Heiligenhaus Im Rathaus beginnt das Stühlerücken

Heiligenhaus · Bürgermeister Heinisch will für die CDU in den Landtag. Folge: Die Verwaltungsspitze muss sich völlig neu aufstellen.

 Bürgermeister Jan Heinisch stellt sich am 7. Oktober während einer CDU-Mitgliederversammlung der Urwahl zum Landtagskandidaten.

Bürgermeister Jan Heinisch stellt sich am 7. Oktober während einer CDU-Mitgliederversammlung der Urwahl zum Landtagskandidaten.

Foto: A. Blazy

Über ein Jahrzehnt lang war die Arbeit an der Verwaltungsspitze im Heiligenhauser Rathaus von Kontinuität geprägt. Aktuell kann davon keine Rede mehr sein. Der Technische Beigeordnete Harald Flügge verließ Heiligenhaus nach 15 Jahren in Richtung Bergisch Gladbach. Konsequenz: Bürgermeister Heinisch und der Erste Beigeordnete Michael Beck teilen sich seit 1. August Flügges Arbeit zusätzlich. Die zweite Nachricht schlug vor wenigen Tagen ein wie eine Bombe: Heinisch will in den Landtag, als Nachfolger des langjährigen CDU-Nordkreis-Abgeordneten Wilhelm Droste.

Formal sind noch keine Entscheidungen gefallen. Andererseits sind auch nirgends Zweifel daran zu hören, dass dieser Plan Realität wird. So hat der Vorstand des CDU-Stadtverbandes Heinisch in dieser Woche einstimmig für die Landtagskandidatur im hiesigen Wahlkreis nominiert. "Der Beschluss wurde einstimmig gefasst. Für die Mitglieder unseres Vorstandes ist Jan Heinisch der beste Vorschlag, den wir für die Landtagskandidatur machen können, da bestand kein Zweifel", erklärt der Vorsitzende Jürgen Rolf Braun. Die CDU-Mitglieder aus Ratingen und Heiligenhaus werden ihren Landtagskandidaten endgültig in Heiligenhaus bei einer so genannten "Wahlkreismitgliederversammlung" basisdemokratisch aufstellen.

Schon jetzt richtet sich der Blick - abseits aller anstehenden Entscheidungen - auf die Zeit nach Heinisch. So wünscht der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Ingmar Janssen sich von Heinisch "einen Vorschlag dazu, wie zumindest die Position des Technischren Beigeordneten neu zu besetzen wäre". Zwar gilt hier eine einjährige Wiederbesetzungssperre, aber die sei "kein Dogma". Bei Heinisch stößt die Bitte auf offene Ohren. Im Gespräch mit unserer Redaktion kündigte er an zu versuchen, "Verhandlungen zwischen den Fraktionen zu moderieren". Alles, was sich um Bürgermeisterkandidaten und Verwaltungsspitze dreht, wird erst nach der Landtagswahl Thema sein. Denn erst als gewählter Landtagsabgeordneter müsste Heinisch die Wahl erst formal annehmen, dann sein Amt niederlegen.

Die derzeitige Situation an der Verwaltungsspitze nennt er unumwunden "eine Tortur". Der erste Beigeordnete Michael Beck und er selbst teilen sich seit Flügges Weggang dessen Aufgaben. Insofern sei für die Zukunft ein zweiköpfiger Verwaltungsvorstand keine sinnvolle Option. "Das funktioniert nur, weil wir beide die wichtigen Vorgänge in der Stadt seit vielen Jahren kennen. Zu Beginn meiner ersten Amtszeit vor zwölf Jahren hätte ich das so gar nicht packen können", sagt Heinisch. Trotzdem: "Der Entschluss für die Landespolitik ist mir nicht leicht gefallen - und ich musste mich schnell entscheiden, nachdem klar wurde, dass Wilhelm Droste nicht mehr antreten wird." Wichtig sei ihm, "keine großen Projekte halb fertig zurückzulassen", sagt er mit Blick unter anderem auf A 44, Panoramaweg, Campus Heiligenhaus und das Gewerbegebiet Grüner Jäger.

Im Rathaus selbst drehen sich die Überlegungen derzeit nicht nur um die Führungsspitze, sondern auch um die Ebene darunter. Hier geht Heinisch davon aus, dass diese Personalien "bis zur Landtagswahl" parteiübergreifend einvernehmlich geregelt sein können. Umgehen muss man aktuell mit der Überraschung, dass der langjährige Chef des Immobilienservices der Stadt, Volker Hoven, am Donnerstag zum Beigeordneten in seiner Wahlheimat Sprockhövel gewählt wurde. Nicht besetzt ist außerdem seit geraumer Zeit die Stelle des Leiters der Technischen Betriebe. Und noch ein altgedienter Verwaltungsfachmann ist inzwischen in den Ruhestand gegangen: Orga-Chef-Reinhold Schmidt. Diese Vakanzen müssen nach Heinischs Worten geregelt werden.

Mit Blick auf die Sicherheit der eigenen politischen Zukunft in der Landespolitik kommentiert Heinisch knapp: "Es gibt keine Selbstläufer."

(RP)
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