Ratingen Könnerin kommt zurück nach Ratingen

Ratingen · Sie ist wieder da: Nach sechsjähriger Abwesenheit verstärkt Judith Kohlstruck das Team der Hospizbewegung.

"Wenn wir irgendwann einmal eine passende Stelle für Sie haben, dann hole ich Sie zurück nach Ratingen", hatte Hospiz-Chefin Martina Rubarth vor gut sechs Jahren bei der Verabschiedung Judith Kohlstrucks gesagt. Die Fachfrau wechselte in ähnlicher Funktion nach Mülheim, nun kommt sie zurück an ihre alte Wirkungsstätte. Damals hatten die beiden Frauen "gemeinsam gearbeitet und hatten trotz der Schwere unserer Arbeit auch humorvolle Situationen", wie sich Martina Rubarth erinnert.

Nun ist Realität geworden, was damals auch den Trennungsschmerz ein bisschen erleichtern sollte: Seit vergangenem Januar gehört Judith Kohlstruck wieder als Koordinatorin fest zum Team an der Bechemer Straße. "Froh und glücklich" ist das Team über die Rückkehr der "kompetenten Fachfrau", die ein hohes Maß Wissen und Erfahrung mitbringt, was die Einarbeitung sehr leicht mache.

"Die Strukturen sind sehr gut", beurteilt die Rückkehrerin ihren neuen Dienstplatz mit "fantastischen Arbeitsbedingungen". Auf ökumenischer Basis sei die Hospizbewegung "bestens vernetzt", die Zusammenarbeit mit Stadt, Krankenhäusern und Altenheimen beurteilt die studierte Theologin als "tolle Basis". Und sie weiß, wovon sie spricht, unter anderem hat sie in Mülheim ein stationäres Hospiz mit aufgebaut, anschließend zeichnete sie für eine ambulante Variante in Essen verantwortlich. Obwohl sie in ihrem Beruf von Tod und Trauer umgeben ist, empfindet sie die Aufgaben als erfüllend. "Natürlich bleibt es immer schwierig, Leid auszuhalten. Vor allem wenn gewiss ist, nichts machen, sondern nur durch Zuhören und Dasein helfen zu können." Und selbstverständlich sind es "intensive, sensible Begegnungen mit den Leidtragenden", die Kraft kosten.

Durch die ständige Begegnung mit Verlusten hat sich ihr Blick aufs Dasein verändert, "ich kann die Kostbarkeit des Lebens anders schätzen". Das wiederum lässt sie viele Alltagssituationen gelassener erleben. Und weil diese Gelassenheit nicht bloß Pose, sondern eine Haltung ist, bemerken das auch andere und gucken sich manchmal etwas von ihrer Gewichtung auf die Dinge des Lebens ab. Retten will die 53-Jährige, die verheiratet und Mutter zweier erwachsener Söhne ist, niemanden. Ihre Motivation, sich den Begegnungen mit Trauer und Tod zu stellen, ist vor allem die Gewissheit, eine "überaus sinnstiftende Arbeit" zu machen. Und Trauer löst nicht nur der unwiederbringliche Verlust aus, "Trauer hat viele Facetten", ebenso wie man sich der verschiedenen Trauerphasen bewusst werden müsste. Bei aller Ernsthaftigkeit hilft es auch, sich seinen Humor zu bewahren. "Den stelle ich zwischen mich und das Leid. Das schafft Abstand."

"Wir haben hier ein tolles Team", lobt sie. Von den ehrenamtlichen Helfern und ihrem unermüdlichen Unterstützungen ist sie begeistert. Zusammen mit Kollegin Martina Rubarth will sie "die Dinge weiterentwickeln", also die bereits bestehenden Verbindungen zu Institutionen und Einrichtungen stärken und beleben. Denn egal, wie etabliert solche Ankerpunkte sind, sie müssen nachhaltig gepflegt werden. "Da haben wir absolut eine Wellenlänge", sagt Kohlstruck.

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