Heiligenhaus Keine Flüchtlinge im Steppkeshaus

Heiligenhaus · Voll war es auf der Tribüne im Rathaus. Eltern und Kinder des Steppkeshauses verfolgten ganz genau die Diskussion über die Unterbringung von Flüchtlingen in der Stadt - und bekamen eine wichtige Nachricht gleich zu Beginn der rund zweistündigen Diskussion persönlich von Bürgermeister Jan Heinisch zu hören: "Eine Unterbringung von Flüchtlingen im leerstehenden oberen Geschoss der Einrichtung erfolgt nicht. Es ist nahezu unmöglich, das Gebäude so herzurichten, dass beide Gruppen getrennt voneinander sind."

 Volle Ränge im Rat: Als der Bürgermeister erklärte, im Steppkeshaus werden keine Flüchtlinge untergebracht, applaudierten die Eltern.

Volle Ränge im Rat: Als der Bürgermeister erklärte, im Steppkeshaus werden keine Flüchtlinge untergebracht, applaudierten die Eltern.

Foto: Blazy, Achim

Beifall und Jubel von der Tribüne brandeten auf, beendet war die Diskussion damit aber noch lange nicht. Dass sie teilweise sogar polemisch wurde, hatte auch mit massiven Anfeindungen von Lothar Nuthmann von den Grünen in Richtung Heinisch zu tun. Der hatte dem Bürgermeister in einem Antrag vorgeworfen, mit einer eventuellen "menschenverachtenden" Unterbringung von Flüchtlingen in einer Turnhalle die Bürger der Stadt wissentlich und vorsätzlich gegen Flüchtlinge aufzubringen. Für Heinisch, sichtbar von einer Grippe geplagt, zu viel des Guten: "Herr Nuthmann, was ich Ihnen jetzt sage, muss ich einfach für meine persönliche Seelenhygiene machen. Solche Anwürfe, insbesondere von Ihnen, verbitte ich mir." In der Verwaltung arbeite ein weit über die Arbeitszeiten hinaus engagiertes Team, um die Flüchtlingsproblematik vernünftig zu lösen.

Danach wurde es zumindest zwischenzeitlich sachlicher, da sich nahezu alle Fraktionen einig waren. Sie beauftragten die Verwaltung, ein Konzept zu erarbeiten für die Unterbringung von Flüchtlingen, das die Nutzung von belegten Objekten ausschließen solle. So sei zum Beispiel zu prüfen, ob man die leerstehende Schule am Sportfeld nicht als Unterkunft ertüchtigen könne. Heinischs Einwurf, der Rat habe ihn doch erst im Dezember beauftragt, ein Umzug der Regenbogen-Schule in dieses Objekt zu prüfen, fand bei den Politikern keine Beachtung.

Eines wurde deutlich: Die Kapazitäten in der Stadt für spontane Unterbringungen sind ausgereizt: "Wenn jetzt tatsächlich ein Bus kommt, haben wir ein großes Problem, diese Menschen zumindest kurzfristig vernünftig unterzubringen", stellte Heinisch klar.

Für solch eine kurzfristige Situation würde die Verwaltung gerne eine Turnhalle vorhalten, ähnlich wie es in Ratingen geschieht. "Das lässt sich im Notfall schnell realisieren", so Heinisch, zumal es in einer Halle eben auch sanitäre Einrichtungen gebe.

Das interessierte wiederum Nuthmann nicht: "Wenn die Flüchtlinge in der Schule am Sportfeld untergebracht sind, können sie in der angrenzenden Turnhalle duschen, sofern diese nicht von Vereinen genutzt werde." Heinischs entgegnete mit der Frage, was denn eine Mutter machen solle, deren Kind Erbrechen habe und es aber außerhalb dieser Zeiten waschen wolle, konterte Nuthmann: "In den Klassenzimmern gibt es schließlich Waschbecken."

Letztlich einigten sich die anderen Fraktionen auf einen Vorschlag von SPD-Fraktionschef Ingmar Janssen. Die Verwaltung erstellt für die mittelfristige Unterbringung eine Liste verfügbarer Objekte, für die kurzfristige Unterbringung hat sie freie Hand, solle sich aber möglichst erst an einer Schule und dann an einer Halle bedienen.

(wol)
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