Ratingen/Mettmann Künstler zeigt Flüchtlingen seine Werke

Ratingen/Mettmann · Junge Leute aus acht Nationen waren zu Gast bei dem Maler und Bildhauer in der ehemaligen Nussbaumschule.

 Yildirim Denizli (rechts) überraschte seine faszinierten Gäste mit seiner Schule voller Bilder.

Yildirim Denizli (rechts) überraschte seine faszinierten Gäste mit seiner Schule voller Bilder.

Foto: A. Blazy

Am Ende des elfmonatigen Integrationskurses, nach 600 Stunden Deutschunterricht, Deutschtest und dem 60-stündigen Kursus "Leben in Deutschland", machte sich Kursleiterin Martina Heintzenberg mit ihren Schülern auf den Weg zu Yildirim Denizli, dem Maler und Bildhauer, der in der ehemaligen Nussbaumschule im Schwarzbachtal an der Stadtgrenze Mettmann/Ratingen lebt und arbeitet.

Neben der Vermittlung von Fakten und Tatsachen, von politischen und geschichtlichen Kenntnissen ist es Martina Heintzenberg wichtig, den Teilnehmern ein vielschichtiges Bild von Deutschland zu zeigen. da erschien ihr ein Besuch bei Denizli mit seiner spannenden Biographie und seiner ganz eigenen künstlerischen Sprache besonders interessant und bereichernd.

Freundlich und mit Handschlag wurde jeder der aus acht Nationen kommenden Schüler begrüßt. Denizli war erfreut und überrascht: "Jemand aus Nepal! Das hatte ich ja noch nie." Überrascht und überwältigt waren auch die Besucher. Eine Schule voller Bilder und Farben, Skulpturen aus einem Baumstamm geschnitzt, verrückte Objekte und Installationen aus Holz und Knochen. Und dazu im Hintergrund Musik von Mozart. Die Kunst von Yildirim Denizli ist verspielt und zum Teil kindlich. Sie strotzt vor Lebensfreude und Optimismus, ist ironisch, aber positiv und lebensbejahend. So zeigt er seinen Besuchern auch sein eigenes Grab, das er sich unter den Rhododendronbüschen im Garten angelegt hat. "Ja, sterben ist traurig, aber ich kapituliere nicht. Ich spiele damit. Traurig sein ist nicht negativ. Es ist berührend." Beim abschließenden Gespräch über die Frage nach dem Sinn von Kunst gerade für Menschen mit Migrationshintergrund, für Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien und dem Irak, offenbart Denizli seine innerste Überzeugung. "So wie ich an Gott glaube, glaube ich an die Kraft der Kunst. Ohne Kunst kann man existieren - als Knochen und Fleisch. Aber zum wirklichen Leben muss man unbedingt mit Kunst zu tun haben. Man muss lernen, anders zu gucken, das Leben von allen Seiten zu betrachten."

Mutmachend verabschiedete sich Denizli von der beeindruckten Gruppe. "Bleibt neugierig, interessiert euch für Kunst und Kultur, geht ins Kino, hört Musik, schaut euch Bilder an", appellierte er an seine Zuhörer. "Bleibt nicht, wie so viele meiner Landsleute, nur in euren Traditionen und somit am Rande der Gesellschaft. Ihr müsst an euch glauben und wirklich etwas wollen. Dann kann man vieles schaffen."

(RP)
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