Rp-Serie: Pferde Und Reiter (4) Im Verkehr: Autos müssen Abstand halten

Ratingen · In den Fahrschulen sind Pferde, Pferdetransporter und Kutschen kein Thema. Deswegen verhalten sich viele Fahrer falsch.

 Tina (links) und Sylvia mit ihren Pferden auf dem Verkehrsübungsplatz in Mettmann, wo sie sicheres Reiten und Führen geübt haben. "Vielen Dank an den Übungsplatz, der uns so gut unterstützt hat!"

Tina (links) und Sylvia mit ihren Pferden auf dem Verkehrsübungsplatz in Mettmann, wo sie sicheres Reiten und Führen geübt haben. "Vielen Dank an den Übungsplatz, der uns so gut unterstützt hat!"

Foto: Jörg Schneidereit

Kreis Mettmann Manuela Stadtfeld (41) ist gelernte Pferdewirtin (Zucht und Haltung) und hat 12 Jahre die Kinder- und Jugendreitschule Auderath geführt. Aktuell lebt sie in Heiligenhaus, hat vier Pferde und ist als mobile Reitlehrerin unterwegs.

Frau Stadtfeld, Sie haben sich intensiv mit dem Thema Pferde-Sicherheit im Straßenverkehr befasst, betreiben eine Facebook-Seite zum Thema und haben eine Reitweste entwickelt, die Reitern und Autofahrern Schutz geben soll. Wie ist es dazu gekommen?

Stadtfeld Ende letzten Jahres bin ich mal wieder in eine gefährliche Situation gekommen: Ein Auto fuhr zu schnell und mit zu wenig Seitenabstand an uns vorbei. Ich selbst bin verbotenerweise auf eine Wiese ausgewichen, meine Begleiterin kam mit dem Schrecken davon. Ihrem Pferd wurde fast der Hintern abgefahren. Es ist zum Glück ruhig geblieben. Weil ich so geschimpft habe, hat der Fahrer angehalten. Im Gespräch stellte sich schnell heraus, dass dieser keine Ahnung hatte, wie er sich hätte richtig verhalten sollen.

Was hätte er denn tun müssen?

Stadtfeld Pferde sind Fluchttiere und bekommen schnell Platzangst. Wenn Fahrzeuge zu dicht auffahren oder mit zu geringem Seitenabstand überholen, können Pferde sich erschrecken, scheuen, steigen, zur Seite springen oder durchgehen. Das ist dann nicht nur für Ross und Reiter, sondern auch für den Autofahrer lebensgefährlich. Deswegen ist es ganz wichtig, langsam an ein Pferd heranzufahren, im Idealfall nicht näher als fünf Meter und dann mit Seitenabstand, möglichst zwei Meter, daran vorbeizufahren. Und: Nicht unmittelbar vor dem Pferd wieder einscheren. Wichtig ist es auch, nicht zu hupen oder das Pferd mit lauter Musik oder Schimpfen zu erschrecken. Das gleiche Verhalten gilt übrigens auch im Umgang mit Kutschen oder Pferdetransportern. Autofahrer müssen wissen, dass beide schwerfällig sind und einen sehr langen Bremsweg haben.

Sie haben Ihr Erlebnis auf Facebook geschildert und erhielten eine große Resonanz. Was haben die anderen Reiter geschrieben?

Stadtfeld Es gab eine Fülle von Vorschlägen: Das korrekte Verhalten im Umgang mit Pferden müsste in Fahrschulen gelehrt werden. Etwa von Reitern, die in den Theorieunterricht gehen. Ein Straßenverkehrsschild könnte über die Sicherheitsabstände aufklären, Flyer könnten entwickelt und in Fahrschulen verteilt werden. Man sollte Aufnäher für Reitjacken entwerfen.

Wie ging es weiter?

Stadtfeld Ich habe dann erst einmal mit der Polizei, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und dem Verband der Freizeitreiter Deutschlands (VFD) über das Problem gesprochen. Ergebnis: Flyer zum Herunterladen gibt es, und die FN bemängelte, dass Reiter sich zu wenig sichtbar machen, gerade auch, wenn sie in die Dämmerung kommen. Viele Unfälle ließen sich vermeiden, wenn Reiter Licht am Pferd hätten oder Warnwesten tragen würden. Die Polizei erzählt, dass Unfälle mit Reitern und Pferden zwar selten vorkommen, dass aber die, die passieren, immer schwer sind. Wenn Pferde und Autos kollidieren, gibt es oft schwer verletzte oder tote Pferde und Menschen.

War die gelbe Warnweste, die Sie entwickelt haben, das Resultat dieser Gespräche?

Stadtfeld Ja, genau. Mein Freund ist Grafiker. Er hat mehrere Entwürfe gemacht und auf Facebook wurde dann darüber abgestimmt, was den Reitern am besten gefällt. Gewählt wurde eine Grafik, auf der Autofahrer sehen können, welche Abstände zum Pferd sie im Idealfall nicht unterschreiten sollten. Außerdem ist das Hupensymbol durchgestrichen. Diese Weste kommt bei den Reitern gut an und kann bei mir beziehungsweise auf meiner Homepage bestellt werden.

Was sagt eigentlich die Straßenverkehrsordnung zum Thema?

Stadtfeld Pferde gelten als Fahrzeuge, somit gilt für sie das Gleiche, wie für Autos. Reiter dürfen in der Regel nicht über Wiesen oder Felder reiten. Pferdegruppen gelten als ein Fahrzeug, es darf nicht zwischen Ihnen durchgefahren werden.

Was haben Sie noch vor, um Autofahrer aufzuklären?

StadtFeld Geplant ist ein Gespräch mit dem Fahrschulverband, mit Fahrschulen und Presse. Wir sind für Ideen immer offen. Zudem haben wir soeben ein Video produziert, das auf Youtube und Facebook zu sehen ist. Dort zeigen wir, wie sich Fahrer verhalten sollten.

Leider sind die Reiterinnen auf Ihrem Video alles andere als korrekt gekleidet.. .

Stadtfeld Ja, das haben schon viele Reiter kritisiert. Wir werden das aufgreifen und unter dem Titel "Verantwortung für sich selbst als Reiter" thematisieren.

ILKA PLATZEK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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