Ratingen/Heiligenhaus Kontakt zu Partnerstadt eingeschlafen

Ratingen/Heiligenhaus · 25 Jahre nach der Wende: Ratingen und Heiligenhaus gehen unterschiedlich mit der Kontaktpflege zu ihren ostdeutschen Partnerstädten Beelitz und Zwönitz um. In Ratinger Rathaus zumindest sind neue Ideen Mangelware.

 Die Stadt Ratingen unterhält Kontakte zu insgesamt sechs Partnerstädten. Die Beziehungen zur brandenburgischen Stadt Beelitz jedoch sind weitgehend eingeschlafen.

Die Stadt Ratingen unterhält Kontakte zu insgesamt sechs Partnerstädten. Die Beziehungen zur brandenburgischen Stadt Beelitz jedoch sind weitgehend eingeschlafen.

Foto: achim blazy

Beelitz ist eine brandenburgische Stadt mit 12 000 Einwohnern, südwestlich von Berlin und Potsdam gelegen. Bekannt ist sie als brandenburgische "Spargelstadt" - und wirbt auch so für sich. Zwönitz ist eine alte Bergbaustadt im Erzgebirge. Die Gemeinsamkeit beider Städte: 1990, ein Jahr nach der Wiedervereinigung, gab es landauf, landab neue Städtepartnerschaften. So auch zwischen Beelitz und Ratingen sowie Heiligenhaus und Zwönitz.

Was ursprünglich bezweckt war, beschreibt die Stadt Heiligenhaus so: "Unterstützung bei den massiven Veränderungen in Politik und Wirtschaft" - das sei das ursprüngliche Ziel gewesen. Davon ist 24 Jahre später nicht mehr die Rede.

Dass die Partnerschaft trotzdem lebendig ist, zeigt unter anderem ein Tagesordnungspunkt für den Kulturausschuss, der heute tagt. Ein aktuelles Papier listet zumindest die drei gegenseitigen Standard-Besuche auf, die es alljährlich gibt. So freut sich eine Reisegruppe aus Heiligenhaus schon jetzt auf den erzgebirgischen Weihnachtsmarkt.

Ergiebig sind die Kontakte, die eher auf privater und Vereinsebene laufen. So konnte Zwönitz für die Heiligenhauser Weltkriegsausstellung mit einem besonders augenfälligen Exponat aushelfen: einer Pickelhaube. Auch zwischen den Jugendfeuerwehren beider Städte ist der Austausch rege. Und nicht zuletzt ist die Partnerschaft rein geografisch codiert: Es gibt ein "Zwönitzer Eck" in Heiligenhaus in schönster Lage und in Zwönitz ein "Heiligenhauser Eck".

Ein völlig anderes Bild vermittelt der Zustand der offiziellen Beziehungen zwischen Ratingen und Beelitz. Thomas Lähns, Sprecher der Stadt Beelitz, formuliert auf Anfrage höflich: "Sicher wird es zum 25-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr etwas mehr Aktivität auch von unserer Seite her geben."

Im Ratinger Rathaus hält man sich auf Anfrage eher bedeckt, wenn es um die Frage nach der konkreten Ausgestaltung der künftigen Ost-West-Partnerschaft geht. "Wir kennen den Jubiläumstermin wohl und werden uns in den nächsten Wochen mit der Stadt Beelitz in Verbindung setzen", kündigt Peter Ueberdick an. "Das Jubiläum wird dann gebührend gefeiert" - davon geht der Büroleiter von Bürgermeister Pesch aus.

Klarer liegen die historischen Ursprünge. Die evangelische Kirchengemeinde Tiefenbroich unterhält schon seit 1949 eine Partnerschaft zur Beelitzer Gemeinde St. Marien und St. Nikolai - das mag die Auswahl der Partnerstadt im Jahr 1990 mit begründet haben.

Doch die gesellschaftlichen Gruppierungen und Vereine beider Städte halten die Partnerschaft lebendig. So sieht es auch der Beelitzer Stadtsprecher, verweist auf den Besuch der Beelitzer "Volkssolidarität" in Ratingen in diesem Jahr. Diesen Austausch gibt es seit 2012. Außerdem besuchen sich die Beelitzer Schützengilde und die Grenadierkompanie der St. Sebastiani Bruderschaft, immer im Austausch, zu ihren Schützenfesten. Am 6. Beelitzer Spargelcup war die Feuerwehr Ratingen mit einem Löschzug vertreten und beteiligte sich an den Wettkämpfen.

Mit welch einfachen Mitteln Brauchtum zwischen Partnerstädten geschaffen werden kann, vermittelt ein eher bizarrer Einfall aus Heiligenhaus: Dort gibt es an jedem Neujahrstag die "Schneewette" zwischen den Partnerstädten. Simple Frage: Wie viel Schnee liegt zum bestimmten Datum an einem bestimmten Ort in der Stadt? Die Feststellung der Schneehöhe in Heiligenhaus ist längst eine gut besuchte Gaudi.

(RP)
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