Ratingen Lebenslanges Lernen ist ihr Motto

Ratingen · Birte Puls ist die neue hauptamtliche Mitarbeiterin der Hospizbewegung - eine Frau mit viele Qualifikationen.

Wer Birte Puls zuhört, braucht nicht lange, um zu merken, dass man im Fall der Fälle bei ihr gut aufgehoben ist. Sie strahlt Ruhe aus - und das trotz oder vielleicht gerade wegen eines sehr intensiven Alltags. Seit wenigen Wochen ist sie die neue hauptamtliche Mitarbeiterin bei der Hospizbewegung, vertritt Brigitta Zöfelt, die in Elternzeit ist. "Frau Zöfelt hatte ich vor einigen Jahren in einem Fortbildungskurs als Schülerin und habe sie damals selbst auf diese Stelle in Ratingen aufmerksam gemacht", erzählt die 51-Jährige lachend.

Die letzten 14 Jahre hat sie als Dozentin an der Bildungsakademie Essen gearbeitet, zog dafür extra aus ihrer Heimatstadt Mülheim nach Essen. Zu Ratingen hatte sie vor dem Beginn des neuen Jobs nur einen leicht schmerzhaften Bezug, wie sie erzählt: "Mein Zahnarzt hat seit vielen Jahren seine Praxis in Ratingen." Nun hat sie ein Büro im Herzen der Innenstadt und versucht, trauernden Menschen zu helfen und Sterbende auf ihrem letzten Weg zu begleiten. "Nachdem ich die vergangenen Jahre eher im zweiten Glied gestanden habe, arbeite ich jetzt wieder direkt an der Front", sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter, die Medizin studiert: "Die Arbeit für andere Menschen fasziniert mich. Auch die Lehrtätigkeit ist etwas Tolles, aber halt doch etwas anderes als die direkte Arbeit mit Menschen, die Hilfe brauchen."

Angefangen hat sie als Krankenschwester, spezialisierte sich dort schnell für die Bereiche Anästhesie- und Intensivpflege: "Mir war von Anfang an klar, dass ich niemals 30 Jahre auf einer Station bleiben wollte. Lebenslanges Lernen ist so etwas wie mein Leitsatz", erzählt die Hundebesitzerin. Und den setzt sie um, seit Jahrzehnten - und das trotz teilweiser sehr schwieriger Umstände: "Als zwischenzeitlich alleinerziehende Mutter war es schon eine anspruchsvolle Aufgabe, meine nebenberuflichen Aus- und Weiterbildungen, den Haushalt und meine Tochter unter einen Hut zu bringen", erinnert sie sich. Dazu kam auch noch - wenn auch in unterschiedlicher Intensität - das ehrenamtliche Engagement in ambulanten Hospizdiensten. Geholfen habe ihr dabei sicherlich, dass sie seit langen Jahren autogenes Training mache: "Das mache ich seit meinem 18. Lebensjahr."

Und auch jetzt ist das Lernen für Birte Puls noch nicht vorbei - obwohl sie mittlerweile sogar noch ein Studium mit dem Master der Pflegewirtschaft abgeschlossen hat: "Zurzeit mache ich noch eine therapeutische Zusatzausbildung im Bereich Logopädie und Existenzanalyse." Gelernt habe sie aber nicht nur in solchen Bereichen, erzählt sie nachdenklich: "Viel habe ich durch meine Patienten und die Menschen, die ich begleitet habe, gelernt."

Und dann erinnert sie sich an den achtjährigen schwerkranken Jungen aus ihrer Krankenhauszeit. Niemand hatte dem Kind gegenüber erwähnt, dass es keine Hoffnung gebe. Völlig unvermittelt habe der kleine Patient sie dann irgendwann angesprochen: "Birte, ich kann in den nächsten 14 Tagen nicht sterben, meine Eltern sind noch nicht so weit", habe er gesagt. Noch heute weiß die Frau, die sich vor allem durch lange Spaziergänge in der Natur entspannt, genau, wie sehr sie diese Kraft beeindruckt hat: "Und tatsächlich ist der Junge erst 14 Tage später gestorben, als seine Eltern sich mehr damit hatten auseinandersetzen können." Für Martina Rubarth, Koordinatorin der Hospizbewegung, ist die neue Kollegin im Jubiläumsjahr der Hospizbewegung ein Glücksfall: "Wir haben uns von Anfang an menschlich verstanden, das ist die perfekte Ergänzung zu den fachlichen Qualifikationen von Frau Puls."

Die regelmäßigen Sprechzeiten der Ratinger Hospizbewegung finden montags, mittwochs und freitags jeweils von 9 bis 11 Uhr statt. Die in jedem Fall kostenlose und unverbindliche Beratung kann jedoch auch außerhalb der Bürozeiten in Anspruch genommen werden. Diese Beratung findet dann entsprechend individuellen Wünschen im Büro der Hospizbewegung, zuhause, im Altenheim oder auch im Krankenhaus statt.

Kontakt: Bechemer Straße 1, Telefon 23847, E-Mail info@hospizbewegung-ratingen.de

(RP)
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