Ratingen Konzertchor begeistert in der Stadthalle

Ratingen · Chor und Orchester bewiesen mit dem sehr anspruchsvollen Programm, dass sie in NRW zu einer namhaften Größe geworden sind. Vor wenigen Tagen war man erst aus Kuba zurückgekommen.

Vor wenigen Tagen von einer Konzertreise nach Kuba zurückgekehrt, präsentierten die mehr als 70 Sängerinnen und Sänger am Vorabend zum Volkstrauertag das Mozart-Requiem sowie ein Gitarrenkonzert des kubanischen Komponisten Joaquín Rodrigo (1909-1999) und eine Auftragskomposition des aus Havanna stammenden Gitarristen Joaquín Clerch in der ausverkauften Stadthalle. Der erste Teil des Abends stand ganz im Zeichen kubanisch- spanischer Musik, wobei die Gitarre einen dominanten Platz einnahm. Unter der Leitung von Thomas Gabrisch wurde zunächst das Auftragswerk "Cancíon" (Lied) zur Uraufführung gebracht.

Das vom Gitarren-Solisten konzipierte Werk wurde eigens für den Ratinger Chor komponiert. Der Text des Liedes "Elegia II" stammte aus der Feder der bekannten, preisgekrönten kubanischen Schriftstellerin Mirta Aguirre (1912-1980). Der Chor sang den sphärisch berührenden Text über den Verlust eines geliebten Menschen in der spanischen Originalsprache. Die Musik, die zunächst tonal beginnt, nimmt dann immer mehr, aus dem Text motiviert, an Schärfe zu. Traurige Musik, die mit satten Klängen anrührend auf das Publikum wirkte. Jaquín Rodrigo (1901-1999) war der Komponist des berühmten Gitarrenkonzerts "Concierto de Aranjuez". Das Stück ist aufgebaut wie eine klassische Sinfonie mit den Sätzen: 1. Allegro con Brio, 2. Adagio, 3. Allegro gentile. Der 1. Satz in D-Dur begeisterte mit frisch fröhlichen, volkstümlichen Klängen. Der zweite Satz mit Klagemusik in h-moll erinnert an andalusische Prozessionen in der Semana Sancta. Das bravouröse, stimmungsvolle Gitarrenspiel von Jouquín Clerch war so komponiert worden, dass niemals die zarten Gitarrenklänge vom Orchester erdrückt werden. Ein heiteres H-Dur im Stile des spanischen Hofes rundete dieses außergewöhnliche Konzert mit ständigem Rhythmus- und Taktwechseln ab, souverän von Thomas Gabrisch dirigiert. Jubelnde Begeisterung beim Publikum. Als Zugabe spielte der Solist "Cachita" von Rafael Hernandez.

Im zweiten Programmteil folgte dann das "Requiem" in d-moll von W. A. Mozart. Zum Chor und zur Sinfonietta gesellte sich das Solistenquartett: Sabine Schneider (Sopran), Elvira Bill (Alt), Cézar Dima (Tenor) sowie Achim Hoffmann (Bass). In der traditionellen Fassung der Vervollständigung durch den Mozart-Schüler Franz Xaver Süßmayer erklang nun eines der berühmtesten Werke Mozarts. Der homogene Klang sowie die präzisen Einsätze des Chores waren schon beim Introitus bemerkbar und beeindruckten beim ausdruckstarken "Dies irae" gewaltig. In der großen Fuge zum Kyrie entfaltete der Chor sein ganzes musikalisches Können.

Beim "Tuba mirum", eingeleitet durch die Posaune, stellte Achim Hoffmann seine makellose sonore Tiefe vor. Im "Mors stubebit" hörte man erstmalig Cézar Dima mit leichtem, strahlendem Tenorklang. Im "Judex ergo" war dann die Altistin Elvira Bill mit warm timbrierter Mezzosopran-Stimme zu hören. Sabine Schneider, die bereits im Introitus das "Te decet hymnus" gesungen hatte, begeisterte erneut mit ihrer leichten Höhe und klaren Stimme.

In den Solisten-Quartetten "Recordare" und "Benedictus" überzeugte das Soloensemble

wiederum durch präzise Ausgewogenheit. Die letzten Takte, die Mozart selbst geschrieben hatte, wurden eindringlich und einfühlsam im "Lacrimosa" vom Chor intoniert. Die folgenden Teile der Seelenmesse, die zum Teil von Mozart noch fragmentiert waren, fügten sich bruchlos in dieses Werk ein. Das Publikum wartete nach dem letzten Ton noch geraume Zeit und setzte dann zum gewaltigen Applaus ein. Mit diesem Konzert haben Chor und Orchester bewiesen, dass sie nun zu den namhaften Chören des Landes NRW gehören.

(RP)
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