Ratingen In der Kürze liegt die Würze: Sie kann noch Steno

Ratingen · Früher war es ein weit verbreitetes Handwerk, heute können es nur noch wenige, obwohl der Nutzen sehr groß ist.

 "Mit der Kurzschrift spart man im Vergleich zur Langschrift viel Zeit und Platz ein", bedeutet dieser Steno-Text in drei Schreibweisen.

"Mit der Kurzschrift spart man im Vergleich zur Langschrift viel Zeit und Platz ein", bedeutet dieser Steno-Text in drei Schreibweisen.

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"Es ist schon wie eine neue Sprache", sagt Elfi Lütcke über die Stenografie, auch Kurzschrift genannt. Mit zwölf Jahren erlernte sie die Schrift außerhalb der Schule. Was damals nur wie zusätzliche Arbeit erschien, half Lütcke im Laufe ihres Lebens enorm weiter. In der kaufmännischen Lehre hatte sie viele Vorteile durch das Beherrschen der Kurzschrift. Ab Ende der siebziger Jahre lehrte sie die Kurzschrift 20 Jahre lang am Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg als Seiteneinsteigerin.

Zur Geschichte der Stenografie: Vor 1924 gab es viele verschiedene Systeme, beispielsweise "Stolze-Schrey", "Faulmann" oder "Gabelsberger". Schließlich wurde jedoch die "Deutsche Einheitskurzschrift" geschaffen. Seit der Reformierung 1968 ist sie die standardmäßige Kurzschrift in Deutschland und Österreich.

 Elfi Lütcke hat viele Jahre lang die Kunst der Stenografie unterrichtet.

Elfi Lütcke hat viele Jahre lang die Kunst der Stenografie unterrichtet.

Foto: Dietrich Janicki

Wo Sekretärinnen früher noch die Kurzschrift brauchten, um schnell Diktiertes des Chefs später an der Schreibmaschine in Texte umzuschreiben, gibt es heute Computer, an denen der Chef dies selbst erledigt. Doch die anfängliche Arbeit einer Sekretärin hält Lütcke für "einen wesentlichen Beitrag zur Emanzipation". Man brauchte die Frauen, die diese Fähigkeit beherrschten, einfach in diesem Beruf.

Neben Stenografenvereinen benutzen die Kurzschrift fast nur noch Parlamentsstenografen. Diese werden immer noch gebraucht, da eine einfache Tonaufzeichnung teilweise nicht ausreichend ist.

Doch wie sieht die Kurzschrift denn nun aus? Betrachtet man sie als Unwissender, so sieht es erst einmal aus, als ob auf dem Papier Hieroglyphen stehen oder es sich um ein Kunstwerk handeln könnte. Je nach dem, welche der drei Stufen der Kurzschrift geschrieben wird, unterscheiden sich auch die Zeichen. Die erste Stufe ist die Verkehrsschrift. Diese kann bei bis zu etwa 120 Silben pro Minute benutzt werden. Dabei werden für bestimmte Buchstaben und auch Buchstabenfolgen (wie "sch" oder "st") verkürzte Zeichen benutzt. Doch: Vokale werden nicht wirklich geschrieben. Sie werden nur dadurch dargestellt, wie einzelne Konsonanten verbunden werden. Zusätzlich wird in der Kurzschrift auch nicht auf Groß-/Kleinschreibung oder lange Laute (wie "eh" oder "ie") geachtet. Es wird schlicht und einfach so geschrieben, wie das Wort am Ende ausgesprochen wird.

Bei der zweiten Stufe, der Eilschrift, wird es schon komplizierter. Diese kommt bei bis zu 200 Silben pro Minute zum Einsatz. Dabei werden bestimmte Worte, die oft benutzt werden, und An- und Auslaute (wie "Ein-" oder "-keit) schon in ein einzelnes Zeichen verkürzt.

Die Redeschrift ist etwas für Profis. Mit ihr kann man bis zu 500 Silben pro Minute mitschreiben. Dabei werden sogar ganze Teilsätze oder Redewendungen in ein einziges Zeichen verwandelt. Eines zum Beispiel, das auch viele Nicht-Stenografen kennen, ist das Zeichen für "ich stehe auf dem Standpunkt". Das sieht aus wie ein kleines "i" ohne den Punkt, das für "ich" steht, mit einem Punkt darunter, der den "Standpunkt" signalisiert.

Am Anfang wird die Kurzschrift auf einem Blatt geübt, bei dem jede Zeile aus vier Linien besteht. Diese sind wichtig, um die Verhältnisse einschätzen zu können, da bei der Kurzschrift auch höher oder tiefer gestellte Zeichen eine unterschiedliche Bedeutung haben. Lütcke benutzt die Kurzschrift heute immer noch für Notizen, Einkaufszettel oder aber Mitschriften am Telefon.

(RP)
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