Ladenfläche planen.

Der entsprechende Änderungsantrag sei seit einem Jahr unbeantwortet, so Schneider. "700 bis 1000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sind in dieser Lage einfach zuviel", sagte er. Mit etwa 300 Quadratmetern könne man sich anfreunden, die bekomme man auch irgendwie vermietet. Doch bei der großen Fläche habe es schlichtweg keine Interessenten gegeben. 300 potenzielle Mieter habe man kontaktiert, fünf Lebensmittler hätten sich gemeldet, niemand habe Interesse bekundet: Zum einen wegen des Preises (bei 14 Euro sei bei denen Schluss) und wegen der fehlenden Stellplätze. Dazu komme die Lage: Der Neubau liege zwar unmittelbar an der Oberstraße, sei aber für Leute, die nach oben gingen, eben nicht sichtbar. Fehlende Sichtbeziehung nennen das die Fachleute. So etwas ruiniert jede Lage. Schneider zu den Planungsvorgaben durch Politik und Verwaltung: "Man kann nicht alle Probleme der Innenstadt auf dieses eine Projekt abwälzen."

Seit 2008 beschäftige man sich nun mit der Kirchgasse. Sechs Umplanungen habe es nach vielen Sitzungen und etlichen Arbeitskreisen gegeben. Mittlerweile müsse man von Imageschaden sprechen. Die Parkplatzdiskussion halten Götzen und Schneider für überzogen: Fürs Redaktionsgespräch hatten sie in der Tiefgarage des neuen Stadttores geparkt: Es sei hell, freundlich, geräumig - und fast leer. Und das zur besten Einkaufszeit am Nachmittag.

Das Thema Verkehr hat auch - unter anderem - lange die Politik beim Neubauprojekt am Felderhof beschäftigt. Gutachten wurden in Auftrag gegeben, Simulationen angeworfen, um zu sehen, ob die nächsten Kreuzungen an der Volkardeyer Straße und Düsseldorfer Straße die neuen Verkehre überhaupt aufnehmen können.

Seit sechs Jahren sei man am Felderhof dran, sagte Götzen. Der städtebauliche Vertrag, der unter anderem den Bau der Straßen, Kanäle und des Kindergartens vorsieht, sei "in der Mache". Der Offenbelegung des B-Planes hätten die Gremien zugestimmt. 600 bis 700 Neubürger erwartet Götzen vor allem aus dem Düsseldorfer Norden. Auf 63 000 Quadratmetern des ehemaligen Spiegelglas-Fabrikgeländes sollen 264 Wohneinheiten in 170 Häusern entstehen. Zum Thema Giftlinsen verwies Götzen auf die drei Besitzer des Geländes und sagte: "Wir werden keine Linse herausholen, wenn wir das nicht müssen". Im Klartext: Erst wenn gebaut werden darf, werde saniert.

(RP)
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