Heiligenhaus Immer mehr Flüchtlinge in der Stadt

Heiligenhaus · Zurzeit leben 55 Personen in der Unterkunft an der Ludgerusstraße. Die Verwaltung sucht Wohnungen für Familien.

 Jörg Saborni (rechts) und Hausmeister Michael Schob bei einem Rundgang durchs Haus - hier in der Gemeinschaftsküche.

Jörg Saborni (rechts) und Hausmeister Michael Schob bei einem Rundgang durchs Haus - hier in der Gemeinschaftsküche.

Foto: Achim Blazy

Jörg Saborni steckt in einer Zwickmühle: Als Verantwortlicher für den Bereich Soziales im Rathaus muss er die Unterbringung von Asylbewerbern in der Stadt planen. Nur: Wann und wie viele Schutz suchende Flüchtlinge in die Stadt kommen, entscheidet sich kurzfristig, oft binnen weniger Tage. Zurzeit leben in der Unterkunft an der Ludgerusstraße 55 Personen, überwiegend Familien mit Kindern. Noch reicht dort der Platz. Aber es ist eben ein Übergangsheim.

 In der umgebauten ehemaligen Grundschule an der Ludgerusstraße ist kein Platz für weitere Flüchtlinge.

In der umgebauten ehemaligen Grundschule an der Ludgerusstraße ist kein Platz für weitere Flüchtlinge.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Hier reiht sich Heiligenhaus ein in die Reihe der Kommunen, denen der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, gestern "zunehmende Flüchtlingsströme" prognostizierte. Die Folgen: Viele Städte sähen sich allein gelassen, zumal die Kostenerstattung "nicht kostendeckend" sei. Der Verbandssprecher fordert unter anderem ein staatliches Bauprogramm für Flüchtlingsunterkünfte.

Aus der Heiligenhauser Perspektive stellt sich die Lager derzeit so dar: "Seit Anfang des Jahres haben wir hier an der Ludgerusstraße eine Schließanlage. Die Bewohner bekommen Chipkarten. Damit wollen wir Unbefugten den Zugang verwehren", erklärt Saborni. Hintergrund war eine Reihe von Polizei- und Feuerwehreinsätzen, die Anfang des Jahres für erheblichen Ärger auch in der Nachbarschaft gesorgt hatten (RP berichtete mehrfach), Ob künftig auch eine Videoanlage zur Überwachung des Eingangsbereichs der ehemaligen Schule zum Einsatz kommen wird, ist noch unklar. Eingebaut wurde weiterhin ein vergrößerter Sanitärbereich im Haus.

Außerdem gibt es inzwischen eine neue Notrufanlage. Auf Knopfdruck lassen sich an zwei Stellen im Haus Notarzt, Feuerwehr oder Polizei herbeirufen. Symbole und kurze Hinweise in mehreren Sprachen klären über den Gebrauch auf.

Zusätzlich zur Unterbringung im Übergangsheim sind Saborni und sein Team beständig auf der Suche nach Mietwohnungen in der Stadt. "Wir sind im regelmäßigen Kontakt zu drei Vermietern, denn mittelfristig werden unsere Kapazitäten kaum reichen", sagt der Sozialbereichsleier. Auch, wenn zur Entzerrung der Lage inzwischen das alte Hausmeisterhaus an der Friedhofsallee wieder für 18 Flüchtlinge instandgesetzt wurde. Die ehemals zugehörigen Wohncontainer dort waren Mitte des vergangenen Jahres für definitiv schrottreif erklärt worden, die dort lebenden Flüchtlinge zogen in einer überaus kurzfristigen Aktion an die Ludgerusstraße um (RP berichtete). Zudem sind für mehrere Familien inzwischen Mietwohnungen gefunden.

Hauptschwierigkeit für Saborni: "Die Zuweisung von Flüchtlingen über die Bezirksregierung Arnsberg ist immer eine sehr kurzfristige Sache." So könne es durchaus sein, dass bis zur Ankunft einer mehrköpfigen Familie gerade mal vier Tage Zeit blieben. Folge: "Der zuständige Sozialarbeiter kommt ins Rotieren", sagt Saborni. Denn es muss nicht nur für räumliche Unterbringung gesorgt werden. Betten, Matratzen, Ankunftspakete, Chipkarten, Schlüssel und Geld müssen beizeiten organisiert sein. Das Ziel ist es, jeweils nach Möglichkeit eine Familie in einem der ehemaligen Klassenräume unterzubringen. Wie lange die Familien dort leben, ist unterschiedlich. Derzeit kommen die meisten Flüchtlinge aus Albanien, Serbien und Mazedonien. Die Bezirksregierung Arnsberg verteilt sie nach einem sogenannten Zuweisungsschlüssel. Welche Stadt wie viele Flüchtlinge aufnehmen muss, richtet sich nach Einwohnerzahl und Gemeindegröße. "Die Menschen, die hier ankommen,sehen sich in ihren Herkunftsländern als verfolgte Minderheiten", sagt Saborni. Bei allen Schwierigkeiten behält man ein Ziel im Auge: "Wir wollen niemanden in Zelten auf Sportplätzen unterbringen."

(RP)
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