Ratingen Junge Ratinger sollen Drogen verkauft haben

Ratingen · Da saßen sie nun auf der Anklagebank: Drei Ratinger, zwischen 18 und 25 Jahre alt. Die beiden Jüngeren eher verlegen dreinschauend, irgendwie peinlich berührt und offensichtlich mit dem Wunsch, die unbehagliche Situation so schnell wie möglich zu überstehen. Der Ältere hingegen schien recht locker, unberührt und eher abgebrüht.

Was brachte dieses Trio zusammen und nun gemeinsam auf die Anklagebank? Es war wohl der Wunsch nach einer schnellen Karriere und ungebremstem Geldverdienen in einer Parallelwelt, die selbst ein Lottoschein nicht so einfach erfüllen kann und eine stinknormale bürgerliche Ausbildung erst recht nicht.

Aber zwielichtige Machogestalten vorleben, kann ja nicht so schwierig sein, wenn man erst mal den Einstieg in den Drogenhandel geschafft hat. Dachte man wohl.

Dieser - so die Anklage - soll zwischen August und Oktober 2017 in Ratingen stattgefunden haben. Der 25-Jährige hatte die beiden Jüngeren angeworben, damit sie für ihn in der örtlichen Szene als Straßendealer aktiv wurden. Bis sie aufflogen, verdealten (also verkauften) sie etwa 1,8 Kilogramm Marihuana von recht hohem Reinheitswert und einiges an Amphetaminen an Endverbraucher.

Der 25-Jährige, der die Rauschmittel besorgt und an seine Gehilfen weiterverteilt hatte, versuchte damit seine Rolle als Prospect auszufüllen.

So wiederum nennt man in der Hell's-Angel-Szene die Bewerber, die sich erst noch bewähren und Führungskraft beweisen müssen, bevor sie Vollmitglied werden können. Der Optimismus der Jüngeren, den zukünftigen Lebensunterhalt mit dem Handel zu verdienen, sollte durch die Verbindung zu den Hell's Angels komfortabel abgefedert werden.

Der Prospect versprach seinen Gehilfen, dass seine vermeintliche Firma etwaige Konkurrenten im Straßenhandel fernhalten würde. Ob es dazu wirklich gekommen ist, lässt sich bislang noch nicht erkennen.

Ebenso unbeantwortet blieb die Frage danach, wer für den Nachschub an den 25-Jährigen sorgte. Gerade die Aufklärung der Versorgungskette könnte zu den wirklichen Drahtziehern im Hintergrund führen.

Möglicherweise klärt sich das auch in Prozessen, die seitens der Staatsanwaltschaft zeitgleich gegen vier Andere aus diesem Dunstkreis geführt wird.

Die Angeklagten hier ließen sich diesmal auf keine Aussage ein, die Anwälte signalisierten jedoch die Abgabe einer Einlassung.

Möglicherweise wartet man noch ab, ob in einem der anderen Prozesse eine wichtige Aussage gemacht wird.

Der Prozess gegen die drei Ratinger wird fortgesetzt.

(magu)
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