Rp-Serie Was Macht Eigentlich (5) "Ich bin ein Junge der Region"

Ratingen · Heinz Schemken, Ex-CDU-Bundestagsabgeordneter für den Nordkreis, kennt auch im Alter von 80 Jahren keinen Ruhestand.

 Heinz Schemken war lange Bundestagsabgeordneter im Mettmanner Nordkreis und Bürgermeister seiner Heimatstadt Velbert. Eines seiner größten Projekte war der Lückenschluss der A 44.

Heinz Schemken war lange Bundestagsabgeordneter im Mettmanner Nordkreis und Bürgermeister seiner Heimatstadt Velbert. Eines seiner größten Projekte war der Lückenschluss der A 44.

Foto: dietrich janicki

Heiligenhaus/Ratingen Gemütlich spaziert er über den Heiligenhauser Rathausplatz, in blaukariertem Hemd und Jeans. Freizeitlook. Unerkannt kommt er aber keine zehn Meter weit. "Hallo Herr Schemken, wie isset denn so?" Händeschütteln hier, Schulterklopfen dort, ein kleiner Plausch am Eingang des Eiscafés "Il Doge". Dann kann er sich endlich zu einem Cappuccino setzen. "Zugegeben, ich bin ziemlich erfreut, dass das hier so läuft. Wäre es anders - ich würde etwas vermissen. Alte Zeiten klingen eben lange nach."

Das bestätigt eine Passantin spontan: "Einmal Schemken, immer Schemken, so heißt es doch?" Gerade so, als wäre der 80-Jährige eben erst von einer Wahlkampfveranstaltung für seine Partei, die CDU, gekommen, der er seit mehr als einem halben Jahrhundert angehört. Oder aus dem Heiligenhauser Rathaus, in das er seit jeher von Velbert aus beste Kontakte pflegt.

Seit jeher? Das kann so stehenbleiben, weil es sich automatisch aus der politischen Biografie des Mannes ergibt, der sich auch gern so charakterisiert: "Ich bin ein Junge der Region." Ein Junge mit tiefen Velberter Wurzeln. In seiner Heimatstadt wurde er in den Fünfziger Jahren Bau- und Kunstschlossermeister. Dann kam die Politik: Von 1963 bis 1964 stellvertretender Bürgermeister von Velbert, das gleiche Amt noch einmal von 1984 bis 1989. Bürgermeister seiner Heimatstadt war er von 1969 bis 1984 und von 1989 bis 1998. Parallel dazu saß Schemken knapp zwei Jahrzehnte für den Nordkreis im Bundestag - bis 2002. Außerdem pflegte und pflegt er seine guten Kontakte über das Kolpingwerk, dessen Bundesvorsitzender er von 1986 bis 2004 war. Heute gehört Schemken dem Kuratorium der Kolping-Stiftung an, die er selbst ins Leben gerufen hat. Und der Schalk blitzt ihm aus den Augen, wenn er die Stellung seiner Kolpingbrüder und -schwestern in der Bundespolitik beschreibt: "Wenn wir uns trafen, waren wir eine viel größere Fraktion als die der FDP."

Das eigentliche Netzwerk aber, das hat der verwitwete Vater von drei Kindern im Niederbergischen. Nicht nur, weil er zeitweise Bezirkschef des Städte- und Gemeindebundes in Düsseldorf war. "Man ist als Bürgermeister eben oft zusammen mit seinen Amtskollegen aus der Region." Bis heute zum Beispiel mit dem Ratinger Ex-Bürgermeister Wolfgang Diedrich. Der erinnert sich an die denkbar unterschiedlichsten Facetten gemeinsamer politischer und gar nicht politischer Arbeit. "Wenn man von Bürgernähe spricht, muss man Heinz im gleichen Atemzug nennen - da war er für mich ein Vorbild", sagt Diedrich. Dass er durch seinen Einsatz Großprojekte wie den Autobahnring um Ratingen - und nicht zuletzt auch den Bau der A 44 - vehement nach vorn getrieben hat, zählt Wolfgang Diedrich zu seinen Leistungen, die bis heute weiterwirken.

Daneben bewies eine alte Bürgermeisterrunde vor Jahren Talent fürs Showgeschäft. Heinz Schemken (Velbert), Wolfgang Diedrich (Ratingen), Peter Ihle (Heiligenghaus) und Ulrich Eilebrecht (Wülfrath) machten sich als "Singende Bürgermeister" einen Namen. Man brachte eine CD heraus - für den guten Zweck - und schaffte es damit zu Fernseh-Ehren im dritten Programm des WDR. "Ja, Gitarre spielen kann Heinz auch - und ich habe mich als Komponist und Texter versucht", sagt Diedrich. Ihm ist der gemeinsame Spaß an der ungewöhnlichen Sache bis heute anzumerken.

In diesen Wochen sind es für Schemken wieder die näherliegenden Termine, die den Kalender bestimmen: Drin steht schon das Gästeschießen der Ratinger Schützen. Sein kleiner schwarzer Taschenkalender aus Leder steckt aber nicht nur innendrin voller Zettel, Termine und Visitenkarten. Selbst die Hülle verrät ein Stück Lebensgeschichte. Außen in Gold aufgedruckt ist der Bundesadler zu erkennen - und die Aufschrift "Deutscher Bundestag" in Druckbuchstaben. Auch die Bonner und Berliner Zeiten klingen eben lange nach.

(RP)
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