Ratingen/Heiligenhaus Ihr Sprachgefühl gibt den Takt vor

Ratingen/Heiligenhaus · 1600 Teilnehmer, 55 Dozenten - Béatrice Delassalle-Wischert leitet den Bereich Sprachen an der VHS Heiligenhaus.

Zu Hause, das verrät sie ganz nebenbei, hängt ein Bild von Don Quixote. Der taugt zwar nicht wirklich als Emblem für eine Fachbereichsleiterin der Volkshochschule wie Béatrice Delassalle-Wischert. Aber irgendwo hat die Fachfrau für Deutsch und Fremdsprachen die Gestalt des verwirrten Ritters mitsamt seinen Windmühlenfeinden doch im Hinterkopf, wenn jeder Tag etwas gerade völlig Neues und Unerwartetes zu bieten hat. So geht es ihr seit siebeneinhalb Jahren, als sie ihre Stelle bei der VHS in Velbert/Heiligenhaus antrat.

Es ist nicht der Kampf einer traurigen Gestalt gegen Windmühlenflügel, um den es ihr geht. Das versteht sich schnell von selbst. Sondern eher in einem übertragenen Sinn um eine Art Vielseitigkeitsbeweis des eigenen Tuns, bei dem die Lust am Gestaltenkönnen den Frust über kleine Misshelligkeiten mehr als ausgleicht.

Dazu gehört eine Voraussetzung für jeden Arbeitstag: "Meine Bürotür ist immer offen." Das ist für Delassalle-Wischert mehr als nur eine Geste in Richtung der VHS-Kunden, derjenigen also, die Deutsch oder eine Fremdsprache lernen möchten. "Früher gab es feste Beratungstage, aber das funktionierte nicht recht. Die Leute wollen individuelle Beratung - und das möglichst sofort, wenn sie in die VHS kommen." Genau die sollen sie bekommen. Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Die Fachbereichsleiterin hat 1600 Teilnehmer in 165 Kursen zu betreuen, so die aktuellen Semesterzahlen. Dazu 55 Dozenten. Vor allem der Bereich "Deutsch" wächst schnell. Vier Integrationskurse laufen, sechs Alphabetisierungskurse - allesamt "sehr betreuungsaufwendig". Am Ende stehen 150 Deutschprüfungen pro Semester. Ein Termin, zu dem die allermeisten aufgeregt erscheinen. Delassalle hat einen sehr einfach klingenden Tipp: "Locker bleiben."

So hat sie es selbst auch in ihrer gewollt wechselvollen Karriere immer gehalten. Der Weg in die Erwachsenenbildung führte Delassalle-Wischert über eine Reihe von Stationen im Medienbereich. Angefangen bei der Filder Zeitung im Schwäbischen über ein Engagement im Brüsseler Büro der Nachrichtenagentur dpa, dann drei Monate als Übersetzerin in der Redaktion der Dernières Nouvelles d'Alsace in Straßburg. "Danach bin ich dann - eher zufällig - neun Jahre beim Unterrichten hängen geblieben", sagt sie. "Als ich dann im Mai 1999 bei der BCW-Verbundgruppe Bildungszentrum der Wirtschaft angefangen habe, hat mich das Schreiben wieder eingeholt: Konzepte, Anträge für Maßnahmen...". Damit war sie dann plötzlich wieder ein Stück weit weg von ihrem ersten Traumberufswunsch. Auslandskorrespondentin zu werden, das hatte sie ursprünglich ins Auge gefasst.

Velseitigkeit ("Ich mag überhaupt keinen Alltagstrott") blieb die Konstante der gebürtigen Französin mit den schwäbischen Wurzeln. Sprachen lehren - das tut sie seit langem aus Überzeugung. Auch gegen eine Form von Konkurrenz, die sie eigentlich gar nicht als Konkurrenz sieht. "In Kursen ist eine Sprache ungleich besser zu lernen als daheim am Rechner mit Sprachlernprogrammen", daran lässt sie keinen Zweifel aufkommen. Nicht zuletzt deswegen, weil die Gruppe auch diszipliniert. "Wer etwas verpasst, weil er gerade mal keine Zeit hat, der muss das eben nacharbeiten."

Überhaupt Disziplin - für Delassalle-Wischert hat das Wort nichts mit Zwang und Druck zu schaffen. Sondern mit Spaß. Beides verbindet sie auch in einer privaten Leidenschaft - zu der sie auf einfachem Weg gekommen ist. Es blieb nicht bei ersten Tanzkursen mit ihrem Mann.

Der Ehrgeiz wuchs mit dem Können. Ein Ergebnis: Das Paar trainiert viermal pro Woche für Turniere der Abteilung "Standardtanz". Trainiert wird selbstredend auch "während der Grillsaison", wie sie augenzwinkernd verrät. "Tanztraining ist für mich der absolute Ausgleich zum Beruf."

(RP)
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