Ratingen Immer dort, "wo der Baum brennt"

Ratingen · Beim "Dschungelbuch" am Blauen See ist Tanja Bockelkamp offiziell Produktionsassistentin - und inoffiziell als gute Seele Mädchen für alles. Sie sorgt hinter den Kulissen dafür, dass alles reibungslos klappt. Und da es bei solchen Freiluftstücken oft Pannen gibt, hat sie gut zu tun.

Damit auf der Naturbühne am Blauen See Figuren wie Pettersson, Findus, Balu, die Schlange Kah und singende-springende Affen ihr Publikum begeistern können, muss unter anderem hinter den Kulissen alles stimmen. Maßgeblich verantwortlich dafür, dass alles reibungslos klappt, die Stimmung selbst bei Pannen gut bleibt und letztlich die komplette Mannschaft zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist, ist Tanja Bockelkamp.

"Ich bin immer da, wo der Baum brennt", sagt sie über ihre weit gefächerten Aufgaben bei Theater Concept. Offiziell ist die gelernte Mediengestalterin Bild und Ton Produktionsassistentin. Tatsächlich kümmert sie sich ebenso um alle Themen, die bei der Öffentlichkeitsarbeit "rund um Druck, Papier und alles Visuelle anfallen, das habe ich ja ursprünglich mal gelernt" anfallen. "Und wenn die Kassiererin vor einer Vorstellung krank wird, springe ich im Kassenhäuschen ein."

Nur auf die Bühne, aktiv in Vertretung für die Darsteller, hat die patente Frau für alles "keinen Bock", wie sie unumwunden zugibt. "Die Bühne war noch nie mein Ziel. Dafür bin ich nicht extrovertiert genug", sagt die gebürtige Mülheimerin. Die übrigens als "echtes Ruhrpottkind" ungerne aus ihrem Herzen eine Mördergrube macht, sondern frank und frei von der Seele weg redet. Dabei beweist sie allerdings oft, gut und gerne Fingerspitzengefühl.

"In der Produktion ist man eine gefragte Psychologin", sagt sie über einen weiteren Beritt, der in der Zusammenarbeit mit dem Ensemble und dessen verschiedenen Charakteren notwendig ist. "Natürlich" sind die Schauspieler "sensible Pflänzchen", lacht sie über eine anspruchsvolle Spezies. "Die haben alle einen an der Ratsche. Ich aber auch."

Wo sie helfen kann, ist sie zur Stelle. "Ich bin ein echter Harmonie-Typ." Allerdings bis zu einer klar definierten Grenze: Was darüber hinaus geht, ist nur noch mit der Faust in der Tasche zu ertragen. "Unpünktlichkeit bringt mich auf die Palme, Unzuverlässigkeit und lügen gehen gar nicht."

1978 hatte die inzwischen 37-Jährige als Regieassistentin für eine Janosch-Produktion bei dem Wittener Theaterunternehmen angeheuert. "Wie es der Zufall so will, bewerb ich mich auf eine Annonce." Seit 2001 ist sie nun fester Bestandteil, ein Job, den sie wirklich mag. "Wir versuchen im klassischen Sinn eine ganze Familie mit Kindern, Eltern und im besten Fall noch Großeltern zu unterhalten." In dieser Spielzeit stand dafür das "Dschungelbuch" auf dem Programm, "da ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Das Stück hatten wir lange auf unserer Liste stehen." Allerdings gab es in der Vergangenheit nie umsetzbare Ideen, wie die Elefantenherde um Colonel Hathi, Chef der Kompanie, auf die Bühne zu bringen sei. "Peter Pan" ist auch ein schwer zu inszenierendes Stück. Nicht nur wegen der vielen Flugszenen, sondern weil zum Beispiel "Tinkerbell" ein zartes Elfchen, also wesentlich kleiner als Käptn Hook & Co. sein muss. "Das geht alles nicht."

Was in der kommenden Spielzeit allerdings zum ersten Mal gehen wird, ist gleich zwei Produktionen zu realisieren. "Damit gehen wir schon länger schwanger", pünktlich zu Pfingstsonntag 2016 startet die Spielzeit mit "Pippi in Taka-Tuka-Land" und kurz darauf soll "Neues vom Räuber Hotzenplotz" für volle Ränge sorgen. Logistisch ist das nicht bloß die Herausforderung zweier Stücke, die die Schauspieler einstudieren müssen. "Das bedeutet eine intensive Planung, was für Bühnenbilder und Kulissen wir entwickeln." Ehe sich aber der nicht vorhandene Vorhang an der Naturbühne für Fräulein Pippilotta Viktualia Rollgardina hebt, stehen jetzt im Oktober die letzten Vorstellungen von Mogli und seinen Kumpels im "Dschungelbuch" an.

Es folgt so etwas wie Pause vom ganz großen Rummel und Tanja Bockelkamp lässt es in ihrem Leben "eher ruhig angehen. Ich kann auch anders".

Zur Entspannung schrammelt sie auf der Gitarre, geht ins Kino oder Theater. "Und ins Stadion", eigentlich ist sie - klar, Ruhrpottkind - Fan des VFL Bochum. Sympathien hat sie aber auch für Stuttgart. "Ich bleibe eben gerne flexibel."

(RP)
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