Interview mit Erhard Raßloff und Ilka Bahle Generationen leben gut zusammen

Ratingen · Das Mehrgenerationenhaus am Klompenkamp feiert 20-jähriges Jubiläum. Wir ziehen im Interview eine Zwischenbilanz zum runden Geburtstag.

 Erhard Raßloff und Ilka Bahle (vorn) haben Grund zum Feiern - nicht nur zu Karneval.

Erhard Raßloff und Ilka Bahle (vorn) haben Grund zum Feiern - nicht nur zu Karneval.

Foto: A. Blazy

20 Jahren DRK-Mehrgenerationenhaus in Ratingen: Woher stammte diese besondere Idee?

Erhard Raßloff Der ehemalige Vorsitzende der Behindertensportgemeinschaft Ratingen hatte Mitte der 90er Jahre die Idee eine Wohnanlage für alte und behinderte Menschen zu bauen. Dort sollten die Mieter selbstbestimmt wohnen können und raumnah an Freizeit- und Sportangeboten teilnehmen können. Mit seiner Idee hat er dann die Stadt Ratingen überzeugt, die diese Einrichtung sowohl beim Bau als auch noch heute bei der Assistenz finanziell unterstützt.

Was ist anders als in anderen Seniorenwohnungen?

Raßloff In dieser Anlage mit 80 Sozialwohnungen ist das Assistenzangebot schon etwas sehr besonderes. Es ist so angelegt, dass das Assistenzteam wochentäglich in den Vormittagsstunden ansprechbar ist. Jjeder Bewohner erhält die monatlichen Angebote mit dem monatlich erscheinenden "Klompenkamp aktuell" und kann über eine Teilnahme selbst entscheiden.

Wie sieht das Assistenzangebot aus, welche Alltagsunterstützung ist besonders gefragt?

Ilka Bahle In unserem Mehrgenerationenhaus gibt es viele Begegnungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel bei dem einmal wöchentlich stattfindenden Frühstück. Es werden unterschiedliche Veranstaltungen im Bereich Freizeit und Sport und Kultur angeboten. Die individuelle Beratung bei Behördenangelegenheiten, Fragen der Gesundheit und der Unterstützung bei Demenzproblemen sowie die Vermittlung weitergehender Hilfsangebote stehen auf der täglichen Agenda.

Wer übernimmt die ehrenamtliche Betreuung?

Raßloff Es gibt zehn ehrenamtliche Kräfte, die unsere hauptamtliche Assistenzleiterin tatkräftig mit ganz unterschiedlichem Zeiteinsatz unterstützen. So zum Beispiel im Helferkreis Demenz, im Frühstücksteam, beim Einkaufsdienst, bei der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen, bei Büroarbeiten und beim Einkaufsdienst, dem "Aldiexpress". Ohne diesen Einsatz könnten solche Angebote nicht realisiert werden.

Deckt die Anlage den Bedarf an vergleichbaren Wohnungen in der Stadt - und darüber hinaus? Gibt es in anderen Städten des Kreises vergleichbare Projekte?

Raßloff Beide Fragen kann ich mit einem klaren "nein" beantworten. Die demografische Entwicklung und die der Hochaltrigkeit lassen den Bedarf immer weiter ansteigen. Es fehlen Wohnungsangebote im finanziell erschwinglichen Rahmen, die zwischen dem oftmals anonymen Wohnen und dem Heimaufenthalt stehen. Unsere nunmehr 20jährige Erfahrung zeigt, dass damit der Vereinsamung vorgebeugt wird und die "öffentliche Hand" sehr viel Geld einsparen könnte.

Welche Wege führen die Interessenten ins Mehrgenerationenhaus?

Bahle Durch die Mundpropaganda und die gute Presseberichterstattung gibt es eine große Nachfrage nach diesen Wohnungen. Es ist eine Registrierung beim Sozialamt erforderlich und ein Gespräch mit dem Assistenzteam ist ebenfalls sinnvoll.

Wie wird das 20-jährige Bestehen gefeiert?

Rassloff Wir werden unsere Jubiläumsfeier mit dem alljährlich stattfindenden Sommerfest im Juni durchführen. Einzelheiten werden natürlich jetzt noch nicht vorgestellt. Wie wir unsere Feste kennen, wird es sicherlich eine erfolgreiche Feier.

Frau Bahle: Was wünschen Sie dem Projekt, wenn Sie selbst, nach 20 Jahren Arbeit dort, in den Ruhestand gehen?

Bahle Den Zusammenhalt in der Nachbarschaft und den Zusammenhalt zwischen den Generationen. Auch hochaltrige Menschen sollen ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben führen können. Dabei ist in den nächsten 20 Jahren zu erwarten, dass immer mehr Menschen 100 Jahre alt und älter werden. Für diese Altersgruppe ist die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, aber auch eine verstärkte Versorgung bei steigendem Unterstützungsbedarf zu gewährleisten. Darum wünsche ich mir, dass dieses Angebot ausgebaut, finanziell sowie personell den steigenden Anforderungen angepasst wird.

PAUL KÖHNES STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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