Heiligenhaus Klaus Biehler plaudert aus der Schule

Heiligenhaus · Er hat ein Garagen-Museum eröffnet, zeigt seine Schätze. Unter Heiligenhauser Pädagogen waren Pioniere.

 Über 1000 Ausstellungsstücke hat der pensionierte Schulleiter zusammengetragen. Einen Teil davon möchte Klaus Biehler demnächst dem Stadtarchiv zur Verfügung stellen.

Über 1000 Ausstellungsstücke hat der pensionierte Schulleiter zusammengetragen. Einen Teil davon möchte Klaus Biehler demnächst dem Stadtarchiv zur Verfügung stellen.

Foto: Achim Blazy

Kreative Lösungen, Ansätze, die im ersten Moment ungewöhnlich scheinen, und der Blick über den Tellerrand hinaus, das zeichnet den leidenschaftlichen Lehrer Klaus Biehler aus. Früh orientierte er sich, erst als Junglehrer in der St. Suitbertus-Schule, dann als Schulleiter der Katholischen Schule Hetterscheidt, später als Seminarleiter an der Montessori-Pädagogik, führte Technisches Werken als Schulfach ein, und auch mit der Erfindung des Betriebspraktikums 1964 bewies er Weitblick, in dem er früh ein Netzwerk zwischen Schule und Wirtschaft spann. "Während es in der DDR schon regelmäßig Wochentage gab, in der Schüler in der Produktion eingesetzt wurden, fehlte den Schülern hier dieser praktische Blick ins Berufsleben."

Bei den Verantwortlichen im Ministerium traf die Idee auf geteilte Meinungen, doch Biehler setzte sich durch, damals war die Teilnahme für die Schüler freiwillig, heute ist das Betriebspraktikum für Schüler obligatorisch. Ebenso wie zum Beispiel technisches Werken. Biehler ist auch Sammler, seine eindrucksvolle Fach-Sammlung reicht von historischen Dokumenten, die Heiligenhauser Schulwelt betreffend, über Schulbücher, die von kurios bis zu beeindruckend schwenken, bis hin zu Zeitschriften, die die Entwicklung der Pädagogik aufzeigen. Dieses geballte Wissen macht er nun, kreativ wie er noch immer ist, Interessierten zugänglich: Dafür hat er kurzerhand ein Garagen-Museum mit nachbarschaftlicher Unterstützung ins Leben gerufen, da eine Ausstellung in der Heimatkundlichen Sammlung nicht zu Stande gekommen war.

Und wer mit ihm durch den zwar kleinen, aber mit geballten Wissen gefüllten Raum spaziert, der wird die Heiligenhauser Schullandschaft mit ganz anderen Augen sehen. In den Kriegswirren hatte er zwei Jahre gar keinen Schulunterricht, bevor er, mit dem Notabitur in der Tasche, das er heute als viel zu flach einschätzt, Lehrer wird. "Einmal Lehrer, immer Lehrer", sagt er schmunzelnd, denn wenn er anfängt zu erzählen, ist der weit über 80-Jährige in seinem Element.

Die interessante Sammlung in Dokumenten, Büchern und Fotografien umfasst einen Zeitspiegel von 1783 bis heute, und die Ausstellung ist in vier Abschnitte unterteilt. Zu sehen gibt es auch Erinnerungen, als das Vogelsangbachtal Anfang der 60er Jahre mit "Wilhelm Tell" und dem "Zerbrochenen Krug" für die Schüler der Abtskücher Schule und ihre Zuschauer zur Naturbühne wurde; ein "Fliegendes Klassenzimmer" mit einer Ballonfahrt für die ganze Klasse. Gut 1000 Exponate hat Biehler zusammen getragen, nicht alles hat es in die Ausstellung geschafft, ein Teil liegt noch im Keller seines Hauses. Die Zusammenarbeit erfolgte gemeinsam mit Heiligenhauser Vereinigungen wie der VVH und der heimischen Wirtschaft, die produktive Zusammenarbeit mit Professoren wie dem Pädagogen Dr. Jakob Muth und dem Juristen Dr. Schlepple. Auch die Werke dieser Pioniere sind in der Ausstellung zu sehen. So hängt zum Beispiel auch eine Karte aus dem Jahr 1816 in der Ausstellung, die die Abtsküche mit "preußischem Blick" betrachtet.

In liebevoller Arbeit hat er Dokumente beschriftet, Zusammenfassungen geschrieben und die Schätze drapiert. Einen Teil wird Biehler nach der Ausstellung ans Stadtarchiv übergeben.

(sade)
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