Ratingen Hubschrauber kalkt den Ratinger Wald

Ratingen · Ab dem kommenden Montag beginnt eine große Streuaktion gegen saure Waldböden. Betroffen sind 560 Hektar. Kosten: eine Million Euro.

 Der Wald zwischen Mülheimer Straße und Blyth-Valley-Ring.

Der Wald zwischen Mülheimer Straße und Blyth-Valley-Ring.

Foto: Achim Blazy

Wenn ab dem kommenden Montag ein Hubschrauber über dem Stadtgebiet kreisen sollte, dann muss man sich nicht wundern: Der Gräflich von Spee'sche Forstbetrieb hat jetzt darüber informiert, dass im Ratinger Wald westlich der Mülheimer Straße und des Blyth-Valley-Rings Richtung Tiefenbroich voraussichtlich ab dem 18. September bis Ende des Monats intensiv gekalkt wird. Die Arbeiten könnten bis zu drei Wochen dauern, erklärte Revierförster Klaus Weinem im Gespräch mit dieser Zeitung.

Der Hubschrauber wird mit Kalk gefüllte Streuer auf speziell ausgewiesenen Plätzen aufnehmen. Bei stärkerem Regen muss pausiert werden, weil das Material sonst verkleben würde. Diese mit Lärm verbundene Aktion sei notwendig, um die industriellen Umweltbelastungen der vergangenen Jahrzehnte auf den Waldboden und die Pflanzen abzumildern.

Der Kalk soll helfen, den sehr sauren Waldboden zu verbessern und die darin enthaltenen Nährstoffe wieder für die Pflanzen verfügbar zu machen. Dadurch wird außerdem die natürliche Waldverjüngung aus Samen gefördert. Zuletzt habe es eine ähnliche Aktion vor rund 20 Jahren gegeben, berichtete Weinem.

 Der Hubschrauber wird mit Kalk gefüllte Streuer auf speziell ausgewiesenen Plätzen aufnehmen und das Material später über dem Wald verteilen.

Der Hubschrauber wird mit Kalk gefüllte Streuer auf speziell ausgewiesenen Plätzen aufnehmen und das Material später über dem Wald verteilen.

Foto: RP-AF

Der Kalk wird bei dieser Maßnahme auf einer Fläche von rund 560 Hektar Wald (5,6 Millionen Quadratmeter) gleichmäßig verteilt. Die Waldbesucher werden gebeten, sich während der Kalkungsmaßnahme nicht in den Wäldern aufzuhalten, da der ausgestreute Naturkalk zu erheblichen Belästigungen führt. Der ausgebrachte Kalk besteht aus natürlichem Gesteinsmehl von Kalksteinen und ist nicht gesundheitsschädlich.

Durch den Einsatz von Kalk soll die Übersäuerung des Waldbodens durch den so genannten sauren Regen verhindert werden. Der saure Regen wird für das Waldsterben verantwortlich gemacht. Hauptursache ist die Luftverschmutzung, insbesondere durch Abgase beim Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie Kohle und Heizöl. Mit kohlensaurem Magnesiumkalk kann man der langfristigen Bodenversauerung entgegenwirken. Für die optimale Verteilung im Wald gilt die Ausbringung mit dem Hubschrauber als eine der besten Methoden.

Dazu werden Streukübel benutzt, die ein Schleuderrad haben. Die Kübel werden mit einem Seil unten angehängt. Im Jahr 2011 ging es zum Beispiel im Tiefflug über den Höseler Wald. Alle paar Minuten wurden die Kübel auf einem Waldweg neu gefüllt, während der Pilot die Maschine in der Luft hielt. Revierförster Volker Steinhage hatte damals Hinweisschilder anbringen lassen. Auftraggeber war die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Ratingen-Hösel, ein Zusammenschluss von 100 privaten Waldbesitzern. Die Flächengröße betrug etwa 600 Hektar. Pro Hektar wurden etwa drei Tonnen Naturkalk verteilt. Kosten: etwa 100. 000 Euro. Für die Aktion gab es Fördergelder in Höhe von 76.000 Euro. Die neue Kalkaktion kostet rund eine Million Euro, das Land wird laut Revierförster Weinem zu 90 Prozent die Finanzierung übernehmen. Zuletzt hat man im Norden rund um Düsseldorf diese Maßnahme umgesetzt - also in Mülheim, Düsseldorf-Angermund und Duisburg-Großenbaum.

(RP)
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