Ratingen Lärmschutzwand gefährdet Anwohner

Ratingen · An der Straße Meygner Busch ist die Wand laut Gutachter nicht standfest. Die Suche nach den Verantwortlichen läuft.

 Die Anwohner Thomas Demmin, Esther, Ingo und Ryan Krüger sowie Melanie Raszeja (v.l.) befürchten, dass sie für die Instandsetzung der Lärmschutzwand erneut zur Kasse gebeten werden.

Die Anwohner Thomas Demmin, Esther, Ingo und Ryan Krüger sowie Melanie Raszeja (v.l.) befürchten, dass sie für die Instandsetzung der Lärmschutzwand erneut zur Kasse gebeten werden.

Foto: achim blazy

west Der Gutachter aus Niedersachsen findet drastische Worte. "Dass eine derartige Konstruktion von einem Holzbauunternehmen hergestellt und eingebaut wird, ohne dass ein Prüfstatiker dies als unzulässig erkennt, ist unverantwortlich", heißt es in dem Gutachten, das der RP vorliegt. Es geht um die Lärmschutzwand an der Straße Meygner Busch, die zum Neubaugebiet "Felderhof I" gehört und die Wohnhäuser von der Bahntrasse abtrennt. Rund sieben Jahre steht die Konstruktion dort schon. Errichtet wurde die neue Siedlung damals von der Firma Interboden.

Doch wer hat nun Schuld an dem Dilemma? Der Gutachter fasst das Ganze so zusammen: "Die Konstruktion ist nicht standsicher und darf nicht in den Verkehr gebracht werden." Er empfiehlt, vor allem zu prüfen, ob der Baustatiker juristisch noch angreifbar sei, da dieser wohl gegen baurechtliche Vorgaben und einschlägige Gesetze gehandelt habe: "Für den Hersteller der Lärmschutzwand ist baurechtlich und juristisch die Gewährleistung sicherlich abgelaufen." In Auftrag gegeben hat das Gutachten übrigens die Firma Interboden selbst - auf Veranlassung der Eigentümergemeinschaft, zu der auch Ingo Krüger gehört: "Wir haben in der Eigentümerversammlung darauf bestanden."

Aufgefallen war den Anwohnern, dass aus der Schutzwand an diversen Stellen Fusseln heraus hingen, die von dem Innenvlies stammten, das in die Wand eingezogen ist. "Bei Interboden hat man uns dann erklärt, das wäre normal. Im unteren Teil hätten Kinder das herausgezogen, weiter oben wären es Vögel gewesen", erinnert sich Krüger, der ebenso wie die anderen 113 Eigentümer in der Siedlung mit dem Hauskauf auch einen Anteil an der ominösen Schutzwand erwarb. Und sie alle stehen jetzt vor einem großen Problem. Das Gutachten hat schwarz auf weiß ergeben: Die Konstruktion kann so nicht stehen bleiben. Mehr als 25 Euro pro Quadratmeter - insgesamt sind es 1700 - nennt der Gutachter als Mindestpreis für die Instandsetzung. Denn auch das Vlies dürfte eigentlich gar nicht verbaut worden sein - ein Gewebe wäre das nötige Material gewesen.

"Die UV-Bestrahlung der Sonne hat offensichtlich den Vliesstoff zerstört", urteilt er - und das in weniger als zehn Jahren Nutzung. Vlies sei gänzlich ungeeignet für Lärmschutzwände. Hätte man 2007 beim Bau der Anlage gleich ein vernünftiges Material eingebaut, wären nach Berechnungen des Gutachters gerade einmal Mehrkosten in Höhe von rund 500 Euro entstanden. Die nun notwendigen Maßnahmen dürften sich dagegen mindestens auf 50 000 Euro belaufen - und diese Schätzungen seien sehr positiv für die Eigentümer, so der Gutachter.

Wie es jetzt genau weiter geht, steht noch nicht fest. Krüger und seine Mitstreiter jedenfalls sind wütend: "Wir müssen das jetzt ausbaden - und niemand will es Schuld sein. Und auch wenn die Stadt sagt, es besteht keine Gefahr, dass die Wand beim nächsten Wind zusammen stürzt, bleibt immer ein komisches Gefühl."

(RP)
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