Ratingen Keller-Kraftwerk im Test

Düsseldorf · Stadtwerke und Viessmann testen ein Mikro-Blockheizkraftwerk in einem Doppelhaus. Ein Sterling-Motor erzeugt Wärme und Strom. Stadtwerke liefern Gas, Hersteller und Bund helfen mit Fördergeldern.

Herbert Leineweber, Hausbesitzer, hat seit neuestem ein Kraftwerk im Keller: Das sogenannte Mikro-Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugt Strom und Wärme. Zwei Jahre lang dauert der Feldversuch von Stadtwerken, Eon Ruhrgas und Heizungsbauer Viessmann. Das Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsystem hat eine Wärmeleistung von sechs Kilowatt und eine Stromleistung von einem Kilowatt. Schon jetzt gibt es zahlreiche BHKW, die sich für den Einsatz in Ein- und Zweifamilienhäusern eignen.

Pro Kilowattstunde Strom, die die Anlage produziert, spart man derzeit rund 25 Cent. Hierin enthalten sei auch die aktuelle KWK-Zulage (Kraft-Wärme-Kopplung) von 5,11 Cent je kWh, rechnen die Stadtwerke vor. Nicht selbst genutzter Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Dies werde mit derzeit rund zehn Cent vergütet. Was ein Haushalt auf diese Weise an Stromkosten sparen beziehungsweise vielleicht sogar erwirtschaften kann, soll ebenfalls der Feldversuch zeigen.

Dafür wurde Herbert Leineweber aus einem Bewerberkreis ausgewählt. Über zwei Heizperioden wird das Mikro-KWK-System in seinem Keller installiert bleiben und das 150 Quadratmeter große Haus mit selbst erzeugtem Strom und Wärme versorgen.

Speicher braucht Platz

Das Mikro-BHKW hat gerade mal die Ausmaße einer konventionellen Heizung. Ein Problem stellte aber der Pufferspeicher mit einer Größe von 750 Litern dar. "Der ist mit etwa 1,80 Meter Höhe und einem Meter Breite doppelt so groß wie eine Waschmaschine", so der Bankkaufmann, der sich schon seit Jahren für das Thema Energieverbrauch und Energieeinsparung interessiert.

Ausgestattet ist das Mikro-BHKW mit einem Sterlingmotor. Er stammt von Viessmann. Bei dem Mikro-KWK-System handelt es sich um eine Kombination aus einem Sterlingmotor und einem hocheffizienten Gas-Brennwertgerät. Die Abwärme des Motors wird zur Wohnraumbeheizung und zur Trinkwassererwärmung genutzt.

Der Einbau eines Mikro-BHKWs rechnet sich erst ab einer bestimmten Hausgröße. Martin Vogel, Energieberater der Stadtwerke: "Das Objekt muss schon den nötigen Wärmebedarf mitbringen, so dass die Anlage entsprechend viele Betriebsstunden erreicht. Wird die Abwärme der Anlage nicht genutzt, schaltet sich das BHKW ab. Dann wird natürlich auch kein Strom produziert."

Geeignet sind die kleinen Blockheizkraftwerke laut Vogel daher erst für Immobilien mit einem jährlichen Gasverbrauch von mehr als 18 000 kWh. In der Regel betrifft das Häuser mit mindestens 150 Quadratmeter Wohnfläche. Zudem sind die aktuell auf dem Markt befindlichen Mini-BHKW noch recht teuer. Der Energieberater verweist auf das Förderprogramm der Stadtwerke, die den Einbau eines Mikro-BHKWs mit einer Freimenge von 20 000 kWh Erdgas unterstützen. Außerdem gibt es Förderprogramme von Herstellern und Bund.

Laut Energie-Agentur (dena) entwickelt sich der Markt für die so genannte Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung im Einfamilienhausbereich auch in Europa. So gibt es seit 2009, nach Angaben der Stadtwerke Ratingen, marktreife Mikro-BHKW im sehr kleinen Leistungsbereich von etwa einem kW elektrisch auf dem Markt.

(RP)
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