Ratingen Im Zeichen des Vergnügens

Ratingen · Bei der 23. integrativen Stadtranderholung steht der Spaßfaktor im Vordergrund. Lernziele sind Nebensache.

 Shania (8) mit Glitzer-Tattoo bei der kreativen Malarbeit. Mal entstehen Monsterbilder, mal liebliche Landschaften.

Shania (8) mit Glitzer-Tattoo bei der kreativen Malarbeit. Mal entstehen Monsterbilder, mal liebliche Landschaften.

Foto: Achim Blazy

Der Seufzer scheint aus den tiefsten Tiefen der Lungenflügel zu kommen. "Aber wenn es sich meine Schwester so sehr wünscht, stehe ich mit ihr in der Schlange", erklärt Ben. Nicht die Wartezeit nervt den Achtjährigen. Ist er an der Reihe, bekommt er ein Tattoo. "Aber bitte nicht mit diesem Goldpulver", lehnt er entsprechenden Glitter ab. "Denn sonst wird das echt uncool."

Betreuerin Jordana ist der Wunsch Befehl. Schließlich ist Ferienfreizeit. Also pappt sie mit etwas Wasser die gewünschten Umrisse des Eifelturms auf Bens Unterarm - und schüttet blaue Farbe darüber. "Bei der Stadtranderholung gibt es keinen erzieherischen Auftrag, es geht einzig und allein um Spaß", wie Alina Kunde sagt. Fünf Jahre war sie als Betreuerin Teil des Teams. In diesem Jahr leitet sie erstmals das Ferienvergnügen. Insgesamt sechs Wochen lang dauert es, knapp 400 Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren nehmen daran teil. Jeweils zwei Wochen lang geht es dann für sie beim facettenreich strukturierten Angebot eigentlich nur um eins: sich richtig gut zu vergnügen.

 Fangen spielen gehört zum sportlichen Repertoire wie Fußball und Kletteraktionen auf der grünen Wiese.

Fangen spielen gehört zum sportlichen Repertoire wie Fußball und Kletteraktionen auf der grünen Wiese.

Foto: Blazy Achim

"Ich bin jetzt schon zum zweiten Mal dabei", erklärt Oskar. Der Siebenjährige hat sich im vergangenen Jahr gut amüsiert, "deshalb bin ich wieder da". "Toll" an der Stadtranderholung ist, "dass man Leute trifft, die man vorher nicht kannte". Und weil er nicht scheu ist und sich bevorzugt bei den sportlichen Aktivitäten mit auf den Platz stellt, hat er bereits "jede Menge" Kontakte geknüpft. Der typische Tag beginnt am Sportpark Keramag, von dort geht es per Bus zu den einzelnen Adressen wie in die Manege Lintorf. Das gemeinsame Frühstück bringt jeder selbst mit, anschließend wird gespielt. Dazu nutzen Jungs wie Leander, Luis und Sven die Zeit am Klettergerüst, ehe es mit Betreuer "Sebi" Sebastian raus zum Fußball spielen geht. "Ich habe ein Monster gemalt", beschreibt Shania (8) was alternativ geht. "Das frisst Papier" und schmückt bereits die Wand ihres Kinderzimmers. Manchmal wird auch gebatikt. Socken, Shirts, Kappen und Taschen kommen dann in neuem Design und frischer Farbe aus den Kübeln. Punkt 12 Uhr gibt es Mittagbrot, anschließend steht bis 16 Uhr nichts auf dem Programm außer sich nach Herzenslust zu amüsieren. "Die Struktur mit zwei Ausflügen hat sich bewährt", sagt Alina Kunde über Tagestrips ins Schwimmbad oder Spielflächen wie das Okidoki, auch das Grillfest zum Abschluss hat inzwischen schon gute Tradition. Zwischendurch geht es für die Teilnehmer auch schon mal experimentell in die Küche, um Cookies oder Pizza zuzubereiten, wie Alina Kunde erzählt. Eine schöne Herausforderung nicht nur für die Nachwuchsköche, sondern auch die insgesamt 50 Betreuer - 28 davon erstmalig dabei. "Was uns von anderen Ferienfreizeiten in Nachbarstädten unterscheidet, ist die Größe", und dass alle bis in die Haarspitzen motiviert sind, ist auch nicht überall so. Eine der Neuerungen hat sich im vergangenen Jahr etabliert, wie Stadtsprecherin Ulrike Trimborn ergänzt: Unter Sechsjährige, die nach den Sommerferien eingeschult werden, können auch mitmachen. "So werden das Ende der Kita-Zeit und Beginn der Schule gut überbrückt." Zumal, da für diese Altersgruppe eigens Betreuer am Start sind. Wie übrigens auch für die Inklusionskinder. Ein knappes Dutzend mischt diesmal mit. Seit nunmehr 23 Jahren ist die Stadtranderholung integrativ. Und damit es den Wiederholern auch wirklich nicht langweilig wird, gibt es in jedem Jahr etwas Besonderes. Diesmal ist es ein Tanz. Jede Gruppe denkt sich zu Justin Timberlakes "Can't stop the Feeling" eine eigene Choreographie aus. Präsentiert werden die Varianten dann zum ultimativen Abschlussfest der Stadtranderholung. Damit Eltern und Verwandte sehen, wie kreativ der Ferienspaß ist.

(RP)
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