Analyse Kulturangebot braucht mehr als Geld

Heiligenhaus · Der Etat schrumpft, das Angebot nicht. Neue Wege will man dafür in Heiligenhaus einschlagen. Jetzt macht sich bezahlt, dass gute Programme nicht als Sache des Kulturbüros im Rathaus allein angesehen werden.

 Gefragtes Faltblatt: Kulturbürochef Stephan Nau mit dem neuen Kulturkalender für das zweite Halbjahr 2016.

Gefragtes Faltblatt: Kulturbürochef Stephan Nau mit dem neuen Kulturkalender für das zweite Halbjahr 2016.

Foto: A. Blazy

Man sieht es dem aktuellen Veranstaltungskalender für das zweite Halbjahr zuerst nicht an - aber er ist wirklich neu befüllt. Man nimmt in den gut halbmeterlangen Folder auch Veranstaltungen des Stadtmarketings auf. Hier ist zusammengewachsen, was in den Augen des Publikums eh schon lange zusammengehört. Ein attraktives Jahresprogramm in Sachen Kultur zu schaffen, war nie Sache des Kulturbüros allein.

Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es schmerzliche Einschnitte im Kulturetat gab. Die Rede ist von 80.000 Euro, die inzwischen noch für Programme zur Verfügung stehen. Ein Minus von 20 Prozent gegenüber besseren Jahren. Wirft man aber einen Blick auf das Programm des Stadtfestes, dann sieht das nach allem aus - nur nicht nach Sparausgabe. Das wiederum hängt mit dem gut vernetzten Kulturbetrieb in der Stadt zusammen.

So fließt beispielsweise ein Teil der Erlöse aus dem großen Bücherflohmarkt-Wochenende des Stadtmarketings in eine Veranstaltung, die sich inzwischen gut etabliert hat: Heiligenhaus ist seit Jahren fester Bestandteil im Programm der "Filmschauplätze NRW". Gerade im vergangenen Jahr wurde eine glänzende Idee umgesetzt: Kino auf der riesigen Fläche der A 44-Baustelle. Was beim ersten Hinhören noch etwas schräg klang, erwies sich als Publikumsmagnet.

Ein zweites Beispiel für den besonderen Heiligenhauser Weg ist untrennbar mit einem Mann verbunden: Reinhard Schneider. Eigentlich Verwaltungsmann im Ruhestand, uneigentlich - oder ureigentlich - Kustos eines Museums, für das mit den Jahren fünfstellige Besucherzahlen pro Jahr zur Normalität geworden sind. Insofern ist "Ruhestand" nur eine papierne Formalie. Für den unermüdlichen Ausstellungsmacher und -inspirator Schneider ist das Museum sein zweites Zuhause. Dass ganz nebenbei Oktoberfeste und Weinmärkte an die Abtsküche kamen - und sich etablierten - ist das Verdienst eines Gesamtkonzepts, das seinesgleichen sucht.

Einen völlig anderen Weg gehen die Förderer der Isenbügeler Dorfkirche. Hochkarätig besetzte Klassikkonzerte werden inzwischen geradezu erwartet, wenn von diesem Veranstaltungsort die Rede ist.

Von solchen Ideen profitiert indirekt natürlich das Kulturbüro mit dem Team um Stephan Nau. Dass die Rahmenbedingungen für Kulturarbeit nicht mehr so großzügig sind wie lange Jahre gewohnt, hat man im Büro nicht zum Anlass genommen, in Schicksalsergebenheit die Hände in den Schoß zu legen. Zumal dem morgen beginnenden Stadtfest soll man nichts vom Spardruck anmerken können, das war Ziel der Arbeit. Das Programm bietet Unterhaltung für vier Tage - unabhängig von der Anzahl der auftretenden Bands. Stattdessen setzt man auf gezieltes Marketing - und holte Radio Neandertal an Bord für Moderationen und Spots. Die Manöverkritik wird spannend.

(RP)
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