Ratingen In der Innenstadt fehlen Sitzplätze

Ratingen · Weil es kaum Gelegenheit, sich mal auszuruhen, fordern Senioren, Politik und Handel mehr Bänke. FDP will Abhilfe schaffen.

 Auf dem Marktplatz gibt es wenige Sitzgelegenheiten. Besonders Senioren wünschen sich mehr Bänke in der gesamten Innenstadt.

Auf dem Marktplatz gibt es wenige Sitzgelegenheiten. Besonders Senioren wünschen sich mehr Bänke in der gesamten Innenstadt.

Foto: Achim Blazy

Holperpflaster und fehlende Bänke nerven Bürger, Politiker und Einzelhändler weiter. Tina Pannes, Vorsitzende der FDP Ratingen, berichtete von Beschwerden von Senioren, die in der City Sitzgelegenheiten vermissen. So gebe es beispielsweise vom Markt bis zur oberen Oberstraße keine Möglichkeit, sich mal auszuruhen: Manche Senioren schafften das einfach nicht mehr. An der Angerstraße gibt es ein Seniorenheim.

Immerhin, so Pannes, habe die Stadtverwaltung wohl mal eine Ortsbegehung zu diesem Thema vor. Nur auf dem Marktplatz gibt es Sitzbänke — sieht man mal von den Möglichkeiten ab, sich in eine Kneipe, ein Restaurant oder Café zu setzen. Doch an drei Tagen, so hatte jüngst eine 76-jährige RP-Leserin beklagt, seien diese Bänke wegen des Wochenmarktes nicht nutzbar.

Eine weitere Bank gab es mal an der Ecke Wallstraße/Bechemer Straße vor dem ehemaligen Kaufhaus Aufterbeck. Doch kaum hatte der Abbruch begonnen, wurde die Bank geklaut. Auf den Plänen fürs neue Stadttor, das mit Riesenschritten der Vollendung entgegengeht, sind zumindest wieder Bänke unter einem Bäumchen erkennbar.

Die Möglichkeiten der Einzelhändler, Abhilfe zu schaffen für die Bürger, die ja auch ihre Kunden sind, bleiben beschränkt. Doch es gibt Ausnahmen. Ingo Bargatzky vom Weinparlament an der Wallstraße: "Ich stelle jeden Morgen eine Bank vor meinen Laden, damit die älteren Besucher wenigstens eine Möglichkeit haben, sich kurz auszuruhen. Und diese Sitzgelegenheit wird trotz Baustelle immer wieder gerne genutzt."

Manuela Kessler, Sprecherin der Interessengemeinschaft (IG) Ratinger Einzelhandel: "Die Werbe- und Gestaltungssatzung lässt eigentlich nicht viel Raum für eine Bank. Dazu müsste man von der Stadt die Zusage bekommen, dass hier Ausnahmen gemacht werden — und der Preis für die Nutzung öffentlichen Straßenraums wäre sicherlich zu überdenken."

Die Werbesatzung wurde bekanntlich verschärft, um die schmalen wirklich begehbaren Flächen neben dem Holperpflaster von Werbung freizuhalten: Wo schon für Werbereiter kein Platz ist, dürfte es für Bänke erst recht eng werden. Pannes erinnert noch einmal an den FDP-Antrag vom Juni, wenigstens mal die Möglichkeiten auszuloten, das Ärger-Pflaster entweder zu verfugen und/oder abzuschleifen oder aber komplett zu ersetzen. Der Antrag sei aber mehrheitlich abgelehnt worden, klagte sie. Bei öffentlichen Gebäuden müsse auf Barrierefreiheit geachtet werden, nur die Fußgängerzone sei es nicht: "Das ist ein Armutszeugnis."

Kessler schlägt vor, dass sich Ratingen beim Wettbewerb "Ab in die Mitte" mit einem Konzept zum demographischen Wandel in der Innenstadt bewerben soll: "Aber da der Einsendeschluss schon Mitte Dezember ist, könnte man das vielleicht für 2015 mal im Hinterkopf behalten. Hier geht es um ein schönes Sümmchen vom Land, das aber arbeitsintensiv erkämpft werden muss."

Der Ratinger Immobilienexperte Rainer Bethke sieht die Stadt in der Pflicht: "Verglichen mit anderen Städten, die ebenfalls Kopfsteinpflaster verlegt haben, ist der Zustand katastrophal. Hier müssten umfangreiche Sanierungen erfolgen, was sicher auch dem Tiefbauamt bewusst ist. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass die Auslagenbeschränkung von der Sanierungsnotwendigkeit ablenken soll."

(jop)
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