Ratingen Idee: Genuss-Tempel für die Innenstadt

Ratingen · Pirat Thomas Woywod im Redaktionsgespräch: Als Marketingmensch überlegt er, wie Ratingen punkten könnte.

 Pirat Thomas Woywod will sich mit seinen Ideen im Rat einbringen und hofft auf ein gutes Miteinander mit den anderen Fraktionen.

Pirat Thomas Woywod will sich mit seinen Ideen im Rat einbringen und hofft auf ein gutes Miteinander mit den anderen Fraktionen.

Foto: Achim Blazy

Dass ihn viele anfangs belächelt haben, nachdem er für die Piraten als Bürgermeisterkandidat antrat, stört Thomas Woywod nicht: "Das ging schnell wieder vorbei. Als wir mit dem Wahlkampf angefangen haben, haben die Vertreter der anderen Parteien nach und nach den Kontakt gesucht", erinnert sich der Vater dreier erwachsener Kinder. Und auch in den Wochen nach der Wahl lief es für den Mann mit der Musik im Blut (Gitarrist mit Banderfahrung) kommunikativ gut: "Ich will nicht mich oder die politische Idee der Piraten in den Vordergrund stellen. Es geht letztlich darum, gemeinsam Vorstellungen für ein zukunftsfähiges Ratingen zu entwickeln. Deshalb habe ich mit fast allen Fraktionen schon Gespräche geführt, um mich vorzustellen", so der 59-Jährige. Dass Woywod dabei den Vorteil hat, bisher in der Kommunalpolitik kaum in Erscheinung getreten zu sein- auch wenn er lange Jahre bei den Ratinger Grünen Mitglied war -, ist dabei unbestritten: "Ich muss auf niemand Rücksicht nehmen. Ich kann einfach versuchen, meine Ideen einzubringen."

 Der Wochenmarkt erfreut sich größter Beliebtheit - auch über die Stadtgrenzen hinaus. Kann sich die Innenstadt dadurch positionieren?

Der Wochenmarkt erfreut sich größter Beliebtheit - auch über die Stadtgrenzen hinaus. Kann sich die Innenstadt dadurch positionieren?

Foto: Achim Blazy

Und davon hat er viele, gerade zum Thema Innenstadt. Als Marketingmensch, der auch schon für große Einzelhandelsfirmen mit seiner Agentur gearbeitet hat, macht er sich Gedanken über die Zukunft der City: "Wir müssen uns die Frage stellen, für was Ratingen als Einkaufsstadt steht. Der Standort ist gut, aber der Einzelhandel muss aufpassen. Es wird immer von einem Frequenzbringer gesprochen, aber die großen Kaufhäuser sind tot. Das lässt sich nicht ändern, die bringen uns auf die Dauer nicht voran." Doch was hat die Dumeklemmerstadt dann zu bieten, um Kunden auch aus der Region anzulocken und letztlich zu binden - für Woywod keine Frage: "Unser großes Plus ist der Markt, für den auch Menschen aus dem Umkreis nach Ratingen kommen. Hier müssen wir ansetzen." Düsseldorf mache es vor mit der Zentralisierung eines großen Marktes: "Das Thema Genuss und Leben wird immer wichtiger. Nicht umsonst kommen frische Waren vom Markt und Geschäfte, die in diesem Bereich Nischen besetzen, so gut an. Das müssen wir nutzen."

Und dann kommt der Marketingmensch in ihm durch: "Ein Genuss-Tempel für die Innenstadt, wo eben diese Marktstände und Fachgeschäfte vereint wären, das wäre ein Anziehungspunkt." Sogar eine Standortidee hätte er - auch wenn die zumindest zurzeit Utopie ist: "Das alte Hertie-Haus wäre ein idealer Standort. Es ist das Einfallstor zur Stadt. Wer hierhin kommt für solch einen Genuss-Tempel, der geht auch weiter in die Innenstadt - erst recht mit dieser Anbindung an den Nahverkehr."

Ansonsten haben die Piraten für die kommenden sechs Jahre vor allem ein Thema auf der Agenda: Ratingen 2030. Woywod konkretisiert, was abstrakt klingt: "Die Stadt muss sich dem stellen, was in den nächsten Jahren demografisch, technologisch und wirtschaftlich geschieht." Mehrgenerationen-Wohnen ist für ihn ein Thema, aber auch eine stärkere Einbindung der Senioren ins Ehrenamt: "Da gibt es so viele Ressourcen. Man denke nur an Miet-Großeltern oder ähnliches, wo sich Senioren um Kinder kümmern. Mit solchen Angeboten kann sich eine Stadt durchaus interessant für junge Familien machen." Ob er seine Ideen im Rat anbringen kann? "Ich hoffe es, schließlich geht es nicht darum, eine politische Farbe zu bevorzugen. Mich stört das Ritualisierte im Rat, dass gute Konzepte abgelehnt werden, nur weil sie von der falschen Seite kommen."

(wol)
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