Interview: Karl Krause "Jedes fünfte Auto hat ein Kiekert-Schloss"

Ratingen · Der Vorstandsvorsitzende der Kiekert AG spricht über die Zukunft der Automobilbranche, den Standort und die Bedeutung der Region.

 "Um unsere Weltmarktführerschaft zu sichern, bedarf es außergewöhnlicher Ideen ", sagt Kiekert-Chef Dr. Karl Krause.

"Um unsere Weltmarktführerschaft zu sichern, bedarf es außergewöhnlicher Ideen ", sagt Kiekert-Chef Dr. Karl Krause.

Foto: Dietrich janicki

In der jüngeren Vergangenheit hat die Kiekert AG mehrfach mit internationalen Expansionsprojekten - insbesondere in China, Tschechien und Russland - auf sich aufmerksam gemacht. Können Sie beschreiben, welche Rolle die Auslandsgeschäfte für das Heiligenhauser Unternehmen spielen?

KRAUSE Die Automobilwelt wird immer globaler, immer schneller und immer vernetzter. Internationale Präsenz ist dabei unabdingbar, um markt- und kundengerechten Service anzubieten. Deshalb geht auch Kiekert seit Jahren konsequent den Weg der Globalisierung. Wir sind mittlerweile in neun Ländern mit sechs Entwicklungs-, sechs Produktions- sowie zwei Vertriebszentren vertreten. Diese Nähe zu unseren weltweiten Kunden und Lieferanten schafft Sicherheit und Vertrauen. Nur mit dem richtigen Vertrauensverhältnis lassen sich Kosten, Qualität und Innovationskraft über lokalspezifische Serviceleistungen differenzieren und die entscheidenden Wettbewerbsvorteile erzielen. Darum werden wir auch zukünftig unseren Weg der Globalisierung fortsetzen.

Wie passt Heiligenhaus als Standort in diese globale Struktur?

KRAUSE Unser Stammsitz in Heiligenhaus spielt nach wie vor eine zentrale Rolle in unserem weltweiten Unternehmensverbund, vor allem in der Entwicklung. Von über 350 Ingenieuren weltweit arbeiten allein 200 in Heiligenhaus. Sie sorgen auch dafür, dass sich dem Nutzer die besondere Kiekert-Qualität bereits am angenehmen, satten Zuschlagton der Tür erschließt. Dank der Ingenieurskunst unserer Experten in allen Technologie-Disziplinen gehört Kiekert mit mehr als 1 200 Patenten zum führenden Entwicklungspartner der globalen Fahrzeughersteller. Inzwischen fährt jedes fünfte Auto weltweit mit einem unserer Schlösser. Jedes dritte Automobil auf dieser Welt besitzt Schließsysteme, die auf unserem Kiekert-Design basieren.

Die Wirtschaft war in den vergangenen Jahren von einigen Krisen gebeutelt. Gerade Automobilzulieferer wie Kiekert hatten es da mitunter alles andere als leicht. Sind die "schweren Jahre" jetzt erst mal ausgestanden?

KRAUSE Rund sechs Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise ist die Weltwirtschaft wieder in Fahrt - und das nun im vierten Jahr in Folge. Die Aussichten für die kommenden Jahre sind gut und lassen ein weiteres, globales Wachstum erwarten. An diesem Wachstum partizipiert Kiekert im Zuge seiner Globalisierung. Für das laufende Jahr erwarten wir einen Umsatz von rund 650 Millionen Euro. Das sind fünf Prozent mehr als 2013 und ganze 70 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.

Wo sehen Sie persönlich die Kiekert AG in zehn Jahren? Wird die Automobilbranche weiter boomen?

KRAUSE Es sind Autos, die das menschliche Bedürfnis nach Mobilität erfüllen und Menschen überall auf dieser Welt viel Freude bereiten. Das war in der Vergangenheit so und das wird auch in Zukunft so sein. Für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg haben wir stets darauf gesetzt, Trends im Markt frühzeitig zu erkennen und zu setzen. Auf diesem Weg vereinen wir Sicherheit, Leichtbau, Komfort und Akustik in maßgeschneiderten Produkten für unsere Kunden. Mit dem notwendigen Expertenwissen und dem richtigen Gespür für die Bedürfnisse unserer Kunden sind wir mit unseren Partnern global gewachsen und haben Trends gesetzt. Daran werden wir auch zukünftig festhalten.

Die Schlüsselregion hatte auch ihren Anteil daran, dass Heiligenhaus zur Hochschul-Stadt wurde. Noch ist diese Institution in direkter Nachbarschaft zu Ihnen im gleichen Gebäude untergebracht. Wirkt sich diese Nähe zu den Studenten auch auf Kiekert aus?

KRAUSE Als Innovationstreiber mit einem modernen Produktprogramm, in dem über ein Drittel der Produkte jünger als drei Jahre sind, sind Kooperationen mit Studierenden und Wissenschaftlern für uns eine wichtige Quelle. Sie sichern uns den Zugang zu wertvollen Erkenntnissen und zu neuen Technologien, die einen Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Deshalb pflegen wir intensive Beziehungen zu zahlreichen Hochschulen an unseren weltweiten Standorten. Dazu gehören unter anderem die Zusammenarbeit mit der Hochschule Bochum in Deutschland, der Yichun University in China, der Kettering University in den USA und dem Instituto Tecnologico de Monterrey in Mexiko.

Blicken wir mal in die lokale Region: Wie wichtig sind für Kiekert regionale Netzwerke wie zum Beispiel der Verein Schlüsselregion?

KRAUSE Um unsere Weltmarktführerschaft zu sichern, bedarf es außergewöhnlicher Ideen. Dazu tragen Partnerschaften mit lokalen und internationalen Partnern bei. Deshalb binden wir externe Partner in unseren Innovationsprozessen ein und pflegen zahlreiche Beziehungen zur Wirtschaft und Wissenschaft. Nur in einem breitgefächerten, globalen Netzwerk können neue Ideen entstehen. Diese geben uns wertvolle Impulse, um unsere Benchmarks zu bestätigen und für unsere Kunden neue Dimensionen von Sicherheit und Komfort zu erzielen.

STEFAN MÜLDERS STELLTE DIE FRAGEN.

(stemu)
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